Investieren in Wein: Darauf müssen Anleger achten
Wer sich rund um das Thema "Geld anlegen" informiert, beschäftigt sich initial wohl mit traditionellen Investitionsmöglichkeiten, wie Immobilien, Aktien oder Fonds. Neben klassischen Anlagemöglichkeiten, existieren jedoch weitere weniger bekannte Anlageformen - wie beispielsweise die Investition in Wein.
Weinkenner wissen: Ein edler Tropfen ist etwas ganz Besonderes. Ein wirklich guter Wein kann daher nicht nur ein schmackhaftes Getränk, sondern auch ein wertvolles Stück Winzerkunst sein. Die noblen Produkte durchlaufen nämlich in der Regel einen langen Arbeits- und Reifeprozess, weswegen Sammler - ähnlich wie bei Gemälden oder Oldtimern - bereit sind, hohe Summen für das richtige Produkt zu zahlen. Lukrative Weinverkäufe, durchgeführt von Auktionshäusern oder im Rahmen von "private sales", untermauern die wachsende Beliebtheit von Investitionen in Wein. So soll laut Angaben der Unternehmenswebsite des Weinhändlers Lobenberg eine 6-Liter-Flasche 1947 Château Cheval Blanc für unglaubliche 304.000 US-Dollar unter den Hammer gekommen sein, was dieses Produkt zum teuersten jemals verkauften macht. Die Bereitschaft, hohe Preise für qualitativ hochwertige Weine zu bezahlen, ist somit gegeben - um jedoch auf dem Weinmarkt mitmischen und sein Geld renditeträchtig anlegen zu können, werden sowohl eine gute Fachkenntnis als auch das richtige Gespür benötigt.
Diese Weine gewinnen mit der Zeit an Wert
Eine Investition in Wein lohnt sich logischerweise nur dann, wenn dieser mit der Zeit an Wert gewinnt. Da Preissteigerungen in der Regel mit einem Alterungsprozess verbunden sind, weisen ältere und somit länger gereifte Tropfen eine höhere Qualität auf - eine Faustregel, die nur für Weine gilt, die auch für eine Alterung geeignet sind und hinzukommend richtig gelagert wurden. Weininteressierte sollten daher ein gutes Händchen besitzen, das ihnen dabei verhilft, geeignete Kandidaten ausfindig zu machen und diese anschließend durch angemessene Aufbewahrung im Wert zu steigern. Doch woran können Anfänger erkennen, ob ein Wein gut altern wird?
Ein Artikel der Zeitschrift Fortune gibt eine Einführung bezüglich des Alterungspotenzials von Weinen: Gut geeignet seien demnach Flaschen, die im Ankauf bereits etwas teurer sind als andere Vertreter ihrer Sorte. So soll eine 100 Euro teure Flasche eines namenhaften Weinguts bessere Aussichten für eine langfristige Wertsteigerung aufweisen als günstigere Produkte, deren Herkunft weniger prestigeträchtig ist. Ein zweiter, wichtiger Aspekt sei außerdem die Klassifizierung des Weins. Wird der Jahrgang als besonders gut bewertet, ist das Potenzial für eine erfolgreiche Alterung größer. Investoren sollten deshalb nach Produkten aus gut bewerteten Jahrgängen Ausschau halten, um entsprechende Flaschen früh zu kaufen und diese anschließend selbst zu lagern.
Neben diesen beiden recht oberflächlichen Merkmalen, gibt es jedoch auch bestimmte Faktoren, die die Eigenschaften eines Weines beeinflussen und ihn damit als einen guten Kandidaten für eine Alterung qualifizieren können. Laut Fortune kommt es dabei auf vier Parameter an: Den Restzucker, den Alkoholgehalt, die Säure und die Tannine. Alle vier Werte verändern sich während der Alterung und machen den späteren Geschmack aus. Entwickelt ein Wein mit der Zeit eine gute Balance zwischen all diesen Einflussgrößen, ist er hochwertiger und ergo teurer im Verkauf. Sorten, die hohe Konzentrationen aller Werte aufweisen, wie beispielsweise Vintage Port, sind laut Fortune sehr langlebig und eignen sich gut für eine Alterung. Vor einer Investition sollte man sich also unbedingt über die Eigenschaften des Weines informieren, um herauszufinden, ob deren Zusammenspiel eine lange Lagerung zulässt.
