Schützt eine Cyberversicherung vor Internetkriminalität?
Wer beruflich oder privat viel Zeit online verbringt, der geht stets das Risiko ein, Cyberkriminellen zum Opfer zu fallen. Aus diesem Grund kann man bei den meisten Anbietern eine sogenannte Cyberversicherung abschließen, um sich vor Machenschaften wie Identitätsdiebstahl, Rufschädigung oder Virenangriffen zu schützen - doch ist eine solche spezielle Versicherung überhaupt notwendig?
Cyberversicherung - Was genau ist das?
Die Sparte der Cyberversicherungen richtete sich zu Beginn in erster Linie an kleine und mittelständische Unternehmen, um die durch die immer dominantere Nutzung des Internets aufkommenden neuartigen Schadensfälle abzudecken. Mittlerweile gibt es diese Art von Angebot jedoch auch für private Nutzer. Wie die Verbraucherzentrale erklärt, drehen sich die meisten privaten Cyberversicherungen vor allem um Cybermobbing und Rufschädigung. In solchen Fällen gehören zum Versicherungsschutz dann in der Regel sowohl eine Fallanalyse, die Löschung problematischer Einträge als auch rechtliche und psychologische Beratung.
Das zweite große Standbein von Cyberversicherungen sind Schäden, die durch Virenangriffe auf private Computersysteme entstehen. Laut FinanceScout24 gelingt es Cyberkriminellen immer wieder, durch das Verschicken von Spam-Mails oder gefälschten E-Mails mit infizierten Anhängen oder gefährlichen Links die Computer von Privatleuten anzugreifen. Wird der Versicherte zum Opfer von schädlicher Software, umfasst der Versicherungsschutz normalerweise einen finanziellen Zuschuss für die Datenrettung sowie Schutz beim unrechtmäßigen Onlineshopping. Kurz gesagt kommt die Versicherung für sämtliche Schäden auf, die mit der Wiederherstellung des EDV-Systems zusammenhängen.
Über diesen regulären Schutz hinaus beinhalten viele Cyberversicherungen zusätzlich sogenannte "Assistance-Leistungen", also direkte Hilfeleistung beim Auftreten von Problemen, die von der Versicherung umfasst sind.
Diese Schäden sind bereits durch gewöhnliche Versicherungen gedeckt
Trotz der zusätzlichen Vorteile einer Cyberversicherung sollte sich jeder Haushalt vor einem Abschluss Gedanken darüber machen, ob die zusätzliche Police tatsächlich notwendig ist. Wie FinanceScout24 verrät, ist der überwiegende Teil der durch Cyberkriminalität entstehenden Schäden nämlich bereits durch herkömmliche Versicherungen gedeckt. Da wäre zum einen die private Haftpflichtversicherung, über die jeder Haushalt verfügen sollte. Sie greift, wenn der Versicherte Schäden an Dritten verursacht. Dieser Schutz erstreckt sich in der Tat gerade bei neueren Policen auch auf alles, was im Internet stattfindet. Leitet man beispielsweise unabsichtlich eine E-Mail weiter, die mit einem Virus infiziert ist und Schaden beim Empfänger verursacht, deckt die Haftpflichtversicherung nicht nur die dadurch entstehenden Kosten, sondern schützt den Versicherten auch vor unberechtigten Schadenersatzansprüchen.
Zum anderen sollte jeder Haushalt eine Hausratversicherung besitzen, die normalerweise für Schäden durch Einbruchdiebstahl, Feuer, Leitungswasser oder ähnliche Faktoren gedacht ist. Doch auch im Internet bietet diese Art von Versicherung Schutz. So greift die Hausratversicherung insbesondere dann, wenn Daten des Versicherten gestohlen werden und ihm dadurch ein Schaden entsteht. Dies ist besonders in den Fällen relevant, in denen Zahlungsdaten über Online-Banking oder Online-Shopping gestohlen und für kriminelle Zwecke missbraucht werden.
Wann brauche ich eine Cyberversicherung?
Ob sich eine Cyberversicherung für Privatleute tatsächlich lohnt, ist umstritten. Für ein Unternehmen, dessen täglicher Arbeitsprozess von der Sicherheit und ständigen Verfügbarkeit sensibler Daten abhängt, kann eine solche spezielle Versicherung sicherlich einen wichtigen und dringend benötigten Schutz darstellen. Im privaten Bereich hingegen wird der zusätzliche Schutz einer Cyberversicherung nach Ansicht der Verbraucherzentrale aktuell nicht benötigt. Stattdessen sollte man lieber eine Aktualisierung der privaten Haftpflicht-, Hausrat- und Rechtsschutzversicherung vornehmen, sodass diese auch die online drohenden Gefahren abdecken.
Sollte man dennoch der Ansicht sein, dass der über die herkömmlichen Versicherungen hinausgehende Schutz und die Assistance-Leistungen eine sinnvolle Ergänzung darstellen, so kann man eine derartige Police laut FinanceScout24 bei den meisten Versicherern abschließen. Allerdings sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Vermögensschäden in der Regel nur bis zu einer bestimmten Grenze gedeckt sind. So werden nach Angaben der Verbraucherzentrale beispielsweise Schäden durch Identitätsmissbrauch meist nur bis zu einem Betrag von 15.000 Euro übernommen, bei Internetkäufen sind es sogar nur 3.000 Euro.
Thomas Weschle / Redaktion finanzen.net
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