Euro am Sonntag-Einschätzung

Höhere Inflation: Wie sich Anleger wappnen

24.09.16 12:00 Uhr

Höhere Inflation: Wie sich Anleger wappnen | finanzen.net

Eine wachsende Zahl von Investment-Experten erwartet einen Anstieg der Teuerungsrate. Was dafür spricht und wie Anleger von der Entwicklung profitieren können.

von Julia Groß, Euro am Sonntag

Marine Le Pen, deren rechtspopulistische Partei Front National bei den letzten Regionalwahlen in Frankreich fast 28 Prozent der Wählerstimmen erhielt, mag gegen Muslime wettern und für die Wiedereinführung der Todesstrafe werben. Ihre wirtschaftspolitischen Pläne dagegen tragen dagegen fast linksextreme Züge: Sie wimmeln von vermeintlichen sozialen Wohltaten wie Renten- und Gehaltserhöhungen, starker staatlicher Förderung kleiner Unternehmen und einer Abschottung des Markts nach außen. Mit den von der EU verordneten Sparmaßnahmen soll es vorbei sein, mit der EU-Mitgliedschaft am besten gleich auch.

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Der Front National steht mit diesen Reformwünschen nicht allein: In Österreich, Italien, Spanien, aber auch in Deutschland mit der AfD erhalten po­pulistische Parteien großen Zulauf. Egal, ob sie sich am rechten oder linken Rand des Politikspektrums bewegen, die Strategien für die Wirtschaft ähneln sich. Erhöhte Staatsausgaben und Sozialprogramme sollen die Ungleichheit bekämpfen. "Unabhängig vom tatsächlichen Wahlerfolg von Populisten können diese Strömungen ein mächtiger Katalysator für Reformen sein, da sich etablierte Parteien gezwungen sehen, dem Verlust von Wählerstimmen etwas entgegenzusetzen", sagt James Butterfill, Head of Research & Investment Strategy bei ETF Se­curities. "Das Ergebnis sind in der Regel eine Ausweitung der Infrastrukturinvestitionen und soziale Initiativen. Auf lange Sicht lässt das einen Anstieg der Inflation erwarten."

Noch ist die Teuerungsrate in der EU und auch in den USA sehr niedrig. Doch auch abseits der Politik gibt es Anzeichen für eine Veränderung: In den Vereinigten Staaten rechnen Experten damit, dass die positive Arbeitsmarktentwicklung bald zu steigenden Gehältern führt, was die Inflation ankurbeln würde. Die EZB hat seit März 2015 über eine Billion Euro für Anleihekäufe aufgewendet, um die Inflation nach oben zu treiben. Für 2017 erwarten die Zentralbanker nun endlich einen Anstieg der Preissteigerung auf 1,3 Prozent im Jahresdurchschnitt.

Talsohle durchschritten

Auch die französische Bank Société Générale hält die Tal­sohle bei der Inflation für erreicht. In der Eurozone sehen die Experten einen Anstieg des Konsumpreisindex um 1,4 Prozent im ersten Quartal 2017. Wenn die Ölpreise im Verlauf des kommenden Jahres wieder stiegen, würde das die Entwicklung beschleunigen. In Groß­britannien soll die Teuerungsrate aufgrund der Brexit-Auswirkungen 2017 von 1,7 bis auf 2,2 Prozent klettern.
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Anleger sollten ihr Portfolio anpassen, wenn sich die Trendrichtung bei der Inflation dreht. Schließlich ist dann eine höhere Rendite nötig, um das Kapital zu erhalten beziehungsweise zu vermehren. Es bietet sich an, Positionen in Anlagen aufzubauen, die von inflationären Tendenzen profitieren. Neben Edelmetallen und Aktien zählen dazu beispielsweise inflationsgeschützte Anleihen und Infrastrukturinvestments.

Investor-Info

dbx S & P Glob. Infrastructure
Geld für Strom und Straßen

Um ein Portfolio besser gegen Inflation zu schützen, ist keine komplette Umstrukturierung nötig. Die Beimischung eines Produkts, das besonders vom veränderten Umfeld profitiert, ist jedoch sinnvoll. Von den USA über Europa bis China haben zahlreiche Regierungen für die kommenden Jahre verstärkte Investments in Infrastruktur angekündigt. Das sollte sich positiv auf die 75 Versorger-, Industrie- und Energiefirmen auswirken, deren Entwicklung dieser ETF abbildet.

AXA GL. Inflation-Linked Bonds
Sicherheitsanker fürs Depot

Bei inflationsgeschützten Anleihen werden Kupon und/oder Nominalwert an die Inflationsentwicklung angepasst. Steigt die Teuerungsrate, profitieren Anleger, fällt sie, sind Anleger jedoch im Nachteil. Die AXA-Fondsmanager treffen eine sehr konservative Auswahl, mindestens zwei Drittel der Anleihen sind inflationsgeschützt und 90 Prozent besitzen ein Investment-Grade-Rating. Die Anleihen notieren hauptsächlich in US-Dollar, Euro und Pfund. Angenehm schwankungsarm.

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