Ein Jahr Sabbatical

Früher in Rente oder ein Sabbatjahr: Das ermöglicht ein Lebensarbeitszeitkonto

27.02.23 06:32 Uhr

Früher in Rente oder ein Sabbatjahr: Das ermöglicht ein Lebensarbeitszeitkonto | finanzen.net

Ein Lebensarbeitszeitkonto ermöglicht es Arbeitnehmern, ihr Arbeitsleben flexibler zu gestalten und sich bei Bedarf zusätzlich zum Urlaub frei zu nehmen oder früher in Rente zu gehen.

Was ist ein Lebensarbeitszeitkonto?

Ein Jahr Auszeit zum Reisen oder endlich einmal Zeit, um sich persönlich weiterzubilden - diesen Wunsch haben bestimmt einige bereits einmal gehegt. Und das am liebsten, wenn man dabei beim eigenen Unternehmen angestellt bleibt und sogar ein Gehalt ausgezahlt bekommt. Ein Lebensarbeitszeitkonto zielt genau darauf ab, dies zu ermöglichen. Es funktioniert ähnlich wie ein normales Arbeitszeitkonto, nur dass dieses nicht auf ein Jahr, sondern auf ein ganzes Leben ausgelegt ist. Sowohl Überstunden als auch Weihnachtsgeld, Gehaltsbestandteile, Prämien, Urlaubsgelder oder übrige Urlaubstage können als Wertguthaben auf das Konto aufgebucht werden - sofern ein Unternehmen dieses Modell anbietet.

Voraussetzungen für ein Arbeitszeitkonto

Das "Gesetz zur sozialrechtlichen Absicherung flexibler Arbeitszeitregelungen" Flexi II-Gesetz von 2009 machte das Langzeitsparen von Arbeitszeit erstmals möglich. Das Lebensarbeitszeitgesetz kann auch als Form einer betrieblichen Vorsorge gesehen werden und soll Arbeitnehmern mehr Flexibilität bieten, wenn sie einmal eine längere Auszeit benötigen. Prinzipiell kann jeder sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer das Lebensarbeitszeitkonto verwenden, auch leitende Angestellte in Führungspositionen dürfen das Modell seit 2018 nutzen. Die Voraussetzung dafür ist, dass das Unternehmen das Lebensarbeitszeitkonto überhaupt zur Verfügung stellt. Tut es das und möchte ein Mitarbeiter dieses in Anspruch nehmen, muss er dies in Schriftform mit seinem Arbeitgeber festhalten. Wichtig ist hierbei, dass der Vertrag nicht zwecks flexiblerer Arbeitszeiten unter der Woche unterschrieben werden soll. Die Verträge zum Lebensarbeitszeitkonto können individuell abgeschlossen oder im Rahmen einer Betriebsvereinbarung unterzeichnet werden.

So funktioniert´s

Sind die rechtlichen Rahmenbedingungen geklärt, kann der Arbeitnehmer damit beginnen, das Wertguthaben seines Lebenszeitkontos zu füllen. Dazu kann er sowohl Zeit, sprich Überstunden oder Urlaubstage, als auch Geld wie das Weihnachtsgeld oder Prämien einzahlen. Der Arbeitnehmer kann jederzeit, wann und wo er will, auf dieses Konto zugreifen und sich frei nehmen, um Angehörige zu pflegen, in Elternzeit zu gehen oder um sich selbst weiterzubilden. Das Modell kann auch genutzt werden, um ein halbes oder ganzes Jahr früher in Rente zu gehen, ohne deswegen Frührente beantragen zu müssen. Der Arbeitnehmer kann sich dabei so lange frei nehmen, wie er möchte oder bis das Wertguthaben aufgebraucht ist. Während dieser Zeit bleibt der Mitarbeiter beim Unternehmen angestellt und kann nach der Auszeit wie gewohnt zur Arbeit zurückkehren. Außerdem bekommt er weiterhin ein Gehalt ausbezahlt, welches seinem Wertguthaben vom Lebenszeitkonto entnommen wird. Dieses Gehalt darf jedoch nicht wesentlich von den vorherigen Monatsgehältern abweichen, es muss zwischen 70 und 130 Prozent der in den Vormonaten erhaltenen Einkommenshöhe liegen. Wichtig zu wissen: Das Geld wird auf dem Konto nicht versteuert, dies erfolgt erst bei der Auszahlung.

Das passiert mit dem Konto im Falle einer Kündigung

Aber was passiert mit der angesparten Zeit und dem angesparten Geld, wenn man bei seinem Arbeitgeber kündigt oder gekündigt wird? Die gute Nachricht - das Wertguthaben auf dem Lebensarbeitszeitkonto verfällt damit nicht. Der nächste Arbeitgeber kann das Lebensarbeitszeitkonto übernehmen und der Mitarbeiter kann das Konto dann dort weiterführen. Lehnt der neue Arbeitgeber dies jedoch ab, kann der Arbeitnehmer von seinem ehemaligen Arbeitgeber verlangen, dass er das Lebensarbeitszeitkonto in voller Höhe ausbezahlt. Eine weitere Option ist es, das Wertguthaben auf die Deutsche Rentenversicherung Bund zu übertragen - hier muss jedoch beachtet werden, dass das Lebensarbeitszeitkonto damit beendet ist und der Angestellte weder weiter darauf einzahlen, noch es zu einem späteren Zeitpunkt an einen anderen Arbeitgeber übertragen kann.

Redaktion finanzen.net

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