Fußball-Fonds für wahre Spielernaturen

von Michael H. Schulz, €uro am Sonntag

Adeus Brasil. Brasiliens Nationalelf ähnelt derzeit eher einem Haufen versprengter Solisten als einer eingeschworenen Mannschaft. Bei der Copa América, bei der sich die besten Nationalteams Süd­amerikas messen, ist die Seleção bereits im Viertelfinale ausge­schieden.

Pünktlich zum Start der neuen Bundesligasaison am 5. und vor dem Spiel gegen die Deutsche Elf am 10. August, brillieren Brasiliens Kicker auch mehr in den Schlagzeilen statt auf dem Platz. Laut dem brasilianischen Fußballinformationsdienst globoesporte.com möchte der FC São Paulo seinen Exspieler Breno, der zurzeit für Bayern München kickt, wieder abwerben. Der brasilianische Traditionsklub soll demnach bereit sein, 50 Prozent der Transferrechte an Breno für zwei Millionen Euro zu erwerben. Die Ablösesumme würden Investoren übernehmen, berichtete globoesporte.

Das könnte eine Steilvorlage für den FTR1 Fußballfonds des Hanseatischen Fußball Kontors sein. Der Anbieter von Geschlossenen Fonds sammelt bei Anlegern Eigenkapital zum Erwerb von Transferrechten von Profi­­kickern zwischen 18 und 23 Jahren ein. Auch der Permiras Sport­eventfonds, der Turniere mit Spielern der brasilianischen Weltmeisterteams von 1994 und 2002 finanziert, will unternehmerisch orientierte Fußballfans begeistern.

Doch Vorsicht, wer stetige und ­sichere Gewinne erwartet, sollte die Finger von den spekulativen Beteiligungen lassen. Sie sind allenfalls was für Spielernaturen, die kein Problem haben, wenn ihr Geld eventuell auf der Strecke bleibt.

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Blindes Vertrauen müssen die Anleger zunächst haben, und zwar in das Fondsmanagement beziehungsweise die Netzwerke der Fußball­vermarktungs­experten. Die scheinen zumindest intakt zu sein. Beim Permiras Sporteventfonds kommt das Expertenwissen von alten Bekannten wie Lothar Matthäus. Der Gründer der Permiras Unternehmensgruppe, der Ungar Peter Pellady, war für ein Unternehmen tätig, das unter anderem den ungarischen Fußballverband und mehrere internationale Freundschaftsländerspiele der brasilianischen A-Nationalmannschaft vermarktete. Pellady war es auch, der einst Matthäus als Nationaltrainer nach Ungarn lotste. Nun will er die Kontakte des Weltfußballers von 1991 für den Fonds nutzen. Ums finanzielle Know-how kümmert sich Jens Lübbert. Der Bankkaufmann war einmal für die Commerzbank in Budapest tätig.

Beim Transferrechtefonds des Hanseatischen Fußball Kontors sorgen die gut vernetzten Vermarktungsexperten von Extratime für das nötigen Kenntnisse.

Doch ob sich das Vermarktungswissen und fußballerische Know-how für Anleger auszahlt, muss sich erst noch zeigen. Zum Zeitpunkt der Investition hat der FTR-1-Fonds noch kein Transferrecht gekauft. Genauso schwach sieht es bislang bei Permiras Fonds aus, Spiele von Dunga, Bebeto, Cafu, Jorginho & Co gegen Allstar-Teams oder andere nationale Profiteams sind bislang Fehlanzeige. Insofern ist in beiden Fällen auch noch völlig offen, wie hoch die Einnahmen sein werden.

Der Permiras Sporteventfonds, der von der Bafin noch nicht für Privatanleger zugelassen ist, will nach dem Vorbild der Basketballer Harlem Globetrotters weltweite Fußballgala-Veranstaltungen mit brasilianischen Weltmeistern von 1994 und 2002 ­gegen ausgewählte Teams mit An­legergeldern zwischenfinanzieren. Abzüglich der noch moderaten anfänglichen Kosten von 21 Prozent bezogen auf das Anlegerkapital gehen Anleger allerdings voll ins Risiko, wo Banken mangels belastbarer Sicherheiten nicht gern finanzieren. Die Vermarktungsagentur von Ricardo Rocha, Ex-Weltmeister von 1994, bekommt vorab Geld für die ­Zusammenstellung des Kaders sowie die Antrittsgagen der Spieler in­klusive der Agenturgebühren, un­abhängig vom Einspielerlös der „Brazilmasters“.

Auch die Finanzierung von Trans­fer­rechten gleicht einem Lotteriespiel. Transferdaten sind öffentlich zu­gäng­lich unter www.trans­fer­markt.de, doch „eine Überprüfung der Daten ist nicht möglich, da bezüglich der vertraglichen Bedingungen bei den Transfers grundsätzlich seitens der beteiligten Vereine, Berater und Spieler Stillschweigen vereinbart wurde“, heißt es im Fondsprospekt des FTR 1 Fußballfonds. Der Markt ist also völlig undurchsichtig. Zudem überschattet die Transferrechtebeteiligung die Insolvenz eines zu sportlich kalkulierten ­Vorläuferfonds, dem Geschlossenen Transferrechtefonds Sport-Concept GmbH & Co. KG. Der Fonds ging im Sog der Pleite von Leo Kirch mangels Masse insolvent. Anleger erlitten ­einen Totalverlust.

Das Hanseatische Fußball Kontor will natürlich alles besser machen. In der Tat gibt es anlegerfreundliche Ansätze: Die hohe Erfolgsbeteiligung der Partner, die Anreize schafft, dass das Spielrechteportfolio gewinnbringend verkauft wird. Positiv ist zudem, dass die Fondskosten variabel in Bezug auf das gezeichnete Kommanditkapital anfallen. Dennoch bleibt ein schwer kalkulierba­res unternehmerisches Markt- und Spielerrisiko. Die Gefahr eines finanziellen Eigentors ist hoch.

Das gilt auch für den Permiras Sporteventfonds. Die Macher kalkulieren zwar die Einnahmen sehr vorsichtig, dennoch räumt Permiras Ver­waltungsrat Jens Lübbert ein: „Es gibt keine belastbaren Erfahrungswerte.“ Konkrete Vereinbarungen gebe es momentan noch nicht, allerdings stehe man mit Sponsoren aus Brasilien und internationalen Vermarktungsunternehmen für die Werbeflächen kurz vor ersten Vertragsabschlüssen.

Branchenkenner bezweifeln nicht, dass Brazilmasters in Brasilen, wo 2014 die FIFA-WM und 2016 die Olympischen Sommerspiele stattfinden, durch die Promi-Spiele Einnahmen erzielen kann. Auch in den USA wächst die Begeisterung am Fußball. Dagegen „ist der deutsche Markt terminlich ziemlich dicht“, sagt eine Kennerin des deutschen Turniermarkts außerhalb des Liga- und Pokalbetriebs.