Debatte um Kennwerte

Gesundheitsministerium: Inzidenz ist und bleibt wichtiger Parameter

12.07.21 13:11 Uhr

Gesundheitsministerium: Inzidenz ist und bleibt wichtiger Parameter | finanzen.net

In der Debatte um Kennwerte zur Beurteilung der Corona-Lage weist das Bundesgesundheitsministerium darauf hin, dass die sogenannte Sieben-Tage-Inzidenz auch weiterhin berücksichtigt werden wird.

"Die Inzidenz war nie einziger Parameter, um das Pandemiegeschehen zu beurteilen. Aber sie ist und bleibt ein wichtiger Parameter", teilte ein Sprecher am Montag mit. Der Wert gibt die Zahl der Ansteckungen pro 100 000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen an und ist Grundlage für viele Corona-Maßnahmen, etwa für die zuletzt ausgelaufene Bundesnotbremse.

Wer­bung

Richtig sei aber auch, dass die Inzidenz bei steigender Impfquote an Aussagekraft verliere, fügte der Sprecher hinzu. Zumal dann, wenn die besonders vulnerablen Gruppen bereits geimpft seien. So hatte sich Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) bereits mehrfach geäußert, zuletzt am Wochenende.

Deshalb sollen künftig weitere Daten stärker berücksichtigt werden. Das Bundesgesundheitsministerium hatte am Wochenende bekanntgegeben, dass die Kliniken mehr Details zu Covid-19-Fällen melden sollen. Neben der Belegung von Intensivstationen müssen alle Krankenhauseinweisungen wegen Corona übermittelt werden, zuzüglich Alter, Art der Behandlung und Impfstatus der Patienten. Die entsprechende Verordnung dazu solle zügig auf den Weg gebracht werden, hieß es am Sonntag aus dem Ministerium.

Wer­bung

Die "Bild"-Zeitung berichtete am Montag unter Berufung auf ein "internes Dokument" des Robert Koch-Instituts über eine "Wende in der Corona-Politik". Die Inzidenz solle nicht mehr über die Corona-Maßnahmen entscheiden. In dem Papier stelle das RKI die "Hospitalisierung (Krankenhauseinweisung) als zusätzlichen Leitindikator" für die Politik vor.

Die Bundesregierung hat bekräftigt, dass sie bei der Beurteilung der Corona-Lage weiterhin die Sieben-Tage-Inzidenz im Blick behalten wird. Es sei wichtig, weitere Parameter wie die Krankenhauseinweisungen wegen Covid-19 hinzuzuziehen, um die Lage einzuschätzen. "Aber das ist nicht als eine Abkehr von der Sieben-Tage-Inzidenz zu verstehen", sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Montag in Berlin.

Wer­bung

Es sei auch keine Änderung der politischen Strategie damit verbunden, unterstrich der Sprecher. Die Inzidenz sei nach wie vor ein wichtiger Parameter, weil sie unter anderem Trends erkennen lasse. Auf die Frage, ob Maßnahmen wie Schulschließungen künftig weiterhin an die Höhe der Inzidenz gekoppelt werden, verwies der Sprecher auf die Zuständigkeit der Länder im Schulbereich.

Regierungssprecher Steffen Seibert fügte hinzu, man sei unter anderem dank der Impfungen in einer recht guten Lage. Wirtschaft und Handel könnten arbeiten, das Kulturleben kehre zurück. "Das heißt aber alles nicht, dass wir schon in einer Situation der Normalität wären, wenn man mit "normal" vor der Pandemie meint."

Ein Blick in Nachbarländer mache klar, dass niedrige Fallzahlen schnell wieder explodieren könnten. Damit gingen Risiken einher. Es könnten wieder mehr Menschen krank werden. Das Impfen habe die Gesamtrechnung verändert. "Aber wir sind noch nicht ausreichend gewappnet für den Fall dass die Zahlen wieder wirklich stark ansteigen", sagte Seibert.

BERLIN (dpa-AFX)

Bildquellen: Ivan Marc / Shutterstock.com