Japan sagt Deflation den Kampf an: Was das für europäische Anleger bedeutet
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Die Ankündigung der Bank of Japan, das Inflationsziel auf zwei Prozent zu verdoppeln und unbegrenzt Staatsanleihen aufzukaufen, übertraf die Markterwartungen.
von Susanne Woda, Portfoliomanagerin der MERITO Asset Management GmbH
Japans Premier Shizo Abe macht Ernst und sagt der Deflationsspirale den Kampf an, seinen Einfluss bei der Bank of Japan könnte er mit der Neubesetzung des Chefpostens mit Haruito Kuroda weiter ausbauen. Durch die Maßnahmen soll der japanische Yen an Wert verlieren und so der Exportwirtschaft auf die Beine helfen. Die Medien schüren die Angst vor einem internationalen Währungskrieg, doch Anleger können von der aktuellen Situation profitieren, wenn Sie die richtigen Weichen stellen.
Seit Anfang der 90er Jahre ist Japans Wirtschaft in der Deflationsspirale gefangen. Sämtliche Bemühungen, die Konjunktur wieder anzukurbeln, verpufften und zuletzt würgte die Finanz- und Staatsschuldenkrise das zarte Konjunkturpflänzchen im Keim ab. Durch die Erstarkung des Yen als Fluchtwährung befindet sich die japanische Wirtschaft am Boden. Doch jetzt wagt Japan den letzten Versuch, mit einer Staatsverschuldung von 240% des BIP bleiben kaum Alternativen. Unter dem neu gewählten Shinzo Abe soll über eine gezielte Währungsabwertung die Exportwirtschaft angekurbelt werden. Der erste Schritt ist bereits gelungen, der Yen wertete seit Mitte 2012 gegenüber dem Euro um fast 30% ab. Ob die Taktik aufgeht, muss sich erst zeigen. Kann Japan nicht mit steigender Wirtschaftsaktivität aus den Schulden herauswachsen, sind die Aussichten düster.
Welche Konsequenzen hat die japanische Wirtschaftspolitik und welche Auswirkungen hat der schwache Yen auf europäische Investoren? Grundsätzlich kann ein schwacher Yen positiv für uns Europäer sein. Nachdem die Angst um den Verfall des Euro abebbt, ist nun sogar das Gegenteil eingetreten – die Gemeinschaftswährung hat an Kaufkraft gewonnen. Dadurch sind zumindest japanische Güter relativ günstig zu haben. Investoren können die steigende Nachfrage nutzen und in japanische Exportunternehmen, wie Panasonic oder Toyota investieren. Die einfachste Möglichkeit stellt hier der Einstieg über ETFs dar - am besten währungsgesichert, um durch eine weitere Abschwächung des Yen nicht belastet zu werden.
Neben japanischen Aktien kann zusätzlich die heimische Wirtschaft profitieren. Obwohl ein starker Euro grundsätzlich bremsend für den eigenen Export wirkt, können importierende Unternehmen profitieren, die nun im Ausland günstiger einkaufen. Bei der Auswahl sollte besonderer Wert auf deren Marktmacht und eine gewisse Konjunkturunabhängigkeit des Geschäftsmodells geachtet werden. In den Medien ist in den letzten Wochen immer öfter das Wort Währungskrieg zu lesen. Und in der Tat scheinen andere Länder nichts gegen eine konjunkturstützende schwache Währung zu haben, was den Wettlauf um die schwächste Währung in Gang gesetzt hat. Wenn die G20-Länder sich in einer gemeinsamen Erklärung zu freien Wechselkursen bekennen, gibt es Mittel und Wege die eigene Währung zu beeinflussen, die USA haben es mit den Anleihekäufen durch die Fed vorgemacht. Die EZB sieht noch keinen Handlungsbedarf, den Euro zu schwächen. Wie die Märkte gerade eindrücklich beweisen, braucht sie das auch nicht. Der Euro schwächt sich wegen der weiterhin hohen politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten ganz ohne Zutun der Notenbank ab. Die zwischenzeitliche Erholung der Gemeinschaftswährungen im Zuge wiederkehrenden Vertrauens in die Eurozone sollte die Anleger nicht darüber hinwegtäuschen, dass die langfristigen Währungspotenziale nicht mehr in den Industriestaaten liegen.
Die Potenziale sind bei Staaten mit positivem Wirtschaftswachstum und geringer Staatsverschuldung zu suchen und nach wie vor in Schwellenländern in Lateinamerika und Asien zu finden. Kurzfristig werden die exportierenden Länder durch ihre mittlerweile vergleichsweise starke Währung belastet, doch in einigen Ländern fand in den vergangenen Jahren ein Umschwung statt. Der Binnenkonsum beispielsweise in Brasilien und Mexiko ist gestärkt und kann die externen Belastungen abfedern. Wer sich hier positionieren möchte, sollte ein Management wählen, das diese langfristigen Trends verfolgt und dabei regionale und temporäre Währungsrisiken absichert. Das Research des Templeton Global Total Return Fund rund um Michael Hasenstab ist dafür beispielsweise prädestiniert. „Die Währungsmärkte sind auf kurzfristige Sicht schwer berechenbar, daher ist Privatinvestoren von Einzelpositionen in Währungen derzeit eher abzuraten. Die langfristige Verschiebung des Wirtschaftsgefüges von Industrie- zu Schwellenländern ist aber nach wie vor intakt.
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