E-Scooter-Startup Voi sammelt 85 Millionen ein
Der schwedische E-Roller-Verleiher Voi Technologies sammelte in der neuesten Finanzierungsrunde 85 Millionen Euro zur Entwicklung robusterer Scooter ein. Langlebigere Roller seien der erste Schritt in Richtung Profitabilität. Aber was ist mit der hohen Unfallzahl?
Rasantes Branchenwachstum
Joseph Constanty, ein Manager des großen chinesischen E-Scooter-Herstellers Niu, erklärte schon Mitte 2018 gegenüber dem Handelsblatt, dass die Branche stark wachse. Auch im Jahr 2019 expandieren die E-Scooter-Verleiher wie Tier, Bird oder Voi sehr aggressiv. Seit dem Sommer dieses Jahres werden die E-Roller auch in den deutschen Großstädten verliehen und gefahren. Mittlerweile stehen in Berlin schon 9.000 der Gefährte zum Fahren bereit. In München und Hamburg sind es momentan etwa 3.000, aber das Angebot wird ausgebaut. So teilte Voi mit, dass man jede Stadt mit mehr als 100.000 Einwohnern als potenziell geeignet für einen neuen Standort ansehe. Die Schweden gehören zu den führenden Anbietern in Europa und wollen bis Ende des Jahres bis zu 35 Städte mit ihrem Angebot versorgen.
Voi Technologies
Bei den Nicht-E-Rollerfahrer ist die Firma Voi hierzulande wohl noch eher unbekannt. Das Startup aus Skandinavien ist einer der vielversprechendsten E-Scooter-Anbieter Europas. So konnte die Firma in den letzten zwei Jahren bereits rund 140 Millionen Dollar von Investoren einstreichen. Aus der kürzlich erfolgten Finanzierungsrunde ging Voi mit 85 Millionen Dollar mehr in der Tasche heraus. Den Betrag will das Unternehmen in die Expansion und vor allem in die Verbesserung der Roller stecken. Im Vordergrund stehe dabei die allgemeine Nutzungszeit der Roller zu verlängern, denn die Boston Consulting Group schätzt die durchschnittliche Lebensdauer der Gefährte auf nur drei Monate. Das Beratungsunternehmen ist zudem davon überzeugt, dass sich das Geschäft erst lohnt, wenn diese Spanne mehr als vier Monate beträgt. Voi-Chef Frederik Hjelm sagte gegenüber dem Handelsblatt, das Unternehmen sei bereits jetzt an manchen Standorten saisonal profitabel, aber innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre wolle man die Profitabilität auch auf Unternehmensebene erreichen.
Es ist jedoch schwierig einzuschätzen, ob die Branche auch in den folgenden Jahren weiter derartig wächst, denn falls das Wachstum zurückgeht, wird der Konkurrenzkampf um Marktanteile zwischen den Firmen extrem zunehmen, wodurch die Preisgestaltung der einzelnen Anbieter eingeschränkt wird. Und neben Voi gibt es auch noch andere ambitionierte E-Scooter-Startups, die in letzter Zeit viel Geld von Investoren einsammeln konnten. Dazu gehören das Berliner Unternehmen Tier, welches im Oktober rund 55 Millionen Euro erhielt, und das US-Startup Bird, das vor kurzem sogar 275 Millionen Dollar von Investoren bekam.
Viele Verletzte durch die Roller
Mit dem rasanten Wachstum der Branche hatte wohl niemand gerechnet, denn inzwischen wird klar, dass zu viele E-Scooter unterwegs sind. Hinzu kommt, dass das Leihangebot auch oft von betrunkenen Personen oder von zwei Leuten gleichzeitig wahrgenommen wird, was nicht erlaubt ist und andere Verkehrsteilnehmer unnötig gefährdet. So ist es jedoch nicht verwunderlich, dass bereits im ersten Monat, in dem die E-Roller in Deutschland an den Start gingen, 21 Verkehrsunfälle mit vier Schwerverletzten auf die Scooter zurückzuführen waren. Voi Technologies äußerte sich bereits zu der hohen Unfallquote mit den Fahrzeugen und erklärte, dass überwiegend junge Menschen ohne Führerschein verantwortungslos fahren würden. Die Schweden wollen deshalb eine bundesweite Sicherheitskampagne starten, um die gesamte Bevölkerung aufzuklären. Die grundsätzliche Frage, wie man es schafft, den E-Scooter sicher in den Straßenverkehr einzubinden, wird jedoch noch länger bestehen bleiben.
Redaktion finanzen.net
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