DWS-Chef Kaldemorgen: "Billiges Geld stützt die Aktienkurse"
Der Chef der DWS, Klaus Kaldemorgen, verrät im Interview mit €uro, warum Aktien gerade jetzt attraktiv sind - und wo neue Spekulationsblasen drohen.
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Klaus Kaldemorgen, 56, ist DWS-Chef und managt die Aktienfonds Akkumula und Vermögensbildungsfonds I . €uro fragte ihn zu Aktien, Inflation und Schulden.
€uro: Herr Kaldemorgen, die G20-Staaten haben einen Formelkompromiss geschlossen, ihre Defizite zu senken. Bundeskanzlerin Merkel will sparen, aber gilt die auch für US-Präsident Obama? Er hat unlängst verlangt, dass wir uns weiter verschulden, um die Wirtschaft anzukurbeln. Wer liegt richtig?
Klaus Kaldemorgen: Es ist gelinde gesagt eine Zumutung, wie die amerikanische Regierung versucht, sich in die europäische Haushaltspolitik einzumischen. Das Haushaltsdefizit der USA ist gemessen am Bruttosozialprodukt größer als das der Europäischen Union. Offenbar befürchten die Amerikaner, dass durch die europäischen Sparbemühungen die Aufmerksamkeit wieder verstärkt auf die eigenen Defizite gelenkt wird.
Dennoch, was ist richtig: Sparen oder sich weiter verschulden?
Kaldemorgen: Wir benötigen ein Selbsttragendes Wachstum. Dafür sorgen aber nicht permanent neue staatliche Schulden, das schafft nur die private Nachfrage der Konsumenten und Unternehmen. Verlässliche Rahmenbedingungen auch auf steuerlicher Seite sind hiefür wichtiger als staatliche Ausgabenprogramme.
Die staatlichen Schuldenberge sind inzwischen extrem hoch. Können wir sie jemals abbauen?
Kaldemorgen: Niemand erwartet, dass wir sämtliche Schulden tilgen. Eine permanente Neuverschuldung die erheblich über dem Wirtschaftswachstum liegt bringt uns aber an die Grenzen der Staatsverschuldung. Man kann Griechenland fast dankbar sein, dass wir dies dort drastisch vor Augen geführt bekommen haben.
Welche Wege könnten aus der Schuldenspirale herausführen?
Kaldemorgen: Ein stärkeres Wirtschaftswachstum wäre der Königsweg, hier sieht es allerdings in der westlichen Welt eher düster aus. Der Wachstumsschwerpunkt hat sich in die Schwellenländer verlagert. Ein anderer Ausweg aus der Schuldenfalle besteht in einer stärkeren Monetarisierung der Staatsschulden, oder einfach ausgedrückt in mehr Inflation.
Das heißt?
Kaldemorgen: Liegt die Inflationsrate für einige Jahre bei vier bis fünf Prozent, hat sich das Schuldenproblem schnell erledigt. Die Zeche dafür würde aber der Sparer zahlen. Für ihn gibt es nichts Schlimmeres als Geldentwertung, da der dadurch erlittene Kaufkraftverlust seines Vermögens dauerhaft ist.
Kommt es denn zu Inflation?
Kaldemorgen: Dies hängt vom Sparwillen der europäischen Staaten ab. Das Problem ist erkannt und die ersten Schritte Richtung Haushaltskonsolidierung sind ermutigend. In der Historie gibt es durchaus Beispiele von Staaten, die ihre Verschuldung wieder in den Griff bekommen haben.
Inwiefern wären höhere Zinsen ein Risiko? Sie könnten den Abbau der Schulden erschweren.
Kaldemorgen: Richtig, die Zinsen sind die Achillesferse der Staatshaushalte. Steigen die Zinsen in Deutschland nur um ein Prozent, so würde die Zinsbelastung des Bundes um 18 Milliarden Euro steigen. Die EZB wird die Leitzinsen deshalb für längere Zeit niedrig belassen, um die Sparbemühungen der europäischen Staaten nicht zu konterkarieren.
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Was sind die ökonomischen Kosten der niedrigen Leitzinsen?
Kaldemorgen: Es besteht die Gefahr, dass sich weitere Blasen an den Kapitalmärkten bilden. Billiges Geld verleitet dazu Risiken zu unterschätzen.
Wo könnte es Blasen geben?
Kaldemorgen: Zum Beispiel bei Rohstoffen. Schon jetzt fließt viel Geld in Gold. Auch Währungen können leicht zum Spielball der Spekulation werden. Es ist zum Beispiel problematisch das die gegenwärtige Flucht aus dem Euro kleinere monetäre Systeme wie den Schweizer Franken aufbläht. Selbst die Schwellenländer können Probleme bekommen wenn zu schnell zu viel Geld in diese Märkte strömt. Spätestens dann, wenn diese Anlagen kurzfristig wieder den Rückzug antreten.
Was bedeutet dies für Aktien?
Kaldemorgen: Eigentlich nur gutes, denn billiges Geld stützt Aktien. Wichtiger aber: Mit Aktien besitzen Anleger Anteile am Produktivvermögen und investieren damit an der Quelle unseres Wohlstands. Unternehmen zahlen Steuern mit denen sich der Staat finanziert, sie schaffen Arbeit und Lohneinkommen und am Ende bleibt auch für die Aktionäre eine Rendite in Form von Dividenden und Kursgewinnen. Aktien sind als Anlageklasse momentan sehr günstig bewertet und bieten über ihre Substanz einen gewissen Schutz gegen inflationäre Entwicklungen.
Welche Titel mögen Sie derzeit?
Kaldemorgen: Die Zinsen bleiben auf absehbare Zeit niedrig. Das spricht für defensive Titel mit hohen Dividenden. Gerade auch im Vergleich zu Anleihen sind die Dividendenrenditen außerordentlich hoch. Die 25 Topdividendenzahler in Europa haben im Durchschnitt eine Dividendenrendite von knapp sechs Prozent.
Was ist noch attraktiv?
Kaldemorgen: Europäische Exportunternehmen etwa aus Deutschland, Frankreich und Italien sind in diesem Jahr stark unter die Räder gekommen. Sie profitieren aber stark von den wachsenden Exporten in die Emerging Markets, sowie von der starken Abwertung des Euros gegenüber fast allen Währungen.
Sie halten seit etlichen Jahren Ölaktien. Auch nach dem BP Debakel?
Kaldemorgen: Wir sind deutlich vorsichtiger geworden. BP haben wir kurz nach dem Unglück im Golf von Mexiko abgestoßen. Aber auch alle anderen Ölunternehmen sind negativ von dieser Katastrophe betroffen.
Das heißt?
Kaldemorgen: Öl zu fördern wird deutlich teurer werden und mit erheblichen Sicherheitsauflagen verbunden sein. Dies ist vernünftig und sachgerecht, da sich so etwas nicht wiederholen darf. Ich befürchte allerdings, dass die Staaten das Unglück zum Anlass nehmen um die hochprofitable Industrie mit zusätzlichen Steuern und Abgaben zur Kasse zu bitten. Parallelen zur Finanzbranche oder den Stromversorgern sind offensichtlich.
Vielen Dank für das Gespräch.
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