Fondsmanager Utermann: "Risiken lohnen sich"
Andreas Utermann, der Chefanlagestratege von Allianz Global Investors, über den Mut zum Risiko und den Wunsch nach Sicherheit.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Allianz Global Investors ist stolz auf den Fondak: Der älteste deutsche Aktienfonds feierte am Freitag seinen 65. Geburtstag (siehe Fonds im Fokus unten). Schon lange ermutigt die Gesellschaft private Anleger, stärker in Aktien einzusteigen. Ein Buch, das die britische Dokumentarfilmerin Polly Morland auf Initiative von Allianz GI geschrieben hat, soll Mut machen, auch einmal ein Risiko einzugehen. In "Risk Wise. Von der Kunst, mit Risiken zu leben" porträtiert sie Menschen, die besondere Risiken erleben. €uro am Sonntag sprach mit Andreas Utermann, dem Chefanlagestrategen von Allianz GI, über vermeintliche Sicherheit, den Schutz vor emotionalen Impulsen - und das aktuell größte Risiko bei der Geldanlage.
€uro am Sonntag: Warum haben Sie angeregt, ein Buch über Risiko zu schreiben?
Andreas Utermann: Im Alltagsgebrauch hat das Wort Risiko einen negativen Beigeschmack: Oft schwingt dabei eine Vorstellung von Sorge, Gefahr oder gar Angst mit. Das Buch soll dies hinterfragen. Wir wollten aufzeigen, dass Risiko per se weder gut noch schlecht ist, sondern Ausdruck von Wahrscheinlichkeiten - sei das Ergebnis nun positiv oder negativ - und der persönlichen Einstellung zum Risiko.
Was können Anleger daraus lernen?
Dass es sich lohnen kann, Risiken in Kauf zu nehmen. Wir sollten uns von der Illusion befreien, dass man sein Geld vermehren kann, ohne jegliches Risiko einzugehen.
Sind deutsche Privatinvestoren zu risikoscheu?
In der Summe ja. Im Fokus stehen noch immer Anlageformen, die als sicher gelten - dabei sind sie es überhaupt nicht. In Sparbüchern und vergleichbaren Anlagen stecken mehr als zwei Billionen Euro, obwohl sie so gut wie keine Zinsen abwerfen. Und Immobilien sind längst relativ teuer, und neue gesetzliche Regelungen wie die Mietpreisbremse behindern diese Kapitalanlage.
Also sollten sie Aktien kaufen?
Ja. Gerade Menschen, die langfristig anlegen, beispielsweise für den Ruhestand. Über kürzere Zeiträume sind natürlich Verluste möglich. Doch bei einem Anlagehorizont von 20 Jahren und mehr ist es praktisch ausgeschlossen, mit einer breit gestreuten Aktienanlage Geld zu verlieren. Und vergessen Sie nicht die attraktiven Dividendenrenditen.
Gibt es Risiken, die man niemals eingehen sollte?
Das größte Risiko ist zurzeit, kein Risiko eingehen zu wollen und trotz der Niedrigzinsen und vager Ausblicke für Anleihen nicht auf Aktien zu setzen. Darüber hinaus sollte man vermeiden zu spekulieren, anstatt zu investieren. Die meisten Menschen schauen zu viel auf die kurzfristige Rendite und agieren nicht strukturiert. Privatanleger sollten ihre Geldanlage langfristig planen und sich Regeln setzen, um sich vor emotionalen Impulsen zu schützen.
Sind Fachleute risikobereiter als private Anleger?
Das kann man so nicht sagen. Viele Fondsmanager sind bei ihren Entscheidungen nicht so mutig, wie sie es sein sollten. Das ist zwar nachvollziehbar, denn sie sind auch nur Menschen und sehen meist die Verlustrisiken und nicht das Potenzial. Das führt aber dazu, dass sie mit ihren Anlagen zu eng am breiten Markt bleiben. Wir wollen ihnen den Mut zum Risiko zurückgeben und die Voraussetzungen verbessern, das Geld der Kunden aktiver und vorausschauend zu managen.
zur Person:
Andreas Utermann
Utermann ist Global Chief Investment Officer und Co-Chef von Allianz Global Investors, der Fondstochter der Allianz. Er arbeitet seit 2002 für das Unternehmen. Zuvor war er für Merrill Lynch Investment Managers tätig.
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Fondak
Ein stattliches Jubiläum feiert der Fondak: Das Produkt für deutsche Aktien wurde am 30. Oktober 65 Jahre alt und ist damit der älteste in Deutschland aufgelegte Aktienfonds. Manager Ralf Walter kauft überwiegend Titel aus dem DAX und richtet sein Augenmerk
vor allem auf Aktien, die seiner Ansicht nach unterbewertet sind. Zurzeit sind Bayer und Daimler seine größten Positionen. Der Fondak zeigte in den vergangenen Jahren eine überdurchschnittliche Leistung, ohne ein absoluter Überflieger zu sein. Die Wertentwicklung seit seiner Auflegung 1950 macht aber mehr als deutlich, wie wichtig ein Engagement am Aktienmarkt ist: Der Fonds legte um fast 64.000 Prozent zu - was einer jährlichen Rendite von 10,5 Prozent entspricht.
Fazit: Solides Produkt für deutsche Aktien mit einer bemerkenswerten Historie.Weitere News
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