Anleihefonds: Inflation hängt am Ölpreis
Die Preise in Deutschland sind 2018 so stark gestiegen wie lange nicht, die Inflationserwartungen zuletzt aber gesunken. Das macht Linker interessant.
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von Thomas Strohm, Euro am Sonntag
Mit 1,9 Prozent sind die Verbraucherpreise in Deutschland 2018 so stark gestiegen wie seit sechs Jahren nicht mehr. Vor allem höhere Preise für Energie und Lebensmittel trieben die Inflation an. Mit 2,5 Prozent erreichte sie den höchsten Stand im Oktober, im Dezember waren die Preise nur noch 1,7 Prozent höher als im entsprechenden Vorjahresmonat.
Diese Entwicklung hängt eng mit dem sinkenden Ölpreis zusammen. Dessen Kursrutsch drückte auch die Inflationserwartungen an den Kapitalmärkten für die nächsten Jahre. Das bietet Einstiegschancen bei bestimmten Staatsanleihen, sogenannten Linkern, deren Erträge an die Teuerung gekoppelt sind.
Der Preis für ein Barrel der Nordsee-Ölsorte Brent ist im Oktober über 85 Dollar geklettert, im Dezember dann aber unter 55 Dollar gefallen. "Mit dem Oktober dürfte zunächst der zyklische Hochpunkt der Inflation überschritten sein", meinen die Analysten der LBBW. Sie prognostizieren für das Gesamtjahr 2019 dennoch eine Teuerungsrate von 1,8 Prozent in Deutschland. Die Experten anderer Häuser sehen dies ähnlich.
Die EZB strebt eine Inflationsrate von knapp unter zwei Prozent an, die sie als optimal für die Konjunktur ansieht. Dabei haben die Währungshüter aber die Teuerung im gesamten Euroraum im Blick, hier ist die Rate niedriger als in Deutschland. Aus der Inflation dürfte sich für die Notenbanker 2019 kaum Handlungsdruck ergeben. Darüber, ob sie bis Jahresende einen Zinsschritt machen werden, sind sich die Auguren uneinig. Die DZ Bank rechnet mit einer Anhebung des Leitzinses auf 0,25 Prozent, die LBBW sieht ihn auch Ende des Jahres noch bei null Prozent.
Zum weiteren Vorgehen der US-Notenbank gibt es unter Experten ebenfalls unterschiedliche Einschätzungen. Während einige Beobachter mit gar keinem Zinsschritt rechnen, hat die Fed selbst für 2019 zwei Leitzinsanhebungen um je 0,25 Prozentpunkte in Aussicht gestellt. Die LBBW rechnet sogar mit vier Schritten. Die Analysten begründen dies unter anderem mit steigendem Lohn- und Inflationsdruck.
Eine Eskalation des Handelsstreits mit China würde die Teuerung zusätzlich befeuern. Für 2018 wird die Inflation in den USA auf 2,5 Prozent geschätzt, offizielle Zahlen gibt es Mitte Januar. Für 2019 liegen die Prognosen in ähnlicher Höhe.
Übertriebener Rückgang
Die an den Kapitalmärkten gemessenen langfristigen Inflationserwartungen sind indes sowohl für Deutschland als auch für die USA wegen der Ölpreisentwicklung und den Konjunktursorgen kräftig gesunken. Das zeigt sich in der Break-even-Inflationsrate. Diese gibt an, wie die künftige Teuerungsrate mindestens ausfallen müsste, damit zu aktuellen Kursen ein Investment in inflationsindexierte zehnjährige Staatsanleihen mehr bringen wird als der Kauf von normalen Papieren.
Bei US-Staatsanleihen betrug die Break-even-Inflationsrate im Oktober 2,17 Prozent, zuletzt aber nur noch 1,71 Prozent. "Der Rückgang der langfristigen Inflationserwartungen ist klar überzogen", so die LBBW-Analysten. Bei Bundesanleihen zeigt sich ein ähnliches Bild: Aus dem Vergleich von zehnjährigen inflationsindexierten mit normalen Papieren ergab sich im Oktober eine Break-even-Inflationsrate von 1,38 Prozent, zurzeit liegt der Wert bei 0,92 Prozent.
Für Anleger dürfte sich ein Einstieg bei Inflationslinkern somit lohnen. Wegen der durchaus komplexen Ausgestaltung der Papiere und einer möglichst breiten Streuung ist der Kauf via Fonds ratsam. Bei der im Kasten genannten Tranche des Blackrock-Fonds werden die Erträge in Euro abgesichert, Währungsrisiken also vermieden.
Weltweit in Linker
Der BGF Global Inflation Linked Bond Fund investiert weltweit in inflationsgebundene Staatsanleihen. Mit derzeit 45 Prozent liegt ein Fokus auf den USA. Währungsgesicherter Fonds.
ISIN: LU0425308086
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