Warum Strompreise in Frankreich immer wieder negativ sind
Strom, für dessen Abnahme man bezahlt wird: Die Utopie negativer Strompreise erleben derzeit Verbraucher im Nachbarland Frankreich. Das sind die Gründe.
• Frankreich hat teils mehr Strom als benötigt
• Erneuerbare Energien mit Boom
• Atomkraftwerke in Planung überflüssig?
Frankreichs Stromerzeugung erlebt derzeit ein Dilemma. Weil das Angebot die Nachfrage teils deutlich übersteigt, müssen Stromerzeuger dafür zahlen, ihren Strom loszuwerden.
Herausforderungen der Energiewende
Dabei ist es insbesondere der Anstieg Erneuerbarer Energien, der dafür sorgt, dass in Frankreich mehr Strom auf dem Markt ist, als benötigt wird. Dies ist auch der Wetterlage im Frühsommer zu schulden: Ist es sonnig und stürmisch, treibt dies die Stromerzeugung bei Solar- und Windkraftanlagen an. In Frankreich kommen rund zwei Drittel der Energie aus Atomkraftwerken, kommt hier zusätzlich der Strom aus Erneuerbaren Energien hinzu, droht bei gleichzeitig in dieser Jahreszeit geringerer Nachfrage eine Überlastung des Stromnetzes.
Zu viel Strom hat Folgen
Da das Stromnetz die großen Schwankungen nicht aushalten kann, hat Frankreich reagiert und eine Reihe von Kernkraftwerken vorübergehend immer mal wieder abgeschaltet. Stromerzeuger unterdessen sahen sich gezwungen, dafür zu bezahlen, dass ihnen die bereits erzeugte Energie abgenommen wird.
Stromversorgung im Wandel
Da die Energiewende in vollem Gange ist, in zahlreichen Ländern aber weiterhin Atomkraftwerke am Netz sind, dürfte es - je nach Anteil des Atomstromes am Energieangebot der Länder - zumindest bei entsprechenden Wetterbedingungen immer wieder dazu kommen, dass das Stromangebot die Nachfrage übersteigt. Entsprechend ist es nötig, flexible Stromtarife einzuführen, mit denen man je nach Bedarf auf die aktuellen Entwicklungen reagieren kann. Einer der wichtigsten Lösungsansätze in diesem Zusammenhang dürfte aber die Entwicklung von Speichermöglichkeiten sein, um den überschüssigen Strom für einen späteren Zeitpunkt aufzubewahren.
Geplante Atomkraftwerke bereits jetzt überflüssig?
Zur Erreichung der Klimaziele ist der Ausbau Erneuerbarer Energien unerlässlich. Speziell Frankreich setzt allerdings zusätzlich in großem Stil auf Atomkraft, um die Verlässlichkeit der Stromverfügbarkeit - unabhängig von Wetterbedingungen - sicherzustellen. Das Land ist nach den Vereinigten Staaten auf Platz zwei der größten Atomstromproduzenten. Zudem will man, um Kohlekraftwerke zu ersetzen und die CO2-Emissionen zu senken, weitere Atomkraftwerke bauen. Der Bau ist massiv staatlich subventioniert, dabei wird es noch Jahre dauern, bis die Werke ans Netz gehen. Werden Erneuerbare Energien weiter in dem Tempo ausgebaut wie bisher, könnte dies für Frankreich bedeuten, dass zumindest ein Teil der geplanten Atomkraftwerke bereits überflüssig ist, bevor sie in Betrieb gehen.
Redaktion finanzen.net
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