Kleinsparer im Visier

Der Zukunftsfonds kommt: Diekmann und Fischer wollen 20 Milliarden Euro einsammeln - von den Konten der Sparer

21.12.17 22:58 Uhr

Der Zukunftsfonds kommt: Diekmann und Fischer wollen 20 Milliarden Euro einsammeln - von den Konten der Sparer | finanzen.net

Ein Mischfonds ohne Risiko, dafür mit hoher Rendite - das versprechen Ex-BILD-Herausgeber Kai Diekmann und Starbanker Lenny Fischer den deutschen Kleinsparern. Der "Zukunftsfonds" soll die Geldanlage schlechthin für die breite Masse werden - ein höchst ambitioniertes Ziel.

20 Milliarden Euro - so viel Geld soll der "Zukunftsfonds" bei denjenigen Anlegern einsammeln, die vom Sparbuch die Nase voll haben. Oder anders formuliert: Diekmann und Fischer wollen ein Prozent "der 2.000 Milliarden Euro, die in Deutschland auf Konten herumliegen" in den neuen Superfonds, der genau genommen ein virtueller Vermögensverwalter ist, umleiten, wie Diekmann im Interview mit dem "Manager Magazin" erklärte. Dabei sollen besonders die jährlichen Gesamtkosten von 1,4 Prozent des angelegten Kapitals die Sparer zahlreich in den neuen Fonds locken. Als Belohnung winkt eine satte Rendite: 2 bis 4 Prozent p.a. versprechen die beiden Partner. Der "Zukunftsfonds" klingt nach einem wahren Geldanlagemärchen. Die Frage, die sich jedoch aufdrängt, ist: Gibt es für die Sparer tatsächlich das versprochene Happy End?

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Hohe Rendite ohne Risiko - wie funktioniert das?

Ein Mischfonds nahezu ohne Risiko, kostengünstig und gleichzeitig mit einer ansehnlichen Rendite? Das klingt für nicht wenige gelinde gesagt unglaublich. Diekmann und Fischer geben sich jedoch selbstsicher. Die niedrigen Gesamtkosten sollen einem radikalen Kostenvermeidungsprogramm geschuldet sein, verriet Diekmann im oben genannten Interview. Dafür wollen Diekmann und Fischer auch auf die Auszahlung eines Gehalts verzichten und anstatt viel Geld in Werbung zu pumpen, vor allem auf mediale Aufmerksamkeit und Partnerschaften setzen. Die größte Rolle soll und wird dabei aller Voraussicht nach die dazugehörige "Informations- und Kommunikationsplattform" spielen - ein Portal, das Sparern fernab des Börsenparketts leicht verständlich Themen rund um Finanzen und Geldanlage nahebringen soll. Dabei ist vor allem Diekmann wichtig zu betonen, dass dieses Portal unabhängig arbeiten und Fonds und Finanzplattform getrennt voneinander auftreten werden. Die Vertriebspower, die das Portal auf Touren bringen soll, kommt ebenfalls aus einer Hand: Von Diekmanns eigener Webcontent-Agentur "Storymachine".

Düstere Erinnerungen an die "Volksaktie" - droht die nächste Anlegerfalle?

Die Deutschen gelten gemeinhin als ängstliche Anleger und halten sich in der Mehrheit nach wie vor vom Börsenparkett fern. Frisch sind zudem noch die Erinnerungen an die "Volksaktie", als die Telekom-Aktie angepriesen wurde. Damals wurden Kleinanleger in Scharen in das Papier getrieben - zu einem Zeitpunkt, zu dem die Party eigentlich längst vorbei war. Die Folge: Massenweise Verluste auf Seiten der Sparer. Die Deutschen haben das noch nicht vergessen - und der Markt sieht aktuell recht ähnlich aus. Die Märkte befinden sich auf hohem Niveau, vielerorts herrscht die Meinung vor, sie seien sogar bereits heiß gelaufen. Auch über Zinserhöhungen wird längst geredet. Kurzum: Alle Zeichen stehen auf Crash - zumindest in absehbarer Zukunft. Höhere Zinsen könnten in Sekunden die Luft aus den Märkten lassen. Was passiert dann mit den Sparern, die ihr Geld im "Zukunftsfonds" deponiert haben?

