Mikrofinanz: Soziale Prozente
Spezielle Portfolios leisten Hilfe zur Selbsthilfe und sorgen ähnlich einem Zinsprodukt für eine stetige und schwankungsarme Rendite.
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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag
Knapp elf Jahre ist es her, da startete in Deutschland der erste Mikrofinanzfonds für Privatanleger. Ins Laufen brachte ihn Edda Schröder, Geschäftsführerin von Invest in Visions (IIV). Die Gesellschaft verkündete kürzlich, die Marke von einer Milliarde Euro beim verwalteten Vermögen überschritten zu haben. Allein der 2011 gegründete IIV Mikrofinanzfonds, bis heute das Aushängeschild, kommt auf ein Volumen von 894 Millionen Euro.
Anlagen, die neben finanziellen Erträgen auch positive gesellschaftliche Auswirkungen bieten, haben in den vergangenen Jahren einen enormen Aufschwung erlebt - auch das Thema Mikrofinanz. Dahinter steckt die Idee, Kleinstunternehmern vor allem in ländlichen Gebieten von Entwicklungs- und Schwellenländern den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen.
Diese können dann etwa Nutztiere, Transportmittel oder Saatgut anschaffen und damit eine eigene Existenz aufbauen. Damit das funktioniert, werden über Fonds Darlehen an spezialisierte Finanzinstitute vergeben, die das Geld in Form von Mikrokrediten weiterreichen - nach eingehender Prüfung der Kreditnehmer. Viele von ihnen sind Frauen oder Gruppen, was eine hohe Rückzahlungsquote begünstigt.
Für die Investoren von Mikrofinanzfonds bedeutet das in der Regel eine stetige und schwankungsarme Rendite, die zwischen ein und drei Prozent pro Jahr angesiedelt ist (s. Tabelle). Im Nullzinsumfeld der vergangenen Jahre war das nicht uninteressant. Viele entdeckten die Fonds als Zinsersatz in ihren Depots.
Bei steigenden Inflationsraten hierzulande verlieren die Erträge der Portfolios naturgemäß an Attraktivität. Doch zwei Vorteile bleiben: der soziale Nutzen von Mikrofinanz und die Tatsache, dass das Segment relativ unabhängig von Börsen- und Finanzmarktturbulenzen ist. Auch die Corona-Krise hat sich in den Kursen der Mikrofinanzfonds nur kurzfristig bemerkbar gemacht.
Zu beachten ist die eingeschränkte Handelbarkeit der Portfolios: Anteile können meist nur einmal im Monat gekauft und quartalsweise verkauft werden. Tipp: Wer 30.000 Euro oder mehr im IIV-Fonds anlegen will, sollte zur Tranche für Institutionelle greifen. Bei der beträgt die jährliche Verwaltungsgebühr statt 1,97 nur 1,48 Prozent.
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