Euro am Sonntag

Fonds: Bequem das Sparziel treffen

17.12.15 15:00 Uhr

Fonds: Bequem das Sparziel treffen | finanzen.net

Je nach Lebensalter sollte man unterschiedlich stark in Aktien investieren. Zielsparfonds erledigen das automatisch - und helfen so, Vermögen aufzubauen und zu sichern.

von Andreas Hohenadl, Euro am Sonntag

Aktien sind langfristig die renditestärkste Anlageklasse. Das haben Unter­suchungen über verschiedene Zeiträume belegt. Eigentlich müsste jeder, der zusätzlich Kapital für die Rente ansparen will und dazu viele Jahre, gar Jahrzehnte Zeit hat, in Aktien anlegen. Doch das ist nicht der Fall. Denn Anteilscheine von Unternehmen sind eine schwankungsintensive Anlageklasse. Man weiß also nie genau, wie viel Geld man zu einem künftigen Zeitpunkt im Depot haben wird.



Diese Ungewissheit schreckt viele Deutsche davon ab, Aktien stärker in ihre Vorsorgestrategie mit einzubeziehen. Was, wenn ein Börsencrash kurz vor der Rente einen großen Teil der Gewinne wieder ausradiert? Die Sorge ist berechtigt - aber sie sollte nicht dazu führen, die Börsen generell zu meiden.

Entscheidend bei Investments für den künftigen Ruhestand ist es, das Risiko mit zunehmendem Alter zu reduzieren und von Aktien in fest­verzinsliche Wertpapiere umzuschichten. Das erfordert Umsicht und Disziplin - oder einen Fonds, der das ganz automatisch macht.


Zielspar-, Lebenszyklus- oder Target- Fonds heißen diese Produkte, die es seit Jahren auch in Deutschland zu kaufen gibt. Ihr entscheidendes Merkmal: Sie haben jeweils ein Ablaufdatum. So können Anleger gezielt auf den Zeitpunkt ihres Renteneintritts hinsparen. Liegt dieser etwa im Jahr 2035, wählt man einen Fonds mit diesem Datum.

Das Besondere: Zielsparfonds starten mit einer hohen Quote an risikoreichen, aber rendite­starken Anlagen wie Aktien und senken diese Quote dann sukzessive bis zum Ablaufdatum. Im Gegenzug steigt der Anteil an festverzinslichen Papieren. Und am Ende liegt das Vermögen fast ausschließlich in Bargeld oder Geldmarktfonds. So wollen die Fonds über einen langen Zeitraum möglichst hohe Renditen erzielen, um diese dann gegen Ende der Laufzeit zunehmend abzusichern. Das heißt aber auch: Von einer Aktienrally kurz vor der Pensionierung kann ein Anleger in einem Zielsparfonds kaum noch profitieren.

In den USA längst etabliert

Dennoch ist das Lebenszykluskonzept eine clevere Idee. Und in den USA werden entsprechende Fonds schon lange in Pensionsplänen eingesetzt. Hierzulande sind sie aber immer noch Nischenprodukte. Das liegt zum einen daran, dass die Aktienkultur in Deutschland nicht besonders ausgeprägt ist. Und zum anderen haben Banken und Finanzvermittler wenig Anreiz, diese Produkte aktiv zu verkaufen. Denn ist der Kunde erst einmal in einem Lebenszyklusfonds investiert, sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass der Berater an künftigen Depotumschichtungen verdient.


Viele Zielfonds kamen in Deutschland auch zu einem sehr ungünstigen Zeitpunkt auf den Markt. Anfang 2009 wurde hierzulande die Abgeltungsteuer eingeführt. Wer seitdem Fonds gekauft hat, muss beim Verkauf 25 Prozent der Kursgewinne an den Fiskus abführen. Innerhalb eines Fondsvermögens lösen Umschichtungen allerdings keine Ab­geltungsteuer aus. Ein Anleger, der einem Portfolio also möglichst lange treu bleibt, profitiert aus steuerlicher Sicht.

Die Anbieter jedenfalls nutzten die Gunst der Stunde und brachten 2007 und 2008 verstärkt Lebenszyklusfonds auf den Markt. Das Börsenbeben im Zuge der Finanzkrise erwischte diese Produkte mit ihrer anfänglich hohen Aktienquote dann schwer. Seitdem hat sich der Markt für Zielsparfonds in Deutschland wieder ausgedünnt.

Für Anleger ist diese Bereinigung nicht unbedingt von Nachteil. Finden sich heute doch überwiegend Anbieter auf dem Markt, die den Lebenszyklusansatz mit Überzeugung und guten Ergebnissen verfolgen. Der bedeutendste ist sicher Fidelity. Die US-Gesellschaft gilt als Pionier im Bereich Zielsparfonds und hat ihre Target-Funds-Palette bereits 2003 in Deutschland eingeführt.

Aktuell hält sie hierzulande mit ihren Lebenszyklus-Publikumsfonds rund 40 Prozent Marktanteil. Derzeit bietet die Gesellschaft ihre Target Funds mit Zieldaten zwischen 2020 und 2050 an. Die Fonds mit den Daten 2045 und 2050 sind erst 2014 auf den Markt gekommen und haben noch keine FondsNote. Alle anderen Target Funds sind mit den Noten 1 oder 2 überdurchschnittlich gut bewertet.

