Euro am Sonntag

Fondsanalyse: Von Noten und Zahlen

27.02.16 15:00 Uhr

Fondsanalyse: Von Noten und Zahlen | finanzen.net

Bei einem Portfolio sollte man Rendite und Risiko kombiniert betrachten. Die FondsNote tut dies - doch auch sie muss richtig interpretiert werden.

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Fonds

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von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Eine attraktive Rendite bei kon­trolliertem Risiko - das sollten Fonds für die Langfristanlage idealerweise bieten. In Folge 1 haben wir am Beispiel des Aktienfonds DWS Top Dividende bereits wichtige Aspekte von Wertentwicklung und Risiko erläutert. Dabei fielen die Befunde für das von Thomas Schüssler gemanagte Portfolio recht positiv aus. Warum aber trägt der DWS Top Dividende aktuell nur FondsNote 3, werden sich Leser beim Blick in die Euro am Sonntag-Fondsstatistik fragen. Eine Drei ist schließlich nur ein durchschnittliches Ergebnis.

FondsNote

Um diese Frage zu beantworten, sei kurz die Systematik der FondsNote ­erklärt: Das Analysehaus FondsConsult überprüft in Zusammenarbeit mit €uro am Sonntag monatlich, wie gut ein Fonds dauerhaft gegenüber dem Vergleichsindex sowie seiner Peergroup - also den Konkurrenten im selben Anlagesegment - abschneidet. Dabei geht es zum einen um die erzielte Rendite, zum anderen um die Intensität der Wertschwankungen, sprich die Volatilität.


Schließlich fließen in die FondsNote auch noch qualitative Kriterien ein: Kontinuität im Management und eine stringente, nachvollziehbare Anlagestrategie. Beides ist beim DWS-Fonds gegeben, bei dem Schüssler seit Oktober 2005 seine Anlageprinzipien umsetzt.

Das Zustandekommen der Note 3 ergibt sich demnach rein aus dem quantitativen Teil. Hier spielt der beobachtete Zeitraum eine entscheidende Rolle: Dieser beträgt 48 Monate. Innerhalb dieses Zeitraums werden rollierend 36 Inter­valle mit einer Dauer von zwölf Monaten bewertet. Das System blickt also immer vier Jahre zurück - und jeden Monatsanfang fällt das älteste Intervall weg und ein neues kommt hinzu. Das mag nicht die einfachste Methode sein, aber sie ist gut geeignet, um die Kontinuität der Fonds­ergebnisse zu beurteilen.


Die derzeitigen FondsNoten bewerten den Zeitraum zwischen Februar 2012 und Januar 2016 - eine Zeit, die über weite Strecken von positiven Börsen geprägt war. "2012 bis 2015 waren ziem­liche Bullenjahre", sagt Rüdiger Sälzle, Vorstand von FondsConsult. "Mit wachstumsstarken Unternehmen ließ sich in dieser Zeit eine bessere Wert­entwicklung erzielen. Dividendenfonds mit ihrem defensiveren Anlageschwerpunkt hinkten hinterher."

Das letzte Jahr, in dem Dividendenfonds deutlich besser als der breite Aktienmarkt abschnitten, war 2011. Doch dieses Jahr "rollierte" im Lauf von 2015 aus dem Bewertungszeitraum für die FondsNote heraus. Das Ergebnis: Im vergangenen Jahr rutschten neben dem DWS-Fonds auch viele andere globale Dividendenportfolios in puncto FondsNote nach unten. Denn all diese Produkte müssen sich mit dem breiten internationalen Aktienmarkt messen, der auch von der Performance der Wachstumsunternehmen getrieben wird.


Insofern ist es wichtig, auf den zyklischen Charakter der FondsNote hin­zuweisen. Portfolios wie der DWS Top Divi­dende erleben immer wieder Marktphasen, die günstig oder ungünstig für den zugrunde liegenden Anlageansatz sind. Ein Hinweis darauf kann sein, dass innerhalb weniger Monate Fonds aus derselben Kategorie in der FondsNote abrutschen - wie dies 2015 bei Dividendenfonds der Fall war. Jeden Monat berichtet €uro am Sonntag einmal über wichtige FondsNoten-Veränderungen.

Wenn eine ganze Anlagekategorie über Jahre "geschwächelt" hat und entsprechend durchschnittliche Noten aufweist, kann sogar ein antizyklischer Einstieg sinnvoll sein. "In den vergangenen drei Monaten hat sich der DWS Top Dividende deutlich besser geschlagen als der breite Aktienmarkt", sagt Sälzle. Sollten die Börsen in diesem Jahr weiter turbulent bleiben, "wird der Fonds mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit seine Note wieder verbessern".

Maximum Drawdown

Anleger tun also gut daran, einen Fonds - wenn er die entsprechende Historie aufweist - in Auf- und Abwärtsphasen an den Märkten zu analysieren. Einen besonderen Blick sollten sie dabei auch auf den Maximum Drawdown richten. Diese Kennzahl gibt Aufschluss über den maximalen Wertverlust des Fonds innerhalb eines festgelegten Zeitraums. In der Randspalte links ist der Maximum Drawdown für den DWS-Fonds im Zeitraum von zehn Jahren dargestellt.

