Besonders klimaschädlich

Tschüss Klimaschutz? Wie umweltfreundlich sind Aldi, Lidl & Co. wirklich

12.06.20 22:41 Uhr

Tschüss Klimaschutz? Wie umweltfreundlich sind Aldi, Lidl & Co. wirklich | finanzen.net

Aldi, Lidl und Co. handeln entgegen ihrem Vorsatz, umweltfreundlicher zu werden.

DUH zieht Bilanz - Supermärkte immer klimaschädlicher

Nachdem 2003 das Einwegpfand auf Einwegdosen und -flaschen eingeführt wurde, ging der Verkauf der umweltschädlichen Getränkedosen seitdem stetig zurück - bis jetzt. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) ermittelte in einer jüngsten Studie, dass der Absatz der klimaschädlichen Einwegdosen 2019 im Vergleich zum Vorjahr um zehn Prozent gestiegen ist. Seit 2003 wurde kein höherer Wert mehr gemessen. Ganze 3,9 Milliarden Dosen wurden im vergangenen Jahr verkauft. Und das, obwohl es eine Mehrwegquote für umweltfreundliche Mehrwegflaschen gibt. Allerdings tragen gerade die Discounter Aldi und Lidl maßgeblich zum Anstieg des Wertes bei, da bei ihnen der Verkauf von Einwegdosen im Jahr 2019 um 30 Prozent zunahm. Neben den beiden Discountern bieten jedoch auch Netto, Norma, Edeka, Rewe und Penny wieder mehr Dosen an, als in den Jahren zuvor - und das entgegen ihrer Strategie umweltfreundlicher zu werden.

Wer­bung

Darum sind Dosen umweltschädlich

Da Einwegdosen einen sehr hohen Schmelzpunkt aufweisen, ist die Herstellung besonders energieintensiv. Einwegdosen sind ferner deswegen klimaschädlich, da sie über weniger Füllvolumen verfügen und somit vergleichsweise mehr Material für die gleiche Füllmenge benötigt wird als bei anderen Verpackungen, so die DUH. Außerdem entsteht bei der Herstellung von Aluminium giftiger Rotschlamm, der in besonderen Becken gelagert werden muss und äußerst umweltschädlich ist. Studien des Umweltbundesamts und des Heidelberger Ifeu-Instituts bestätigen diese Angaben.

Des Weiteren werden lediglich an fünf Standorten in Deutschland Getränkedosen hergestellt, infolgedessen müssen diese Produkte über weite Strecken transportiert werden. Mehrwegflaschen hingegen werden an rund 1.800 Standorten befüllt und größtenteils regional vertrieben, was kürzere Transportwege bedeutet. Thomas Fischer, DUH-Leiter, fügt in der DUH-Pressemitteilung hinzu: "Gerade vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie sind eine regionale Versorgung, möglichst kurze Transportwege und die Stärkung vor Ort angesiedelter Mehrweg-Unternehmen besonders wichtig. All diese Gründe sprechen für regionales Mehrweg und gegen die zentralisierte Abfüllung von Dosen."

Wer­bung

Bundesumweltministerium sanktioniert Lidl und Co.

Demzufolge entschied sich das Bundesumweltministerium um Bundesumweltministerin Svenja Schulze für eine Sanktionierung, angesichts des steigenden Getränkedosenabsatzes und somit des Boykotts der gesetzlichen Mehrwegquote von 70 Prozent. Eine Einweg-Abgabe von 20 Cent zusätzlich zum Pfand muss künftig entrichtet werden.

Allerdings halten sich die Supermärkte und Discounter an Plastikreduktion

Der gestiegene Getränkedosenabsatz steht im Kontrast zu den Klimaschutzvisionen von Aldi und Lidl. Denn die Discounter sind in anderen Bereichen des Klimaschutzes wie dem Reduzieren von Plastiktüten laut einem Chip 365-Bericht erfolgreich und bieten keine kostenlosen Plastiktüten - zum Beispiel bei Obst und Gemüse - mehr an. Im Rahmen der "Reset-Plastic"-Strategie der Lidl-Mutter Schwarz-Gruppe möchte Lidl sogar alle Kunststoffverpackungen seiner Eigenmarken bis 2025 recyclingfähig machen. Damit soll außerdem bis zu 20 Prozent Plastik eingespart werden.

Wer­bung

Während sich Aldi und Lidl in dieser Hinsicht also weiterentwickeln, zeigt die DUH-Studie jedoch, dass die beiden Discounter in puncto Getränkedosen wieder klimaschädlicher geworden sind.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: r.classen / Shutterstock.com, Ian Francis / Shutterstock.com