Kalifornien: Hier sind ab sofort digitale Nummernschilder legal
Kalifornien macht es möglich. Der High-Tech-Bundesstaat der USA digitalisiert nun auch die Nummernschilder seiner Autos. Die Pflicht, metallene Nummernschilder am Auto zu haben, wurde damit abgeschafft.
Gouverneur unterzeichnet Gesetzesvorschlag für digitale Nummernschilder
Was sich schon 2018 mit einem Pilotprogramm des auf digitale Nummernschilder spezialisierten Unternehmens Reviver abzeichnete und Anfang des Jahres mit einem Gesetzesvorschlag auf den Weg gebracht wurde, ist nun Realität: Am 29. September unterzeichnete Kaliforniens Gouverneur Gavin Newson das neue Gesetz, mit dem die Pflicht zum Anbringen metallener Nummernschilder an Pkws entfällt.
Damit digitalisiert der Staat Kalifornien nach dem Vorbild von Arizona und Michigan die letzte verbliebene Sache an seinen Pkws, "die noch antiquiert war", so die demokratische Kongressabgeordnete Lori Wilson laut NZZ. Die Kennzeichen dürfen sich dementsprechend nun auch auf elektronischem Papier befinden, die mit der sogenannten E-Ink-Technologie funktionieren - der gleichen Technologie also, die man bei üblichen E-Readern wie etwa dem Kindle sonst auch findet. Über die App lässt sich dann jedes Jahr ganz simpel die Fahrzeugregistrierung ändern.
Die Funktionen des digitalen Nummernschilds
Revivers sogenannte RPlates werden bereits unter anderem in Arizona und Michigan vertrieben und sollen auch in Kalifornien zum Gebrauch kommen. Die Technik bietet viele individuelle Anpassungsmöglichkeiten. So kann der Schriftzug nach Wunsch entweder Schwarz auf Weiß oder Weiß auf Schwarz dargestellt werden. Außerdem können individuelle Schriftzüge angezeigt werden, die in den USA unter anderem als "Vanity Plates" bekannt sind, berichtet TECHBOOK. Besonders funktional ist die Möglichkeit, mit den Schriftzügen "stolen" und "Amber" am Kennzeichen anzugeben, ob das Auto gestohlen ist oder gerade eine Entführung stattfindet. Außerdem kann die integrierte Funktechnologie dabei helfen, ein gestohlenes Auto wiederzufinden. All diese Dinge können mit der entsprechenden Reviver-App eingestellt werden. Auf Bedenken bezüglich der Robustheit der digitalen Nummernschilder und insbesondere des Displays antwortet der Hersteller, indem er versichert, dass die RPlates Temperaturen zwischen -45°C und +85°C aushalten und nach IP66-Standard staub- und spritzwassergeschützt sind.
Die RPlates sind teurer, aber ersparen den jährlichen Weg zum Amt
Die Vorteile sind offensichtlich und beschränken sich nicht auf Features wie die Individualisierbarkeit des Nummernschilds über die App oder die Verfolgung im Falle eines Diebstahls: So entfällt mit den RPlates die Pflicht zum Anbringen der Kennzeichen-Aufkleber, die in den USA jährlich beim Department of Motor Vehicels (DMV) beantragt und ans Nummernschild geklebt werden müssen. So erspart man sich den Weg zum Amt. Weitere Vorteile kommen bei Flottenbetreibern hinzu, denn diese können die Nummernschilder mit dem Fahrzeuginneren verbinden und so den Aufenthaltsort des Fahrzeugs bestimmen, den Benzinverbrauch abrufen und das Fahrzeug auf eine bestimmte Region begrenzen.
Nachteilig hingegen ist der Preis: Eine RPlate kostet im Monat rund 20 US-Dollar, die Variante für kommerzielle Fahrzeuge sogar 25 US-Dollar. Ein klassisches Nummernschild ist mit einer niedrigen einmaligen Zahlung deutlich günstiger. Außerdem dürften Datenschützer hellhörig werden. Denn das Nummernschild ist mit GPS ausgestattet, wodurch spätestens seit den Enthüllungen von Edward Snowden Bedenken aufkommen, ob insgeheim nicht die Daten an große Tech-Konzerne oder Institutionen weitergegeben werden.
Reviver versichert, keine Daten an Dritte weiterzugeben
Reviver weist solche Vorwürfe in seiner Datenschutzerklärung zurück und erklärt, dass die Daten nicht mit Strafverfolgungsbehörden, der Zulassungsbehörde oder anderen Drittparteien geteilt werden. Der NZZ zufolge lässt sich die Standortdatenerhebung außerdem ausschalten, und das neue Gesetz verbietet es Arbeitgebern, ihre Angestellten mithilfe des digitalen Nummernschilds zu tracken.
In Anbetracht der Tatsache, dass in Deutschland bereits 2020 über die Einführung von Nummernschildern mit integriertem Chip zur automatisierten Verkehrskontrolle diskutiert wurde und man sich aus Datenschutzgründen dagegen entschied (der ADAC etwa warnt bei Datenschutzfragen schnell vor einem "gläsernen Autofahrer"), erscheint die Einführung von RPlates hierzulande unmöglich.
Redaktion finanzen.net
Weitere News
Bildquellen: Alexander Chaikin / Shutterstock.com