Der Maximum Drawdown gilt als absolutes Risikomaß. Denn er gibt Anlegern einen Anhaltspunkt, welche absoluten Verluste sie schlimmstenfalls zu tragen haben. Beim DWS Top Dividende wären das rund 43 Prozent. Wohlgemerkt: Dieses Minus fiel während der Finanzkrise von Juni 2007 bis März 2009 an - zu einer Zeit, als der breite Aktienmarkt noch einmal zehn Prozentpunkte mehr einbüßte. Dennoch: Wem als Anleger bei diesen Zahlen schwummrig wird und wer einen weiteren Crash kommen sieht, sollte sich besser nach einem risikoärmeren Fonds umsehen.

Sharpe Ratio

Bei der Suche nach einer solchen Anlage hilft auch die Kennzahl Sharpe Ratio (siehe Fond-Check unten). Je höher diese ausfällt, desto mehr Ertrag hat ein Fondsmanager in Bezug auf das eingegangene Risiko erwirtschaftet. Aussagekräftig werden die Zahlen beim Vergleich mit weiteren Fonds derselben Anlageklasse. Bleiben wir in der Kategorie globale Dividenden­fonds: Der relativ ­aggressive M & G Global Dividend hat eine Sharpe Ratio von 0,34 über die vergangenen drei Jahre. Der sehr defensive BL Equities Dividend hat 0,47. Und der DWS Top Dividende kommt auf 1,14. Man sieht, Letzterer hat die Risiko-Ertrags-Gleichung am besten gelöst.

Eine hohe Sharpe Ratio heißt übrigens nicht zwingend, dass ein Fonds ­risikoarm ist. Sie kann auch zustande kommen, wenn ein Fonds hohe Risiken mit einer entsprechend hohen Rendite kompensiert. Über viele Jahre betrachtet, ist das aber äußerst selten. Und so zählen in der Regel Offene Immobilienfonds mit ihren geringen Wertschwankungen zu den Produkten mit der höchsten Sharpe Ratio.

Fonds-Check

Maximum Drawdown bezeichnet den maximalen Wertverlust eines Fonds. In der Grafik ist der Maximum Drawdown im Umfeld der Finanzkrise 2007 bis 2009 dargestellt - für den DWS Top ­Dividende wie für den weltweiten Dividendenindex MSCI World High Dividend net und den breiten globalen Aktienmarkt (MSCI World). Alle Angaben in Prozent und auf Eurobasis.

Maximum Drawdown (pdf)

Sharpe Ratio: Diese Kennzahl wurde von Nobelpreisträger ­William Sharpe entwickelt. Man berechnet sie wie folgt: Von der Rendite eines Fonds wird zunächst die Verzinsung einer risikolosen Anlage (Geldmarktzins) abgezogen. Im derzeitigen Nie­drigzinsumfeld fallen diese Abzüge sehr gering aus. Danach teilt man die verbliebene Rendite durch das eingegangene Risiko - gemessen mittels Schwankungsbreite oder Volatilität des Fonds.

Ein Beispiel: Fonds X hat über die vergangenen drei Jahre eine Rendite von neun Prozent im Jahr erzielt. Der risikolose Zins lag bei einem Prozent. Der Fonds wies eine Volatilität von zehn Prozent auf. Neun Prozent Rendite minus ein Prozent risikolosem Zins ist acht. Geteilt durch zehn ergibt eine Sharpe Ratio von 0,8.
Fonds Y erzielte nur sieben Prozent Rendite bei gleichem risikolosen Zins, schwankte aber auch nur um fünf Prozent. Das ergibt unter dem Strich eine Sharpe ­Ratio von 1,2. Fonds X hatte zwar die bessere Rendite, Fonds Y lieferte aber mehr Rendite für das eingegangene Risiko.
Weitere Kennzahlen, die in die Analyse von Fonds einfließen:
Beta: Diese Zahl gibt an, wie sich ein Fonds im Verhältnis zu einer Veränderung des Markts/Indexes entwickelt. Ein Beta über 1 bedeutet: Der Fonds entwickelt sich in Aufwärtstrends besser als der Markt/Index. In Abwärtsphasen verliert er dagegen auch mehr. Ein Beta unter 1 heißt: Der Fonds hinkt in Aufwärtsphasen hinterher, bei fallenden Märkten verliert er jedoch auch weniger. Der DWS Top Dividende weist nach Angaben des Analysehauses Morningstar ein Beta von 0,90 auf.

Alpha: Im Gegensatz zum Beta misst das ­Alpha denjenigen Teil der Rendite, der nicht mit allgemeinen Markt­entwicklungen zu erklären ist. Die Kennzahl zeigt vereinfacht gesagt, ob ein Port­folio­manager ein guter Stock-Picker ist, also auf die richtigen Einzel­aktien setzt. Ein positives Alpha ist ein Indiz für erfolgreiches Fondsmanagement und wird von jedem aktiven Portfoliomanager angestrebt. Der DWS Top Dividende hat aktuell laut Morningstar ein ­Alpha von 1,06.

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