Euro am Sonntag-Einschätzung

Nachhaltigkeits-Fonds: Was Anleger unbedingt wissen müssen

02.01.17 12:01 Uhr

Nachhaltigkeits-Fonds: Was Anleger unbedingt wissen müssen | finanzen.net

Das Interesse an grünen und ethisch korrekten Anlagen wächst, die Zahl speziell darauf ausgelegter Produkte auch. Doch viele Investments halten nicht, was sie versprechen.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Wenn der amerikanische Präsident es in seinen letzten Tagen im Amt für notwendig hält, große Teile des Ozeans im US-Hoheitsgebiet vor den Ölmanagern in der Nachfolgeregierung zu schützen, oder wenn der VW-Vorstandschef nach Bekanntwerden eines beispiellosen Betrugsskandals betont, man habe "nicht gelogen", dann überlegen sich manche Anleger, ob sie ihr Geld noch in Unternehmen ­investieren wollen, die von Umweltverschmutzung profitieren, oder ob es nicht auch einen sinnvolleren Weg gibt, sein Kapital zu vermehren.



Damit stehen sie nicht allein. Auch Vermögensverwalter, Pensionsfonds, Versicherungen oder Städte setzen bei der Auswahl ihrer Anlagen zunehmend auf die sogenannten ESG-Kriterien (die Buchstaben stehen für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung). "2025 wird es in Deutschland kaum eine öffentlich-rechtliche Institution geben, die ihr Geld nicht nachhaltig anlegt", prognostiziert Christoph Groß, Nachhaltigkeitsfonds-Manager bei der LBBW.

Dabei geht es den großen Investoren nicht nur um ethisch-moralische Überlegungen, sondern um knallharte Ri­sikoabwägung. "Spätestens seit der Finanzstabilitätsrat FSB vor Finanzrisiken durch den Klimawandel gewarnt hat, müssen sich etwa Pensionskassen Gedanken darüber machen, ob sie Zahlungen für zukünftige Rentner noch leisten können", sagt Jan Poser, Chefstratege und Leiter Nachhaltigkeit bei der Schweizer Bank J. Safra Sarasin.


Französische Pensionskassen sind bereits verpflichtet, Klimarisiken offenzulegen. Mehr als 1.500 institutionelle Anleger, die rund 62 Billionen US-Dollar verwalten, haben die UN-Prinzipien für verantwortungsvolles Investieren unterzeichnet. Investoren mit Anlagen von über fünf Billionen Dollar wollen ihr Geld aus fossilen Energien abziehen. Dazu zählen beispielsweise die Versicherungen Allianz, Aegon und AXA oder der norwegische Staatsfonds.

Doch es geht nicht nur darum, Portfolios zu "dekarbonisieren", indem die Aktien von Öl- und Kohlekonzernen verkauft werden. Das frei gewordene Kapital muss auch wieder investiert werden, bestenfalls in besonders nachhaltig wirtschaftende Firmen.


Diese Umschichtung könnte der gesamten Sparte nachhaltiger Anlagen in den kommenden Jahren ordentlich ­Rückenwind verleihen. "Das sogenannte Impact Investing, wo es auch darum geht, wie viele Jobs bei einem Unternehmen geschaffen werden oder wie viel Wasser gereinigt wurde, wird in Zukunft immer wichtiger werden", sagt Jan Poser.

Undurchsichtiger Ratingdschungel

Das sind hehre Ziele. Gleichzeitig möchte kein Anleger auf eine angemessene Rendite auf sein eingesetztes Kapital verzichten. Eine Analyse des Ratingportals Morningstar kommt zu dem ­Ergebnis, dass Nachhaltigkeitsinvestments in Fonds insgesamt keine Performancenachteile bringen. Doch bei der Auswahl eines einzelnen Produkts können Anleger trotzdem danebenliegen.

Mittlerweile existieren so viele Ratings, Kennziffern und Gütesiegel, die Nachhaltigkeit bescheinigen sollen, dass man schon sehr genau hinschauen muss, was die Beurteilungen eigentlich aussagen - und ob sich das mit den eigenen Vorstellungen von Nachhaltigkeit deckt. Ganz zu schweigen davon, dass alle Ratings vollständig oder zu erheb­lichen Teilen auf Angaben der bewerteten Unternehmen selbst basieren.

