€uro am Sonntag-Serie

Die besten Vermögensverwalter

08.09.09 06:04 Uhr

„Erst mal Verluste vermeiden“, sagt Luca Pesarini. Vom Zürichsee aus managt er zwei höchst erfolgreiche Mischfonds, den Ethna-Aktiv und den Ethna-Global Defensiv.

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von Martin Blümel, Euro am Sonntag

Nüsslisalat steht auf der Karte, und Spaghetti Tessiner Art. Luca Pesarini sitzt auf der Terrasse des Restaurants Luegeten, hoch über dem Zürichsee, eine halbe Autostunde von Zürich entfernt. Hierher kommt er gern zum Mittagessen, zum Büro im benachbarten Wollerau ist es nicht weit. Pesarini ist Chef von Ethna Capital Partners, ein Zehn-Mann-Unternehmen; ein kleiner, unabhängiger Vermögensverwalter, der sich mit gerade einmal zwei Fonds einen Namen gemacht hat: Ethna-Aktiv heißt der eine, Ethna-Global Defensiv der andere. Der eine hat seit Start 2002 um 94 Prozent zugelegt, der andere seit 2007 um 18 Prozent.

Nüsslisalat muss nicht sein, Pesarini wählt den gemischten Salat mit Balsamico. Jahrelang war er in Frankfurt tätig, seit 2001 ist die Schweiz zur neuen Heimat geworden. Den Vorstandsjob beim Bankhaus Julius Bär hat er aufgegeben, dafür ist er nun sein eigener Herr. Die Schweiz, mit dem Büro in Wollerau und dem Wohnsitz am Luganer See, ist für ihn eine Art Symbiose seiner deutsch-italienischen Wurzeln.

„Ich bin in Rom aufgewachsen, in Deutschland habe ich studiert und bin dort ins Berufsleben eingestiegen. Jetzt bin ich geografisch und was die Mentalität angeht ungefähr in der Mitte angekommen.“ Pesarini trägt einen eleganten dunklen Anzug im Restaurant Luegeten, auf die Krawatte wird verzichtet. „Ich fühle mich als Handwerker“, sagt er. „Ich werde fürs Investieren bezahlt, nicht fürs Zocken. Und dafür muss ich wie ein Handwerker bestimmte Dinge einfach abarbeiten.“ Das Rüstzeug dafür hat er sich beim BWL-Studium in Mannheim geholt und anschließend in so ziemlich jeder Position, die man im Passivgeschäft einer Bank innehaben kann: Kundenbetreuung, Makro- und Mikro-Research, Sales, Sales-Trading, Kommissionshandel, am Telefon Aktien verkaufen. Alles in Frankfurt. Bei der Dresdner Bank, bei der Bank in Liechtenstein, bei Bear Stearns, schließlich bei Julius Bär, wo er zum Vorstandsmitglied aufstieg.

Das grillierte Schwertfischsteak wird serviert. Vorzüglich und leicht, es ist warm im Kanton Schwyz. Pesarini erzählt, er hat Schwung. So drahtig-sportlich der Mann, so beredt. Er ist ein Macher, will „immer weiterkommen“. Fast zwangsläufig daher 2001 der Schnitt. „Nach allem, was ich um die Jahrtausendwende an den Börsen erlebt hatte, wollte ich meine eigenen Vorstellungen verwirklichen. Wir waren damals doch alle im relativen Denken gefangen und hatten vergessen, was der eigentliche Bedarf der Anleger ist“, sagt Pesarini. „Es geht nicht darum, Aktie A oder B zu halten, sondern darum, Anlageklassen so zu kombinieren, dass Verluste vermieden werden, erst dann, im zweiten Schritt geht es um Ertragsoptimierung.“

Sein eigenes Unternehmen hat er dann zügig gestartet. Auch weil in der Schweiz die bürokratischen Hürden leichter zu nehmen sind als andernorts. Sein Klientel sind vor allem Privatanleger, die Masse, die oft einfach überfordert sei und gleichzeitig zu gierig. Über 500 Millionen Euro Anlegergelder sind schon zusammengekommen. Letztlich zu viel, um es allein zu managen. Darum holte sich Pesarini vergangenes Jahr Guido Barthels mit ins Boot, einen Anleihen-Spezialisten mit 20 Jahren Berufserfahrung. Ziel der Fondsmanager: Das Gewicht der verschiedenen Anlageklassen wird in den Fonds so angepasst, dass in freundlichen Börsenzeiten der Aktienanteil hochgefahren und in Baisse-Zeiten stärker in Anleihen, Festgeld und Cash-ähnliche Instrumente investiert wird. „Wir wollen das Anlegervermögen in Zeiten rückläufiger Finanzmärkte sichern und in guten Zeiten überdurchschnittlich vermehren“, sagt Pesarini. „Die Frage ist doch: Wie viel Aktie verträgt der Mensch?“ Pesarini hat sich die Frage selbst beantwortet, indem er die Aktiengewichtung beim Aktiv-Fonds vor drei Jahren von theoretisch möglichen 100 Prozent auf maximal 40 Prozent runtergefahren hat. „Warum Volatilität, wenn man doch nachts ruhig schlafen will? Je länger ich in diesem Geschäft bin, desto mehr schätze ich die Vorzüge von Anleihen.“

Ein Dessert? Hausgemachtes Caramelköpfli? Rahm-Kirschtorte aus dem Muotathal? Einmal durchgeschnauft und lieber das Erdbeer-­Zit­ronen-Sorbet gewählt. Pesarini behält den Überblick. Auch bei den Anlageentscheidungen. Hier zählt das große Ganze: Konjunkturzyklen, Geld- und Fiskalpolitik, Wachstumsdynamik, das politische Umfeld. Makrodaten vor Mikrodaten.
Denn: Nachhaltiger Anlageerfolg hängt zu 90 Prozent von der richtigen Asset-Allokation ab. Diese Erkenntnis der modernen Kapitalmarkttheorie ist auch für die Ethna-Leute entscheidend. Zunächst geht es immer erst um die richtige Gewichtung der drei Vermögensklassen Aktien, Anleihen und Geldmarkt.