Auf die richtige Lagerung kommt es an
Die richtige Auswahl der Weine ist für eine erfolgreiche Geldanlage in der Regel nur die halbe Miete. Damit sich aus den Einkäufen auch wahre Gewinnbringer entwickeln, müssen die Flaschen sorgfältig und unter den optimalen Bedingungen gelagert werden - und das über Jahre oder sogar Jahrzehnte hinweg. Nur auf diese Weise schreitet die Alterung im gewünschten Maße voran und verwandelt den Wein in einen noch edleren Tropfen. Das Deutsche Weininstitut empfiehlt die Aufbewahrung in einem kühlen, feuchten sowie dunklen Keller, der erschütterungsfrei und geruchsneutral ist. Die optimale Durchschnittstemperatur sollte im Gewölbe dabei zwischen 10- und 12°C betragen. Wer diese Möglichkeit nicht hat, seinen Wein aber trotzdem unter sachdienlichen Bedingungen lagern möchte, kann sich einen speziellen Weinklimaschrank zulegen. Wer weder Keller noch Kühlschrank zur Verfügung hat, kann den Wein gegebenenfalls im Schrank oder unter seinem Bett aufbewahren. Sollte wirklich gar kein Ort in den eigenen vier Wänden zu finden sein, gibt es entsprechende Dienstleister, die die Einlagerung stellvertretend übernehmen können.
Keinesfalls sollte Rotwein langfristig in einem gewöhnlichen Kühlschrank gelagert werden. Gegenüber Fortune sagte Jean Frederic Hugel, elsässischer Weinguteigentümer in der 13. Generation, dass ein Weinklimaschrank und ein Kühlschrank zwei vollkommen unterschiedliche Geräte seien: "Ein Kühlschrank soll verderbliche Waren aufbewahren; selbst die mildeste Einstellung ist viel zu kalt für die Weinalterung oder sogar für die Weinpflege, außer natürlich für Weißweine. In einem Kühlschrank wird Ihr Wein einfach nicht altern". Außerdem stoßen herkömmliche Kühlschränke bei der Kühlung spürbare Vibrationen aus, die den Wein in Bewegung versetzen und "aufrühren". Noch schlimmer als eine zu kühle und erschütterungsreiche Umgebung ist allerdings ein überbelichteter Aufbewahrungsort mit hohen Temperaturschwankungen. Deshalb sollte ein Weinregal niemals in der Nähe von Wärmequellen und direktem Sonnenlicht stehen.
Fehler beim Weinkauf vermeiden
Ähnlich wie bei anderen Investitionen gibt es natürlich auch bei Weinkäufen gewisse Fehler, die unbedingt zu vermeiden sind. Der Ankauf sollte generell nur bei seriösen und vertrauenswürdigen Anbietern erfolgen. Nimmt man nur Flaschen von namhaften Weingütern und Händlern entgegen, ist man auf der sicheren Seite, was deren vorherige Lagerung betrifft. Auf keinen Fall sollte man sogenannte "Kellerfunde" oder Produkte ohne Etikette bzw. mit unleserlichen Etiketten kaufen. In diesem Fall ist ungewiss, ob der Inhalt wirklich jener ist, von welchem im Angebot gesprochen wird. Des Weiteren empfiehlt das Nachrichtenportal Welt, beim Erwerb auf die Kapsel, den Korken sowie den Füllstand zu achten. Letzterer sollte sich am Ende des Flaschenhalses und nicht an der Schulter befinden. Neue Verkorkungen würden hinzukommend auf einen verantwortungsvollen Winzer schließen lassen. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, sollte unbedingt auf die Bewertungen von Weinkritiker Robert Parker hören, dessen Bewertungen hohes Ansehen in der Welt der Weine genießen.
Alternative Wein-Investitionsmöglichkeiten
Wer sein Geld in Wein investieren möchte, muss seinen Keller nicht mit unzähligen Flaschen befüllen. Neben dem "traditionellen Kauf" gibt es andere Anlageformen, die alternativ angewendet werden können. In einem Artikel des Internetportals Das Investment werden unterschiedliche Anlagemöglichkeiten vorgestellt: So gibt es beispielsweise bestimmte Fonds, die sich auf Investitionen in Weingüter und Weinberge spezialisiert haben. Durch den Kauf entsprechender Fondsanteile kann man diversifiziert Geld anlegen und eine Rendite mit dem Weinanbau erwirtschaften.
Eine weitere, etwas ausgefallene Möglichkeit, in Wein zu investieren, sind sogenannte Genussscheine, die von verschiedenen Winzern ausgegeben werden. Käufer solcher Papiere sollen nach Angaben von Das Investment keine üblichen Zinsen, sondern Naturalzinsen in Form von Weinflaschen erhalten.
Zu guter Letzt besitzen Weine mit der "London International Vintners Exchange", kurz Liv-ex, eine eigene elektronische Handelsplattform sowie verschiedene Indizes. An der Börse kann entsprechend mit Wein gehandelt und Geld investiert werden. Jedoch gelten auch hier die grundlegenden Parameter für eine erfolgreiche Wertanlage. Anleger sollten das Gebiet ihrer Investitionen verstehen und sich im Klaren sein, dass wirtschaftliche Einbrüche auch die Nachfrage nach teurem Wein reduzieren können.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Christian Delbert / Shutterstock.com