Saudi-Arabien: Die Revolution lebt
Kronprinz Mohammed bin Salman verordnet seinem Land radikale Reformen. Die saudische Wüsten-Bonanza lockt Topmarken aus aller Welt. Und macht so den Golfstaat interessant für Investoren.
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von Gérard Al-Fil, €uro am Sonntag
Das Wort "Revolution" hören Arabiens Herrscher nicht so gern. Bei Mohammed bin Salman, genannt "MBS", ist das anders. Der 32-jährige Kronprinz verpasst seinem Reformpaket namens "Saudi Vision 2030" gern das Etikett "revolutionär", um den konservativen Golfstaat mit seinen 32,5 Millionen Einwohnern wirtschaftlich zu öffnen und zu einem "gemäßigten Islam" zurückzuführen. Sogar den Israelis spricht MBS das "Recht auf eine Heimat neben den Palästinensern" zu.
Beide Länder fühlen sich von der Regionalmacht Iran bedroht. Das verbindet. Voraussetzung für Beziehungen zu Israel müsse aber ein Nahost-Friedensvertrag sein, wie der Kronprinz Anfang April auf seiner USA-Reise betonte.
Nur Trump twittert schneller
Auch innenpolitisch liefert der Monarch über Twitter unter "@SaudiVision2030" Eilmeldungen am Fließband - nur Donald Trump zwitschert schneller. Frauen dürfen seit Kurzem in Saudi-Arabiens Fußballstadien (wenn auch nur in separaten Familienbereichen) und ab Ende Juni erstmals Auto fahren. Bald soll die öffentliche Geschlechtertrennung ganz fallen, wie eine 236 Seiten starke Anleitung zur Verbesserung der Lebensqualität fordert.
Der umtriebige Kronprinz betreibt geschickt Imagepflege. Schließlich soll der Gang an die Börse - ob in New York, London oder Hongkong bleibt offen - von fünf Prozent des Energiekonzerns Saudi Aramco spätestens Anfang 2019 über die Bühne gehen und bis zu 100 Milliarden US-Dollar in die Kassen spülen. Es würde der größte IPO aller Zeiten (Chinas E-Commerce-Gigant Alibaba kam 2014 auf 21,8 Milliarden US-Dollar). Mit Lynn Elsenhans, die einst beim US-Mineralölunternehmen Sunoco das Zepter führte, holte Aramco erstmals eine Frau in den Aufsichtsrat.
"Darüber hinaus wird Saudi- Arabien durch die Aufnahme in den MSCI Emerging Markets Index, die voraussichtlich im nächsten Jahr erfolgen wird, stärker in den Fokus globaler - passiver und aktiver - Investoren rücken", sagt Ross Teverson, Head of Strategy Emerging Markets beim börsennotierten Vermögensverwalter Jupiter Asset Management in London.
Schon feierte die amerikanische Citigroup im März nach 14 Jahren Abstinenz ihr Comeback im Königreich. Und Klaus Kleinfeld, ehemals CEO von Siemens und Alcoa, leitet den Bau der 500-Milliarden-Dollar-Sonderzone Neom (ein Akronym aus "Neo" und "Mustaqbal" - arab. für Zukunft) im Nordwesten des Landes. "Wir können uns vor Anfragen kaum retten", sagte Kleinfeld beim Gateway Gulf Investor Forum Anfang Mai in Bahrain. "Neom, etwa so groß wie Belgien und strategisch zwischen Asien und Europa gelegen, wird ein Versuchslabor für Firmen und Start-ups aus allen Bereichen, insbesondere künstliche Intelligenz, Robotics und Umweltschutz aus aller Welt, mit einer international anerkannten Regulierung."
Die Welt staunt
Der Internationale Währungsfonds (IWF) prognostiziert für Saudi-Arabien dieses Jahr ein Wirtschaftswachstum von 1,7 Prozent, nach minus 0,7 Prozent 2017. Der Grund: Der Ölpreis haussiert, außerdem drücke Saudi-Arabien wie kein anderes Land auf das Reformtempo, so der IWF.
Auch die Märkte sind vom Reformeifer von MBS überzeugt. Die Saudi-Börse Tadawul in Riad legte seit Anfang 2018 um über elf Prozent zu. Der DFM-Index in Dubai dagegen fiel im gleichen Zeitraum um fast zwölf Prozent. "Saudi-Arabien dürfte eine immer wichtigere Rolle in der Anlageklasse der Schwellenländer spielen", glaubt Stratege Ross Teverson.
Für die Vereinigten Arabischen Emirate, die mit zehnjährigen Arbeitsvisa und 100 Prozent Eigentum für Ausländer ab Ende 2018 gegensteuern wollen, ist die Saudi-Euphorie schwer zu schlucken. Immerhin: Derzeit laufen die Bauarbeiten für die 13 Milliarden Dollar teure Dubai Expo 2020 auf Hochtouren. Siemens, SAP und zuletzt PepsiCo konnte Expo-Chefin Reem Al Hashimi als Top-Sponsoren für das Projekt gewinnen.
