Wie sich die Preise für Strom, Gas und Öl in Zukunft entwickeln werden
Mit dem Ukraine-Krieg ist Europa in eine Energiekrise gefallen. Deutschland gehört mittlerweile zu den Ländern mit den weltweit höchsten Stromkosten. Wie werden sich die Preise für Strom, Gas und Öl in den kommenden Jahren entwickeln?
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Seit 2021 sind die Energiepreise in Deutschland enorm in die Höhe geschossen: Zahlten Haushalte 2021 für eine Kilowattstunde (kWh) Strom noch durchschnittlich 31,9 ct, waren es 2022 nach Angaben des Wirtschaftsmagazins Forbes zwischenzeitlich ganze 41 ct. Mit der Abschaffung der EEG-Umlage und der Einführung der Strompreisbremse versucht die Bundesregierung, Strom trotz allem bezahlbar zu halten.
Stromanbieter geben nicht alle Preisänderungen an die Endverbraucher weiter
Den Expertinnen und Experten in der Branche fällt es schwer, zuverlässige Prognosen für die Strompreise in den nächsten Jahren zu treffen - wie schnell sich die Lage ändern kann, hat auch der Ukraine-Krieg wieder verdeutlicht. Berechnet wird der aktuelle Strompreis für Endverbraucher immer anhand des Börsenstrompreises, also anhand des Einkaufspreises für Strom. Dieser ist zum Jahreswechsel 2022/2023 deutlich von ehemals über 40 ct/kWh auf rund 10 ct/kWh gesunken und Stand Mitte Mai seither auch nicht wieder stark angestiegen. Für die meisten Stromkunden bedeutet das jedoch nicht, dass sich auch das Niveau des Verbraucherpreises entsprechend entwickelt hat. Denn: Die Änderungen des Börsenstrompreises werden in der Regel verzögert an die Endverbraucher weitergegeben, machen sich also noch nicht so stark bemerkbar, wie manch Einer vielleicht erwartet hätte. Zudem haben die Stromversorger 2022 nicht alle Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben und gleichen das entsprechende Minus nun aus, indem sie auch nicht alle Preissenkungen weitergeben.
Einige Tarife liegen bereits unter der Strompreisbremse
Wie das Handelsblatt mit Verweis auf das Vergleichsportal Verivox berichtet, scheint die Zeit der Rekordpreise aus der Energiekrise ein klares Ende gefunden zu haben. Dennoch würden die Strompreise von Verivox weiterhin als hoch eingestuft - so lagen Stand Mai 2023 scheinbar noch knapp 80 Prozent aller Stromtarife der Grundversorgung über der Strompreisbremse. Die Strompreisbremse ist seit März 2023 in Kraft und deckelt für 80 Prozent des Stromverbrauchs jedes Haushaltes den Strompreis auf 40 ct/kWh.
Die Lage scheint sich allerdings bereits zu verbessern. So rät Verivox auf seiner Website: "Mittlerweile hat sich die Lage an den Strombörsen wieder etwas entspannt und es gibt wieder günstigere Angebote für Neukunden. Darum empfehlen wir einen regelmäßigen Stromvergleich." Wer wirklich Stromkosten sparen wolle, tue gut daran, sich nicht auf der Strompreisbremse auszuruhen - auch, weil offenbar die Gefahr bestehe, dass die Stromanbieter die Preisbremse ausnutzen, um die Preise für die übrigen 20 Prozent des Stromverbrauchs der privaten Haushalte deutlich anzuheben.
Prognose: Verdopplung der Gas- und Strompreise im Vergleich zum Vorkrisenniveau
Aktuell gehört Deutschland laut GlobalPetrolPrices zu den Ländern mit den höchsten Strompreisen weltweit. In anderen Ländern seien die Preise deutlich niedriger - und das nicht zuletzt wegen eines größeren Fortschritts im Bereich erneuerbare Energien. So lag der Strompreis in Island im September 2022 bei nur rund 14 ct/kWh. Entsprechend erläutert das McKinsey Institut in einer Pressemitteilung: "Die deutsche Stromversorgung steht in den kommenden Jahren vor einer Belastungsprobe: Um bis 2025 das Ziel einer sicheren, bezahlbaren und nachhaltigen Stromversorgung für Deutschland zu erreichen, ist ein massiv beschleunigter Ausbau der erneuerbaren Energien notwendig."
Langfristige Prognosen für die Energiepreise in Deutschland sind aktuell kaum zu finden. Mittelfristig erwartet Ingbert Liebing vom Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), in dem sich die Stadtwerke zusammenschließen, dass die Preise noch leicht sinken und sich dann einpendeln werden. Gegenüber dem Handelsblatt sagt er: "Es wird nach unserer Einschätzung [im Vergleich zum Vorkrisenniveau] absehbar auf eine Verdoppelung der Gas- und Stromtarife hinauslaufen."
Auch Gas- und Benzinpreise hängen stark von den Entwicklungen in der Ukraine ab
Die genaue Höhe der Preise wird sich wohl von Tarif zu Tarif unterscheiden. Eine grobe Orientierung bietet der FOCUS, der mit Verweis auf eine Statistik der Nachrichtenagentur Bloomberg nur eine schwache Veränderung der aktuellen Gaspreise auf etwa 80 Euro pro Megawattstunde (mWh) im Juli 2024 prognostiziert. Weil aber Deutschland in Sachen Gas stark von Russland abhängig ist, treffen die Experten auch hier nur vorsichtige Vorhersagen, die sich mit dem weiteren Geschehen in der Ukraine schnell als falsch erweisen können.
Eine der wenigen Sicherheiten im Bereich Energiepreise: Sprit wird in Deutschland in den nächsten Jahren stetig teurer. Das liegt an der 2021 eingeführten CO2-Steuer. Dazu erklärt der ADAC auf seiner Website: "Der CO2-Preis wird jährlich angehoben und soll voraussichtlich 2026 bei 55 Euro liegen. Dann kosten wahrscheinlich der Liter Benzin fast 16 Cent und der Liter Diesel 17 Cent mehr, als das ohne diese neue Komponente der Fall gewesen wäre." Auch hier können schwer vorhersagbare außenpolitische Entwicklungen jedoch einen großen Einfluss auf die Preise haben. So sind die Spritpreise mit Beginn des Ukraine-Kriegs zwischenzeitlich auf über zwei Euro pro Liter gestiegen.
Redaktion finanzen.net
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