Euro am Sonntag-Ausland

Mexiko: Warum das Land auf dem richtigen Weg ist

06.05.17 12:00 Uhr

Mexiko: Warum das Land auf dem richtigen Weg ist | finanzen.net

So schnell lässt sich ein Handelsvertrag nicht ändern, und auch eine Mauer ist nicht so schnell gebaut - trotzdem sucht Mexiko nach Alternativen.

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von Jörg Billina, Euro am Sonntag

Mexiko und die USA sind wirtschaftlich eng miteinander verflochten. Das Handelsvolumen belief sich zuletzt auf 522 Milliarden Dollar. Doch Mexiko exportiert mehr Waren in die USA, als es vom nördlichen Nachbarn bezieht. Der Außenhandelsüberschuss beträgt 62 Milliarden Dollar.



Donald Trump passt das nicht. Im Wahlkampf hatte er angekündigt, das Handelsabkommen Nafta neu verhandeln und noch in diesem Jahr einen besseren Deal für die USA abschließen zu wollen. Die Börse in Mexico City reagierte daher auf die Wahl Trumps im November mit kräftigen Kursverlusten. Auch der Peso verlor stark. Doch dann äußerten immer mehr Experten Zweifel an der schnellen Um­setzung der Pläne Trumps. "So leicht kann man Nafta in seinen Grundzügen nicht verändern", ist beispielsweise Luiz Ribeiro überzeugt.

Der Manager des Deutsche Invest Latin American Equities nutzte die Korrekturphase zum Einstieg und erhöhte den Mexiko-Anteil im Portfolio deutlich. Bislang eine gute Entscheidung. Dieser Tage markierte der mexikanische Leit­index IPC (Índice de Precios y Cotizaciones) ein neues Allzeithoch - weitere Gewinne sind drin. Und Trump erklärte Mitte vergangener Woche, er wolle Nafta nun doch nicht so schnell beenden. Investoren sehen zudem Chancen, dass sich auch Trumps wohl umstrittenstes Projekt zumindest verzögert.

Drohung per Twitter

Der Mann im Weißen Haus will gegen Mexikos "bad hom­bres" vorgehen. Das sind für ihn Kriminelle, Vergewaltiger und Drogenhändler, aber auch Menschen, die mit gefälschten Papieren in die USA eingereist sind. Die will er ausweisen beziehungsweise künftig erst gar nicht ins Land lassen.

Jüngst bekräftigte er via ­Twitter seine Absicht, US-Bürger und ihre Jobs mittels einer Mauer an der 3.200 Kilometer langen Grenze schützen zu wollen. Sie soll zwischen 20 und 25 Milliarden Dollar kosten. Mexiko werde in "irgendeiner" Form dafür zahlen, textete Trump. Damit meint er offenbar Importzölle auf mexikanische Waren in Höhe von 20 Prozent. Denn Mexikos Präsident Enrique Peña Nieto lehnt jede finanzielle Beteiligung an der Mauer ab.



Um dennoch mit dem Bau zügig beginnen zu können, wollte Trump, dass der US-Kongress eine Vorfinanzierung im anstehenden Ausgabegesetz bewilligt. Doch dagegen sträubten sich nicht nur Demokraten, sondern auch Republikaner. Da­raufhin ruderte der Präsident zurück, will es im Oktober aber noch einmal versuchen. Ob er dann dafür eine Mehrheit findet, bleibt jedoch fraglich.

Denn Mexiko hat inzwischen erkannt, dass es seine Abhängigkeit von den USA reduzieren muss. Und es weiß sich zu wehren. So erwägt Mexikos Senat unter anderem einen Mais-Boykott gegenüber den USA. Das für Mexiko so wichtige Nahrungsmittel will man künftig in Argentinien oder Brasilien einkaufen. Das würde Bundesstaaten wie Iowa, Wisconsin und Nebraska schwer treffen. Mexiko ist ihr Top-Exportland. Schon warnt der republikanische Senator Nebraskas Ben Sasse: "Unsere Farmer dürfen nicht Opfer eines Handelskriegs werden."

Zudem bemüht sich Mexiko, die laufenden Gespräche mit der EU über ein Handelsabkommen zu forcieren. Nach dem Scheitern von TTIP ist Brüssel an einem Abschluss sehr gelegen. Auch mit China will Mexiko ins Geschäft kommen, beide Seiten können gewinnen. Das Reich der Mitte nimmt nur 1,2 Prozent aller mexikanischen Exporte ab. China wiederum könnte sich via Mexiko den lateinamerika­nischen Markt erschließen. Gut möglich, dass Trumps protektionistische Rhetorik letztendlich den Wirtschaftsstandort und Finanzplatz Mexiko stärkt.

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