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Wie reagiert der Zukunftsfonds wenn der Crash kommt?

Lenny Fischer weiß Antwort: "Es könnte uns helfen, wenn die Märkte mal nachgeben. Als Beweis dafür, dass unser Konzept funktioniert. (…) Wir sind ein Total Return Fund. (…) Das bedeutet, selbst wenn der Markt zwischenzeitlich mal um 30 Prozent abstürzt, werden wir versuchen, das Risiko unserer Anleger auf maximal 5 Prozent zu begrenzen", verkündete der Starbanker im Interview. Es stellt sich jedoch die Frage, ob die Anleger, die auf eine satte Rendite mit dem "Zukunftsfonds" hoffen, mit einer maximal fünfprozentigen Risikobegrenzung zufrieden sein werden - zumal Diekmann und Fischer auf Anleger setzen, die sich im Börsenumfeld wenig bis gar nicht auskennen. Ein Börsencrash könnte diese unerfahrenen Anleger schneller verschrecken, als die beiden Partner reagieren können. Grund genug für Anleger, einen genaueren Blick zu riskieren.

Was steckt beim Zukunftsfonds unter der Haube?

Eine satte Rendite, ein stattliches Fondsvolumen und das schon in kurzer Zeit? Nach geringem Risiko klingt das zunächst nicht. Ein Blick ins Fondsprospekt schafft Klarheit: Ganz ohne Risiko kommt auch der vermeintlich sichere "Zukunftsfonds" nicht aus. Die ganze Klaviatur der Derivatewelt ist erlaubt. Bis zu zehn Prozent des Fondswertes darf von der Gesellschaft in Wertpapiere angelegt werden, welche nicht zum Börsenhandel zugelassen sind - sogenannte "over the counter"-Geschäfte oder kurz OTCs. Diese Geschäfte finden nicht im regulierten Handelsmarkt statt. Zwar ist es gängige Praxis, dass Fondsmanager ihr Portfolio mit solchen Positionen absichern, doch ganz ohne Risiko ist diese Methode dennoch nicht. In jedem Fall besteht auch hier das Risiko von Ausfällen oder Insolvenzen, das letztendlich die Fondsanleger mittragen müssen. Beworben wird der "Zukunftsfonds" jedoch ausdrücklich als sichere Geldanlage: "Wir wollen klassische Sparbuchsparer ansprechen, weil sie sich mit ihrem Sicherheitsbedürfnis gut bei uns aufgehoben fühlen können", so Fischer gegenüber dem "Manager Magazin".

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Kann der "Zukunftsfonds" die Deutschen wieder aufs Börsenparkett locken?

Ob der "Zukunftsfonds" die Börsenlust der Deutschen aus dem Dornröschenschlaf wird wecken können, wird sich schon bald zeigen, wenn Diekmann die Medien-Offensive für den neuen Vermögensverwalter zündet. Aus seiner Zeit bei "BILD" weiß der ehemalige Chefredakteur, wie man die Massen adressieren kann. Die Frage ist: Wird Diekmann sie auch nachhaltig interessieren können, sodass die Deutschen sogar ihr Geld in seine und Lenny Fischers Hände legen? Einen Mischfonds in heißen Marktzeiten aufzulegen und ein Zielvolumen von 20 Milliarden Euro auszuloben - das erfordert im mindesten Mut. Ob sich dieser auf einem stabilen Fundament gründet, bleibt abzuwarten.

Redaktion finanzen.net

Bildquellen: Dieter Spannknebel/Getty Images