Behörden sagen Greenwashing bei ESG-Fonds den Kampf an: SEC-Taskforce & BaFin-Strategie
Sowohl die SEC als auch die BaFin haben ihr Vorgehen gegen Greenwashing bei ESG-Fonds verschärft. Die SEC nimmt nun wohl mehrere Vermögensverwalter ins Visier.
Werte in diesem Artikel
• BaFin: Greenwashing schadet dem Vertrauen in den Markt für nachhaltige Investitionen
• "Sustainable-Finance-Strategie" der BaFin soll für mehr Transparenz sorgen
• SEC-Taskforce geht wohl gegen mehrere Vermögensverwalter vor
ESG-Fonds & Greenwashing
Die Abkürzung ESG steht für Environment, Social und Governance. ESG-Fonds sind also solche, die nach bestimmten Kriterien in diesen drei Aspekten überprüft und eingestuft worden sind. Bei Environment (Umwelt) geht es zum Beispiel um Strategien gegen den Klimawandel, wie den Ausbau erneuerbarer Energien oder die Nutzung natürlicher Ressourcen. Bei Social (Soziales) werden beispielsweise faire Standards am Arbeitsplatz, Weiterbildungschancen für die Arbeitnehmenden und die Wahrung von Menschen- und Kinderrechten berücksichtigt. Bei Governance (Unternehmensführung) steht eine gute Unternehmensführung mit transparenter Vergütungspolitik sowie Prävention von Korruption und Bestechung im Fokus.
Wie die Verbraucherzentrale Baden-Württemberg jedoch erklärt, ist nicht immer alles Gold, was glänzt. Vor allem da Nachhaltigkeit für viele immer mehr in den Fokus rückt, somit auch für Anleger, ist es kein Wunder, wenn Unternehmen damit werben. Das Problem bei solchen Anlagen ist jedoch, dass es bisher keinen einheitlichen Standard gibt, ab wann Anlagen nachhaltig sind. Bislang seien die Daten, auf denen die Nachhaltigkeitsbewertungen beruhen, durch die Behörden nur unzureichend überprüft worden, so die Verbraucherzentrale. Deshalb sei die Gefahr, dass es sich bei nachhaltigen Anlagen um Greenwashing handelt, groß. Als Greenwashing wird im Allgemeinen jede Kommunikation verstanden, die ein Wirtschaftssystem, eine Branche, ein Unternehmen, dessen Produkte bzw. Prozesse als umweltschonend bzw. nachhaltig oder umweltschonender bzw. nachhaltiger darstellt, als es in der Realität tatsächlich der Fall ist. Unternehmen betreiben das Greenwashing also, weil sie sich dadurch ein positives Image, höheren Produktabsatz, höhere Preise, schwächere Regulierung oder eine stärkere Lobby versprechen.
BaFin: Greenwashing ist gefährlich
Rupert Schaefer, BaFin-Exekutivdirektor für Strategie, Policy und Steuerung, erklärt in einem Beitrag der BaFin, warum Greenwashing so brisant ist: "Greenwashing ist gefährlich. Es zerstört das Vertrauen in den Markt für nachhaltige Investitionen und schadet Anlegerinnen und Anlegern." Es sei wichtig, dass Investierende die Möglichkeit haben, Entscheidungen für ihre Investitionen zu treffen, die mit ihren Vorlieben für Nachhaltigkeit übereinstimmen. Dazu sei es notwendig, dass sie klare und umfassende Informationen erhalten, die leicht verständlich sind. Es sollte sichergestellt werden, dass sie nicht in die Irre geführt werden und dass sie gemäß den rechtlichen Vorgaben sowie möglicherweise ihren persönlichen ESG-Präferenzen angemessen beraten werden. Deshalb setze sich die Aufsichtsbehörde für mehr Transparenz ein.
Im Zusammenhang mit der neuen "Sustainable-Finance-Strategie" der BaFin soll vermehrt geprüft werden, ob die Finanzakteure alle ihre Risiken im Griff haben. Dazu gehören auch jene, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben. "Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass ausreichend Kapital in nachhaltige Investitionen fließen kann", so Schaefer. Um dem Greenwashing entgegenzuwirken, gebe es auf Produkt- und auch Unternehmensebene spezifische Offenlegungs- und Berichtspflichten, die Transparenz in Fragen der Nachhaltigkeit fördern sollen, wie etwa die Sustainable Finance Disclosure Regulation (SFDR), die CSRD oder die EU-Green Bond-Verordnung. In der Produkt- und Marktaufsicht prüft die BaFin zudem die Einhaltung von Transparenz- und Offenlegungspflichten zur ESG-Wirkung.
