Expansion nach Deutschland

Decacorn: Was hat es mit der türkischen Zalando-Konkurrenz Trendyol auf sich?

14.06.22 23:35 Uhr

Decacorn: Was hat es mit der türkischen Zalando-Konkurrenz Trendyol auf sich? | finanzen.net

Trendyol, die größte E-Commerce-Plattform der Türkei, baut einen Standort in Deutschland auf. Zunächst soll nur Kleidung verkauft werden, wenn das Geschäft gut läuft, sollen auch die anderen Trendyol-Angebote in Deutschland ausgerollt werden. Was genau steckt hinter dem türkischen Startup mit Millionenbewertung?

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Kostenloser Versand, einfache Rückgabe, exklusive Angebote, flexible Zahlungsmöglichkeiten, über 50.000 Outfits - "30 M Kund:innen lieben uns bereits". Mit diesen Worten profiliert sich das türkische E-Commerce-Startup Trendyol auf seiner deutschen Website. Trendyol wurde 2010 gegründet und ist laut Business Insider die größte E-Commerce-Plattform und das erste Decacorn der Türkei. Außerdem sei es nach Angaben des Analyse-Unternehmens Similar Web im Februar die am zweitschnellsten wachsende Modeplattform in ganz Deutschland gewesen. Nachdem Trendyol 2018 begann, den deutschen Markt zu beliefern, wird seit Frühjahr dieses Jahres in Berlin der erste Firmensitz im Ausland aufgebaut. Wer ist die neue Zalando-Konkurrenz und wie sehen Trendyols Deutschland-Pläne genau aus?

Bewertung mit 16,5 Milliarden US-Dollar - Trendyol ist das erste Decacorn der Türkei

Gegründet wurde Trendyol in Istanbul von der 1981 geborenen Türkin Demet Mutlu als digitale Plattform für den Kauf von Kleidung. Mittlerweile ist das Startup viel mehr als das: Neben einer Eigenmarke und Mode von unabhängigen Herstellern werden über Trendyol Go auch Lebensmittel verkauft, Trendyol Pay ist eine eigene digitale Geldbörse - und es gibt weitere Angebote. Das kommt nicht nur bei der offenbar größtenteils weiblichen Kundschaft aus Europa gut an, sondern auch bei Investoren aus den USA. Mitte 2021 wurde Trendyol bei einer Finanzierungsrunde mit 16,5 Milliarden US-Dollar bewertet und damit zum ersten türkischen Startup mit einer Bewertung von über zehn Milliarden US-Dollar. Geführt wurde die Finanzierungsrunde unter anderem von General Atlantic, SoftBank und Princeville Capital.

Zuvor hatte der chinesische Tech-Gigant und Amazon-Konkurrent Alibaba im Jahr 2018 die Mehrheit der Trendyol-Anteile gekauft und seine Beteiligung im Frühjahr 2021 mit einer Investition von weiteren über 300 Millionen US-Dollar auf insgesamt 86,5 Prozent erhöht.

Bei der deutschen Kundschaft muss Trendyol noch Überzeugungsarbeit leisten

In Berlin will Trendyol bis Ende des Jahres über 200 Mitarbeiter anstellen, berichtet der Business Insider, der ein Interview mit Trendyols Deutschland-Verantwortlichen Caglacan Cetin und Shibu Tharakan führen durfte. Cetin erklärt, man habe Deutschland als Einstiegsland für Firmensitze im Ausland gewählt, weil es der größte Modemarkt Europas sei - und: "Natürlich auch wegen der fünf Millionen Türken, die hier leben." Neben dem Büro in Berlin sollen noch in diesem Jahr allerdings auch Büros in Amsterdam und Luxemburg eröffnet werden. "Wir sind bescheiden. Wir wissen, dass wir die Neuen sind. Damit wir wettbewerbsfähig sind, müssen wir genauso gute oder bessere Arbeit leisten" als die bereits etablierte Konkurrenz. Zalando & Co. hätten bereits mehr Kundendaten und -loyalität, diesen Vorsprung gelte es auszugleichen. Die Loyalität der deutschen Kundschaft zu gewinnen, wird vermutlich trotz der bereits über eine Millionen App-Downloads in nur sieben Monaten gar nicht so einfach: Auf dem Bewertungsportal Trustpilot etwa bewerten 46 Prozent der Kommentare zu Trendyol das Startup mit "ungenügend". Als Gründe werden etwa ein schlechter Kundenservice, schlechte Qualität und falsche Kleidergrößen genannt. Cetin scheint sich dessen bewusst: "Damit wir [einen großen Kundenstamm ansprechen] können, müssen wir eine enorme Menge in Marketing und einen guten Kundenservice investieren", erklärt er gegenüber dem Business Insider.

Und um besonders umweltbewusste Kundinnen und Kunden zu binden, muss Trendyol noch einiges an Arbeit leisten: Einerseits werden die Produkte der eigenen Linie in der Türkei zu nach eigenen Angaben fairen Arbeitsbedingungen produziert, was auch die CO2-Emissionen beim Transport der Waren verringert. Andererseits stammen laut Business Insider 97 Prozent der auf Trendyol erhältlichen Artikel von Dritthändlern, die weder unbedingt auf faire Arbeitsbedingungen noch auf den Schutz der Umwelt achten. "Wir fangen aber gerade an, unsere Prozesse zu hinterfragen und nachhaltiger zu gestalten", sagt Cetin. In der Türkei etwa würden die Waren teilweise per E-Roller geliefert, um den ökologischen Fußabdruck zu verbessern.

Trendyol könnte profitabel sein, steckt das Geld aber bislang lieber in die Expansion

Ungeachtet der großen Aufgabe der Kundenbindung will Trendyol 2022 in Deutschland rund 400 Millionen Euro Umsatz machen und das Geschäftsvolumen bis 2025 auf drei Milliarden Euro bringen, so Cetin. In der Türkei liegt das Geschäftsvolumen laut Business Insider bei acht Milliarden US-Dollar - das sei unter anderem der Pandemie zu verdanken, während der das Volumen um insgesamt 200 Prozent gewachsen sei. Trotz dieser hohen Zahlen ist Trendyol Cetin zufolge nicht profitabel: "Wir könnten profitabel sein, wenn wir wollten, aber wir reinvestieren die Gewinne bewusst lieber in die Expansion." Bis 2025 wolle man noch eine halbe Milliarde US-Dollar in die Etablierung auf ausländischen Märkten investieren. In den nächsten drei bis fünf Jahren wolle man dann auch den großen Schritt wagen und an die Börse gehen, bestätigt Cetin bestehende Gerüchte. Dass Trendyol noch nicht profitabel ist, ist nicht ungewöhnlich - bei der Konkurrenz sieht es ähnlich aus: Zalandos Geschäftsvolumen 2021 betrug rund 14,3 Milliarden Euro, der Nettogewinn des 2008 gegründeten Unternehmens lag bei gerade einmal 234,5 Euro.

Noch ist Trendyol ganz neu in Deutschland. Was das türkische Decacorn aus seinem Platz auf dem deutschen Markt macht und wie es die deutschen Kundinnen und Kunden für sich überzeugen will, bleibt abzuwarten. Bislang ist nicht klar, ob Trendyol sich nur gerade so über Wasser halten oder Zalando & Co. als starke Konkurrenz gefährlich wird.

Redaktion finanzen.net

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