Während die Fidelity-Zielfonds in eine Vielzahl an Aktien und Anleihen ­investieren, verfolgt der Kölner Anbieter Sauren ein Dachfondskonzept. Seine Zielvermögen-Fonds mit den Ablauf­daten 2020, 2030 und 2040 legen in Aktien-, Anleihe-, Misch- und Absolute-­Return-Fonds sowie zum Teil in Hedgefondsstrategien an. Aufgelegt wurden die Portfolios im Februar 2008, also vor Einführung der Abgeltungsteuer. Auch sie mussten zunächst Verluste einstecken, doch seitdem entwickeln sie sich gut und vor allem schwankungsarm. Die Volatilität über die vergangenen drei Jahre war nur etwa ein Drittel bis halb so hoch wie bei den Fidelity-Fonds. Dafür fällt die Rendite geringer aus.

Kapitalgarantie nicht immer sinnvoll

Ebenfalls als Dachfonds agieren die Zielsparprodukte der Deka. Sie investieren in Fonds des eigenen Konzerns bzw. von Kooperationspartnern und streben damit jeweils ein breit gestreutes Portfolio an. Ähnlich wie bei Fidelity sind bei ihnen die Zieldaten in Fünf-Jahres-Schritten gestuft, etwa für die Jahre 2025 bis 2029 oder 2030 bis 2034.

In der Investor-Info stellt die Redaktion Lebenszyklusfonds mit guter oder sehr guter FondsNote vor, die für Anlagehorizonte zwischen zehn und 25 Jahren geeignet sind. Allesamt sind dies Produkte, bei denen nicht garantiert ist, dass Anleger zum Laufzeitende mindestens ihr eingezahltes Kapital zurückbekommen. Eine solche Kapitalgarantie ist nicht zwingend sinnvoll. Grundsätzlich gilt: Je länger der Anlagezeitraum, desto unwichtiger wird eine Garantie, die in der Regel Rendite kostet. Über eine Zeitspanne länger als zehn Jahre ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass der Anleger am Ende weniger als das eingesetzte Geld erhält. Zumal, wenn das Risiko zum Schluss zurückgefahren wird.

Wissenswertes

Kombi-Pack Ein guter ­flexibler ­Mischfonds kann einen Zielsparfonds perfekt ergänzen. Denn Ersterer kann von einem ­Aktienaufschwung auch dann noch profitieren, wenn ein Zielsparfonds bereits auf das Ende der Laufzeit zusteuert und nur noch in Anleihen investiert ist. Das Risiko erhöht sich dann natürlich.

Steuervorteil Den Anteil riskanter Investments seinem Lebensalter anpassen, das kann man auch selbst, indem man von Aktien- in Anleihefonds umschichtet. Bei jeder Veräußerung werden aber 25 Prozent Abgeltungsteuer auf die Wertzuwächse fällig. Bei Zielsparfonds dagegen bleiben die vom Fondsmanagement realisierten Kursgewinne auf Fonds­ebene zunächst steuerfrei. Erst wenn der Anleger seine Fondsanteile verkauft, muss er darauf Abgeltungsteuer zahlen.

Investor-Info

Anlagekonzept
Von riskant zu sicher

Die Grafik veranschaulicht schematisch, wie sich in Zielsparfonds (hier: Fidelity Target Funds) über die Jahre das Gewicht der Anlageklassen verschiebt. Der Anteil rendite­starker, aber schwankungsanfälliger Aktien nimmt ab. Im Gegenzug wird die defensive Anlageklasse der Anleihen höher gewichtet, bis zum Laufzeitende das ganze Kapital nur noch im Geldmarkt investiert wird.
Veränderung der Anlageverteilung (pdf)

Zielsparfonds
Ausgewählte Produkte

In der Tabelle sind Zielsparfonds gelistet, die mit ­einem guten Risiko-Rendite-Profil überzeugen. Dies spiegelt sich in den FondsNoten 1 (Fidelity Target 2030, 2035, 2040) und 2 (Fidelity Target 2025, Deka-Zielfonds 2025-2029 und 2030-2034, Sauren Zielvermögen 2030 und 2040). Bei den Deka- und den Sauren-Produkten handelt es sich um Dachfonds, die Erträge wieder anlegen (thesaurieren). Die Fidelity Target Funds sind Mischfonds, die ausschütten. Es gibt sie aber auch in einer thesaurierenden Variante. Unterschiedlich handhaben es die Anbieter, wenn das Laufzeitende erreicht ist. Bei der Deka werden sie im letzten Jahr des Zielzeitraums aufgelöst und das Geld ausbezahlt. Bei Sauren hat der Anleger die Wahl, ob er verkaufen oder sein Kapital mit einem konservativ ausgerichteten Anlagekonzept weiter verwalten lassen möchte. Ähnlich bei Fidelity: Der Target Fund 2015 hat sein Zieldatum erreicht und investiert nur noch in Geldmarktprodukte. Der Fonds kann aber bis 2019 weiter bespart werden.

Name ISIN Rendite 1)
Fidelity Target 2025 LU0215158840 46,1 %
Fidelity Target 2030 LU0215159145 50,9 %
Fidelity Target 2035 LU0251118260 53,9 %
Fidelity Target 2040 LU0251119318 53,9 %
Deka-Zielf. 2025-29 DE000DK0A0F6 32,0 %
Deka-Zielf. 2030-34 DE000DK0A0G4 43,6 %
Sauren Zielv. 2030 LU0313461930 23,3 %
Sauren Zielv. 2040 LU0313462318 28,3 %
1) über die vergangenen fünf Jahre; Quelle: finanzen.net

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