Tatsache ist, dass spezielle Fonds, die Stichworte wie Nachhaltigkeit, Sustai­nability oder Öko im Namen tragen, in den ESG-Rankings gar nicht immer so gut abschneiden - und in Performance­ranglisten auch nicht. Im Gegenzug punkten manche ganz normale Fonds mit Höchstnoten im Morningstar-Sustai­nability-Rating oder bei der EDA-Kennzahl ("Ethisch Dynamischer Anteil") der österreichischen Analysefirma Finance & Ethics Research. Darunter befinden sich auch viele bekannte Fonds, die seit Jahren zu den besten in ihrer Kategorie zählen (siehe Investor-Info).

Und wenn es ein besonders streng auswählender Nachhaltigkeitsfonds sein soll, drohen weitere Fallstricke: Sollen die Manager nur bestimmte Ausschlusskriterien anwenden, wie zum Beispiel "keine Waffenproduktion", oder verstärkt auf Umweltkriterien achten? Oder sollen sie nach dem "Best in Class"-­Ansatz verfahren und die vorbildlichsten Firmen einer Branche auswählen?

Es deutet viel darauf hin, dass sich Letzteres positiv auf die Performance auswirkt, weil kein Sektor ausgeschlossen wird. Aber dass dann womöglich Öl- oder Minenkonzerne im Depot liegen, dürfte nicht jedem Anleger gefallen. Die genauen Anlagekriterien einzelner Fonds müssen sie jedoch erfragen, denn im Informationsmaterial wimmelt es häufig nur so von Allgemeinplätzen.

Im Detail wird’s dann auch mal völlig absurd. Zum Beispiel sind Wasserfonds innerhalb der Nachhaltigkeitsinvestments eine kleine Nische, die seit Jahren ziemlich gut läuft. Auf den ersten Blick scheint der ETF Lyxor World Water die beste Wahl zu sein: niedrige Gebühren und sehr gute Performance. Doch der ETF ist Swap-basiert. Das heißt, er investiert gar nicht in Wasserfirmen, sondern in irgendwelche dem Anleger nicht bekannte Derivate, womöglich von den größten Umweltsündern überhaupt.

Ähnlich liegt der Fall beim Amundi MSCI World Low Carbon. Eigentlich eine gute Idee: Der ETF soll sich sehr ähnlich entwickeln wie der MSCI World Index, allerdings durch kleine Verschiebungen in der Gewichtung mindestens 50 Prozent weniger CO2-Emissionen "enthalten". Doch auch der Amundi-­ETF ist Swap-basiert, er hält also gar nicht das gegenüber dem MSCI leicht verschobene Portfolio.

Im Übrigen wirkt die Auswahl ohnehin etwas sonderbar: Im Index MSCI World Low Carbon Leaders, den das Amundi-Produkt abbilden soll, sind die drei Ölriesen Exxon, Chevron und Shell aus nicht nachvollziehbaren Gründen jeweils höher gewichtet als im Mutterindex MSCI World.

Investor-Info

Konventionell und nachhaltig
Verborgene Werte

Auch ohne ein Label im Namen erreichen diese Fonds sehr gute Nachhaltigkeitsnoten. Der Schoellerbank Aktienfonds Value setzt auf internationale Titel mit langfristiger Wachstumsstrategie, der Comgest Growth Europe investiert ähnlich in Europa. Der Stewart Emerging Markets Leaders zählt zu den besten Schwellenländerfonds. Carmignacs Securité-Fonds legt in Euro-­Anleihen an.

Name ISIN Schwerpunkt
Schoeller. Ak. Val. AT 000 091 394 2 Akt. glob.
Comg. Growth E. IE 000 476 667 5 Akt. Euro.
Stew. EM Lead. GB 003 387 391 9 Akt. Schw.
Carm. Securité FR 001 014 912 0 Anl. Euro

TerrAssisi Aktienfonds
Strenge Kriterien

Die Auswahl der Aktien orientiert sich an den Leitlinien des Franziskanerordens. TerrAssisi folgt dem "Best in Class"-Ansatz, schließt aber Firmen aus, die sich etwa mit Rüstung oder Embryonenforschung beschäftigen, Tierversuche durchführen oder massive ­Umweltschäden verursachen. Die Toptitel stammen aus den Bereichen IT, Telekom und Eisenbahn. Der Fonds bietet umfassendes Infomaterial - und eine überzeugende Performance.

KBC Eco Fund Water
Saubere Performance

Wie bei allen Wasserfonds investiert Manager Jonas Desomer weltweit in Unternehmen, die in der Bereitstellung oder Reinigung von Wasser aktiv sind. Mindestens 75 Prozent des Fondsvermögens müssen dabei in Firmen ­angelegt werden, die Mindeststandards in ­Sachen sozialer Verantwortung erfüllen. Der mit der FondsNote 2 bewertete Fonds gehört seit Jahren zu den besten seiner Kategorie.

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