Dennoch wollen die Saudis Dubai in seiner Paradedisziplin Tourismus die Show stehlen. Die ersten Touristenvisa wurden vor Kurzem erteilt. Die Reisebloggerin Danae Mercer aus Dubai machte davon sogleich Gebrauch. "Ich war mir nicht bewusst, dass Saudi-Arabien so viel schöne Natur hat. Das Etikett ,Wüstenreich‘ wird dem Land nicht gerecht", sagt sie.
Filme und Fäuste
Auch aus diesem Grund kämpft der Kronprinz um ein moderneres Image seines Landes. So wurden am 18. April erstmals seit 35 Jahren wieder Kinos zugelassen. Und als Novum im gesamten Nahen Osten fand Ende April in Dschidda am Roten Meer ein live übertragener Kampf der amerikanischen World Wrestling Entertainment (WWE) statt, an dem Legenden wie The Undertaker und Rey Mysterio vor 60 000 johlenden Zuschauern ihre "head butts" und "closelines" vorexerzierten - Szenen, die man sonst nur aus dem liberalen Dubai kennt, der Urlaubs- und Geschäftsmetropole im Nachbarland.
Dass der Tourismus langsam ins Rollen kommt, zeigen auch andere Beispiele. Allein die Marriott-Gruppe plant 25 neue Hotels bis 2025. Sechs Vergnügungsparks werden für 1,5 Millionen Besucher pro Jahr in Qiddiya bei Riad gebaut. Ob wie in Dubai Alkohol ausgeschenkt wird, bleibt indes noch offen.
Schon sucht der französische Autoverleiher Europcar Groupe nach geeigneten Geschäftsstellen im ganzen Land, "weil wir aufgrund der weiblichen Revolution am Steuer einen wachsenden Pkw-Bedarf erwarten", sagt Muriel Notte, Leiterin Verkauf bei Europcar in Paris.
Gemeinsam haben Saudi-Arabien und die Emirate, dass beide Länder in ihrer Rekordsucht derzeit das höchste Gebäude der Welt aus dem Wüstenboden stampfen wollen. Saudi-Prinz und Milliardär Al-Walid ibn Talal zieht gerade den Jeddah hoch, der dereinst 1001 Meter vertikal in den Himmel ragen soll. Dubais Immobilienentwickler Emaar verspricht, der in Bau befindliche Dubai Creek Tower im Herzen der Stadt werde "einen Tick höher als der Burj Khalifa" (828 Meter) ausfallen.
Trotz der wirtschaftlichen Konkurrenz kooperieren beide Länder jedoch politisch. Im Bürgerkrieg im Jemen sitzen die zwei Golfstaaten in einem Boot. Seit drei Jahren unterstützen sie die Regierung dort gegen die vom Iran bewaffneten schiitischen Huthi-Rebellen.
Die geopolitischen Risiken sind auch der Grund, weshalb "Kreditversicherungen am Golf teurer sind als etwa in Deutschland", weiß Jules Kappeler, CEO für die Region Mittlerer Osten beim Kreditversicherer Euler Hermes. Die Ungewissheit bleibt, sicher ist indes: Die Revolution lebt.
Investor-Info
Magna Mena Fund
Saudi-Arabien im Fokus
Die Vision 2030 hat Dynamik in den Reformprozess in Saudi-Arabien gebracht und lässt die Kurse in Riad steigen. Noch gibt es aber keine reinen Saudi-Investments. Fondsmanager Stefan Böttcher hat in seinem Magna Mena Fonds, einem der Top-Stock-Picker in dieser Region, knapp die Hälfte des Anlagekapitals in Aktien aus Saudi-Arabien investiert. Daneben kommen Titel aus Kuwait, Oman, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Nordafrika zum Zuge. Wer auf einen ETF zurückgreifen will, wählt den Xtrackers MSCI GCC Select Index (ISIN: IE00BQXKVQ19), in dem Aktien aus Saudi-Arabien 65 Prozent des Portfolios ausmachen.
ISIN: IE00B3NMJY03
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Analysen zu Citigroup Inc.
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10.10.2022 | Citigroup Neutral | Credit Suisse Group | |
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08.01.2020 | Citigroup Outperform | RBC Capital Markets | |
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18.01.2019 | Citigroup Outperform | BMO Capital Markets | |
02.01.2019 | Citigroup Overweight | Barclays Capital |
Datum | Rating | Analyst | |
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10.10.2022 | Citigroup Neutral | Credit Suisse Group | |
21.01.2021 | Citigroup Hold | Joh. Berenberg, Gossler & Co. KG (Berenberg Bank) | |
02.04.2020 | Citigroup Hold | Deutsche Bank AG | |
20.07.2018 | Citigroup Neutral | Goldman Sachs Group Inc. | |
17.01.2018 | Citigroup Hold | Deutsche Bank AG |
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02.11.2011 | Citigroup verkaufen | Raiffeisen Centrobank AG | |
28.07.2011 | Citigroup verkaufen | Raiffeisen Centrobank AG | |
01.02.2010 | Citigroup verkaufen | Raiffeisen Centrobank AG | |
22.10.2009 | Citigroup verkaufen | Raiffeisen Centrobank AG |
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