SEC-Taskforce
Und auch in den USA hat die SEC ihre Maßnahmen gegen Greenwashing in den vergangenen Jahren deutlich verschärft. Zu diesem Zweck wurde im Jahr 2021 sogar eine Taskforce ins Leben gerufen, die sich auf Klima- und ESG-Fragen konzentriert. Geleitet wird diese derzeit von Sanjay Wadhwa, dem stellvertretenden Direktor der Abteilung für Durchsetzung. "Die Arbeitsgruppe ‚Klima und ESG‘ koordiniert den effektiven Einsatz der Ressourcen der Abteilung, unter anderem durch den Einsatz ausgefeilter Datenanalysen zur Gewinnung und Bewertung von Informationen aller Registranten, um potenzielle Verstöße, einschließlich wesentlicher Lücken oder falscher Angaben bei der Offenlegung von Klimarisiken durch Emittenten im Rahmen bestehender Regeln, zu identifizieren sowie Offenlegungs- und Compliance-Fragen im Zusammenhang mit den ESG-Strategien von Anlageberatern und Fonds", erklärt die US-amerikanische Aufsichtsbehörde. Seit Erstellung der Taskforce hat die SEC bereits mehrere Fälle gegen Finanzdienstleister vorgebracht.
Bisher wurden in diesem Jahr noch keine Klagen eingereicht, was sich jedoch ändern könnte, wenn Ermittlungen eingeleitet werden. Im Juli hat Deutschlands führende Fondsgesellschaft DWS jedoch eine beträchtliche zweistellige Millionensumme für eine potenzielle Einigung in Bezug auf die Greenwashing-Vorwürfe, die gegen das Unternehmen erhoben wurden, zurückgelegt. Sowohl die deutsche Finanzaufsicht als auch Behörden in den USA hatten Untersuchungen gegen das Unternehmen eingeleitet, nachdem die ehemalige Leiterin für Nachhaltigkeit schwerwiegende Anschuldigungen gegen den Fondsanbieter vorgebracht hatte.
Nun nimmt sich die SEC wohl mehrere Vermögensverwalter vor, wie Financial Times berichtet. In der Sache vertraute Anwälte berichteten demnach, dass die Durchsetzungsabteilung der US-Börsenaufsichtsbehörde in diesem Jahr verschiedene Vermögensverwalter kontaktiert habe. Dabei wurden Dokumentenanfragen sowie Vorladungen gestellt. Diese Maßnahmen stehen im Zusammenhang mit dem Investmentmarketing im Bereich Umwelt, Soziales und Governance (ESG) und deuten darauf hin, dass es möglicherweise zu strengeren Durchsetzungsmaßnahmen gegenüber dem Sektor nachhaltiger Fonds kommen könnte. Besonders ins Visier geraten seien vor allem Investmentfonds mit traditioneller Ausrichtung, die jedoch in Fonds mit nachhaltigem Ansatz umstrukturiert wurden. Die Prüfer sollen auch besonderen Fokus auf Anlagekonzepte legen, die sowohl in den USA als auch in Europa vermarktet werden. Produkte, die gleiche Strategien oder Portfoliomanager aufweisen, jedoch Anlegern auf beiden Seiten des Atlantiks unterschiedlich umfassende Informationen bieten, werden besonders intensiv untersucht, berichtet Financial Times.
Michael Piwowar, ehemaliger SEC-Kommissar, jetzt Executive Vice President am Milken Institute, erklärt: "Es würde mich nicht wundern, wenn es bald weitere Durchsetzungsmaßnahmen geben würde." Und auch Jina Choi, eine ehemalige Leiterin des San Francisco-Büros der SEC, rechnet in diesem Jahr mit weiteren Durchsetzungsfällen, da ESG für die SEC ein vorrangiger Bereich sei: "Registrierte Anlageberater unterliegen bereits Prüfungen und Inspektionen, sodass ihre Aussagen zu umweltfreundlichen oder sozialbewussten Investitionen ein fruchtbarer Boden für Untersuchungen und Maßnahmen durch die Durchsetzungsabteilung der SEC sein können."
Redaktion finanzen.net
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