Anlagestratege Ebert: "Sind auf Zinswende ausgerichtet"
Bernhard Ebert, der Anlagestratege der Bethmann Bank, über anziehende Teuerung in den USA, Wachstum in China - und Chancen für deutsche Anleger.
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von Ralf Ferken, Euro am Sonntag
€uro am Sonntag: Herr Ebert, China wird für die Weltwirtschaft immer wichtiger. Wie bewerten Sie die Lage dort?
Bernhard Ebert: Wir hinterfragen natürlich, wie ernst man die offiziellen BIP-Zahlen aus China nehmen kann. Vermutlich sind die Zahlen ein bisschen zu hoch angesetzt, aber sie sind konsistent und deuten in die erwartete Richtung.
Was meinen Sie mit konsistent?
Die Zahlen deuten einen langsamen Rückgang des Wachstums an. Das sehen alle Fachleute so. Und dieser Rückgang ist natürlich. Kein Land kann über zwei Dekaden mit zweistelligen Wachstumsraten zulegen.
Wird das Wachstum einbrechen?
Nein, China wird nicht aus der Bahn geworfen. Der Werkzeugkasten des Landes ist gut gefüllt, sodass die Regierung auf allen Ebenen agieren kann. Es ist zum Beispiel ein Glücksfall, dass China noch genügend Spielraum hat, um die Zinsen zu senken. Zudem plant die Regierung weitere Privatisierungen.
In den USA liegt der Leitzins seit fast sieben Jahren bei null bis 0,25 Prozent. Halten Sie dies im Rückblick für richtig?
Die expansive Geldpolitik der US-Notenbank hat gewirkt. Das müssen selbst Skeptiker zugeben, denn wir haben keine globale Rezession erlebt. Aber selbstverständlich kann diese expansive Geldpolitik nicht ewig fortgesetzt werden.
Sollte die US-Notenbank die Leitzinsen Ihrer Meinung nach denn bald erhöhen?
Seit rund einer Dekade hat der Markt keine steigenden US-Zinsen mehr gesehen. Eine Zinserhöhung würde signalisieren, dass die Welt nach der Finanzkrise 2008/2009 wieder in Ordnung kommt. Zudem muss die Federal Reserve darauf achten, dass sie nicht irgendwann "behind the curve" gerät und die Inflation zu stark steigt.
Derzeit glaubt fast keiner, dass die Inflation wieder steigt.
Hier hängt viel vom Ölpreis ab. Durch den gesunkenen Ölpreis fallen die Inflationsraten momentan sehr gering aus. Der Effekt läuft aber aus. Die offizielle Inflationsrate in den USA könnte daher 2016 von fast null Prozent in Richtung zwei Prozent steigen.
Welche Aktien bevorzugen Sie regional?
Im Jahr 2014 haben wir US-Aktien favorisiert. Seit dem Jahreswechsel 2014/2015 gewichten wir europäische Aktien höher. Wie immer sind die USA im Zyklus weiter. Zum Beispiel weisen US-Aktien extrem hohe Margen auf. Europa kommt hier von der anderen Seite. Bei uns ist das Nachhol- und Überraschungspotenzial größer. So überrascht etwa die Binnenwirtschaft in Europa derzeit positiv.
Können die Aktienkurse überhaupt noch weiter steigen? Die Hausse läuft schon seit 2009.
Wir stehen nicht mehr am Anfang des Zyklus. Am Ende steigen aber meist Rohstoff- oder Stahlwerte. Das ist bis heute nicht passiert. Insofern sind wir hoffnungsvoll, dass das letzte Drittel des Zyklus noch bevorsteht.
Auch wenn die Zinsen steigen?
Sollten die Zinsen steigen, war dies für Aktien historisch meist positiv. Erst wenn Anleihen ihr Zinshoch erreicht haben, wird es für Aktien gefährlich.
Wie agieren Sie auf Bondseite?
Wir sind auf eine Zinswende ausgerichtet. Ein Zinsanstieg kann schnell kommen. Daher setzen wir seit einiger Zeit auf kürzere Laufzeiten, um Kursverluste zu vermeiden. Das tut etwas weh, aber nicht so richtig. Man gibt damit nur wenige Basispunkte an Rendite auf, reduziert das Risiko aber deutlich.
Investor-Info
Fonds im Fokus
Bethmann Ausgewogen
Der 2007 aufgelegte Mischfonds Bethmann Vermögensverwaltung Ausgewogen der traditionsreichen Privatbank (siehe Interview) soll das Vermögen breit streuen und Anlegern eine möglichst hohe Rendite bringen. Dafür kann das Fondsmanagement alle Anlageklassen nutzen: Aktien, Renten, Rohstoffe, Immobilien, Zertifikate und andere Fonds. Der Aktienanteil darf maximal 75 Prozent betragen, derzeit sind es gut 50 Prozent. Zu den größten Aktienpositionen zählen Comcast, Mastercard, Deutsche Börse, Allianz und Adecco sowie ein ETF auf Japan. Auf der Rentenseite haben Anleihen von Goldman Sachs, Spanien und Italien großes Gewicht. Auf Sicht von fünf Jahren hat der Fonds bei moderaten Schwankungen um mehr als 30 Prozent zugelegt.
Fazit: Guter Mischfonds für flexible Investoren zu recht niedrigen Kosten.
Kurzvita
Bernhard Ebert leitet die Vermögensverwaltung und die Anlagestrategie bei der Bethmann Bank (siehe unten, "Fonds im Fokus"). Zuvor arbeitete der 1956 geborene Ebert, der in Konstanz Verwaltungswissenschaften studierte, bei Metzler, JP Morgan und Deutscher Bank.
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Der Hebel muss zwischen 2 und 20 liegen
Name | Hebel | KO | Emittent |
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Bildquellen: Bethmann Bank AG, Marco Rullkoetter / Shutterstock.com
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