Fondsexpertin Cardoen: "Wollen neue Renditequellen erschließen"
Die Goldman-Sachs-Managerin Marie Cardoen erläutert, wie sie die Anleger für Fonds mit Hedgefonds-ähnlichen Strategien begeistern will.
Werte in diesem Artikel
von Birgit Haas, €uro am Sonntag
€uro am Sonntag: In unruhigen Zeiten treten Sie als Chefin des Privatkundenvertriebs an. Wie überzeugen Sie Menschen von einem Finanzinvestment?
Marie Cardoen: Die politischen Unsicherheiten und die hohe Volatilität an den Märkten beschäftigen uns sehr. Die niedrigen Zinsen haben die Anleger an die Aktienmärkte getrieben. Zumindest in den USA sind einzelne Werte mittlerweile sehr teuer. Es gibt zwar eine Menge guter Chancen, aber die Anleger müssen danach suchen - und eine Menge Erfahrung mitbringen. Denn die neuen Entwicklungen bringen Gewinner und Verlierer hervor, die nicht unbedingt in die alten Muster passen.
Wie setzen die Fondsmanager von GSAM das strategisch um?
Wir haben eine Reihe von sogenannten Liquid-Alternative-Fonds aufgelegt.
Was sind Liquid Alternatives?
Liquid-Alternative-Fonds investieren in alternative Anlageklassen. Sie entsprechen den europäischen UCITS-Richtlinien und sind im Gegensatz zu vielen anderen Fonds täglich liquidierbar, sprich handelbar. Oft werden sie auch als Absolute-Return-Strategien bezeichnet. Diese Fonds haben keine Benchmark - einen Vergleichsindex - im klassischen Sinn. Sie sind von Natur aus flexibler als klassische Fonds und dürfen in eine breite Palette von Assetklassen investieren. Sie können Aktien shorten, also auf einen Kursrückgang setzen, und die Relative-Value-Strategie nutzen, mit der kurzfristige Gewinne realisiert werden können. Unsere Fonds werden im Team von etwa zehn Fondsmanagern verwaltet, wovon viele langjährige Erfahrung als Hedgefonds-Manager haben und daneben auch tatsächlich noch einen traditionellen Hedgefonds betreuen.
Was ist der Vorteil der Strategie?
Wir wollen so Renditequellen zugänglich machen, die weder mit Trends auf den Anleihe- noch auf den Aktienmärkten korrelieren. So minimieren wir die Risiken, da es wesentlich riskanter sein kann, auf ein reines Anleiheportfolio zu setzen als auf ein diversifiziertes Mischprodukt. Mit den Fonds bieten wir Anlegern eine Einstiegsmöglichkeit in alternative Investitionen und ein Instrument zur Diversifikation.
Wie können Anleger die Rendite eines Fonds einordnen, wenn sie keine Benchmark haben?
Sie können die Wertentwicklung des Fonds natürlich an der Performance eines Index wie des MSCI World vergleichen. Doch unsere Liquid-Alternatives-Fonds zielen in der Regel auf ein Risiko ab, das ein Drittel bis die Hälfte des üblichen Aktienrisikos darstellt. Deshalb legen wir die Performance des dreimonatigen Libor-Zinssatzes zugrunde.
Können Sie damit auch die deutschen Aktienmuffel gewinnen?
Im reinen Aktienbereich waren wir etwa mit einem amerikanischen Aktienfonds in Deutschland sehr erfolgreich. Ebenso erfolgreich war unser GS Global Strategic Macro Bond Fonds, ein alternativer Makro-Anleihefonds. Dieser konnte in nur zwei Jahren mehr als eine Milliarde Dollar einsammeln. Dies lag vor allem daran, dass der Rentenfonds kein Beta, also keine Abhängigkeit zu herkömmlichen Vermögenswerten wie Krediten oder Aktien aufweist.
Passive Indexfonds, also ETFs, sind zunehmend erfolgreich, weil transparent und günstig. Wie groß ist die Chance aktiver Fonds im Vergleich dazu?
Wir beobachten, dass die Investoren in diesem Jahr auf aktive Fonds fokussiert sind, gerade weil die Suche nach attraktiven Anlagemöglichkeiten so schwer ist. Außerdem sind die Gebühren extrem unter Druck. Aber natürlich ist der Appetit auf ETFs nicht erloschen, das spüren wir auch bei unserem Angebot.
Einschätzung der Redaktion: Mit Investments in die globalen Anleihe- und Devisenmärkte soll eine Rendite unabhängig von Marktschwankungen erzielt werden. Druck auf Anleihekurse durch steigende Zinsen können Anleger so gelassen sehen.
Fonds-Daten
Name: GS Global Strategic Macro Bond
ISIN: LU1111995400
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Bildquellen: Melpomene / Shutterstock.com, Goldman Sachs Asset Management