Bisher gelingt das gut. Weil Pesarini 2007 die Zeichen der Zeit erkannt hatte und seine Aktiengewichtung frühzeitig Richtung null zurückfuhr, richtet der folgende Crash keine Schäden beim Ethna-Aktiv an. Da der Ausstieg aber einige Monate zu früh erfolgte, wurde Pesarini für seine im Nachhinein weise Entscheidung böse bestraft: Ungeduldige Anleger zogen viel Geld aus dem Fonds ab, die Mittel schrumpften auf 200 Millionen Euro zusammen. „Da hatten einige die falschen Erwartungen. Ziel des Fonds ist es nicht, jedes Jahr den DAX zu schlagen. Weil mir das davor aber teilweise gelang, ist es mir zum Verhängnis geworden.“ Das Geld kam in den vergangenen Monaten aber zurück. Dank der Vorsicht, die dem Team auch eine Menge Auszeichnungen einbrachte: erste, zweite und dritte Plätze bei den €uro Fund Awards, bei Fondsbewerter Lipper und beim Österreichischen Fondspreis. Seit Jahren ist der Ethna-Aktiv mit der FondsNote 1 von €uro am Sonntag ausgezeichnet, ebenso mit fünf Sternen der Ratingagentur Morningstar.

Vorsichtig sind die Ethnas geblieben. So stecken beim Aktiv derzeit nur zwischen acht und zwölf Prozent in Aktien, der Rest in Anleihen und Geldmarktpapieren. Beim Global Defensiv finden sich gar keine Aktien. Die gute Wertentwicklung der vergangenen Monate kam vor allem zustande, weil frühzeitig in Unternehmens-Bonds investiert wurde.

Aktuell sehen Pesarini und Barthels noch kaum Anzeichen für eine nachhaltige Erholung der Wirtschaft und halten das Risiko deshalb niedrig. „Die Märkte fahren mit einer Sichtweite von einem Meter, dahinter ist nichts als Nebel.“ Der Aktienmarkt werde in den kommenden Jahren im besten Falle seitwärts laufen.

„Der DAX muss nicht auf 2000 fallen, aber wenn sie mich fragen, ob er vom aktuellen Niveau eher steigt oder fällt, dann bin ich der Meinung, dass er eher fällt. Im Grunde genommen bin ich fast davon überzeugt, dass wir in den nächsten zwei Jahren Nullrunden drehen werden. Eine tolle Chance für ein aktives Fondsmanagement.“ Dann gelte in schöner Regelmäßigkeit: Kaufen, Gewinne mitnehmen, Warten, wieder Kaufen, Gewinne mitnehmen.

Noch einen Cappuccino? Einen Latte Macchiato? Pesarini muss weiter, nach Zürich, wichtige Termine. Vielleicht geht es um einen neuen Fonds? Um das Angebot abzurunden, würde Pesarini gern einen dritten Fonds starten. Mit einem Aktienanteil von 30 bis 70 Prozent. Etwas aggressiver also, aber ein echter Mischfonds wie die anderen Ethnas auch. Der Cappuccino ist getrunken. Auf Wiederluege Luetegen. Investor-Info:

Ethna-Aktiv E
Der ausgewogene Mischfonds

Stabilität, Sicherheit und Liquidität sind hier die Schlüsselkriterien. Der Aktiv ist ein Mischfonds, bei dem das Vermögen flexibel in die drei Anlageklassen Aktien, Anleihen und Geldmarkt aufgeteilt wird. Ziel: Das investierte Kapital des Anlegers erhalten, eine absolut positive Rendite erreichen, unnötige Risiken vermeiden. Bei den Aktien liegt der Schwerpunkt auf Standardwerten aus Europa. Je nach Marktlage liegt die Aktienquote zwischen null und maximal 40 Prozent. Bei den Anleihen steht Qualität im Vordergrund. Investiert wird in Papiere öffentlicher Emittenten, internationaler Organisationen und Unternehmen mit sehr guter bis guter Bonität. Die Zielrendite des Fonds liegt bei fünf bis zehn Prozent pro Jahr bei einer niedrigen Schwankungsintensität von maximal sechs Prozent. Das Konzept hat sich bewährt. Seit Auflage 2002 legte der Fonds 94 Prozent zu, bei Schwankungen von 3,9 Prozent über 36 Monate.

Ethna-Global Defensiv
Der vorsichtige Mischfonds

Der Global ist ein Mischfonds mit defensiver Ausrichtung. Der Leitgedanke heißt in erster Linie Sicherheit. Mittel zum Zweck ist dabei ein aktives Management, wobei im Vergleich zum Ethna-Aktiv E noch vorsichtiger vorgegangen wird: Anlageschwerpunkt sind Anleihen der OECD-Länder mit sehr guter bis guter Bonität. Zudem wird auch in den Geldmarkt investiert und je nach Marktlage bis maximal zehn Prozent in Aktien. Die Sicherheit eines Anleihefonds soll so mit den Chancen der Aktienmärkte kombiniert werden. Die Zielrendite liegt bei fünf Prozent pro Jahr, bei einer Volatilität von unter vier Prozent. Auch hier hat sich das Konzept bewährt. Bei minimalen Schwankungen legte der Global Defensiv seit Fondsstart 2007 insgesamt 18,2 Prozent zu, im Jahr 2008 betrug die Wertentwicklung 5,6 Prozent.