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Vietnam: Warum das Land für Anleger immer interessanter wird

16.06.21 01:04 Uhr

Vietnam: Warum das Land für Anleger immer interessanter wird | finanzen.net

Mehr als nur Kaffee und Reis: Das Land profitiert von der Nähe zu China und einem leichteren Zugang zur EU. Die Börse haussiert.

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von Emmeran Eder, Euro am Sonntag

Rund 46 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs ist vorerst ein neuer Konflikt zwischen den USA und dem südostasiatischen Staat beendet worden. Im Dezember hatte die frühere US-Regierung unter Donald Trump Vietnam vorgeworfen, seine Devise Dong zu manipulieren, und das Land auf die Liste der "Währungsmanipulatoren" gesetzt.

Das sind Staaten, die ihre Valuta künstlich gegen den US-Dollar niedrig halten, um mehr dorthin exportieren zu können. Solchen Ländern drohen die USA mit höheren Zöllen oder Wirtschaftssanktionen. Dieses Damoklesschwert hat die neue US-Administration unter Joe Biden nun erst einmal entfernt. Allerdings bleibt der Tigerstaat bezüglich des Themas unter Beobachtung.

Dass Vietnam überhaupt so viel Aufmerksamkeit in Washington erhält, zeigt schon, wie stark das ehemalige Entwicklungsland wirtschaftlich aufgeholt hat. Das sozialistische Land fährt ein ähnliches Modell wie der große Nachbar China. Politisch dominiert die kommunistische Partei, ökonomisch regiert der Turbokapitalismus. Mit Erfolg: Lebten 1996 noch 53 Prozent der Bevölkerung unter der Armutsgrenze, waren es 2018 nur noch gut neun Prozent.

Zu dieser Entwicklung trägt Chinas Aufstieg stark bei. Wegen steigender Löhne dort wird zunehmend Produktion in das günstigere Nachbarland verlagert. Das führt dazu, dass Vietnam inzwischen einer der Top-Exporteure von Smartphones, Elektronikartikeln und Textilien ist. Vieles geht nach China.

Freihandelsabkommen mit der EU

Seit dem 1. August 2020 besteht ein Freihandelsabkommen mit der EU. Wenn in Europa die Konjunktur nach dem Ende der Pandemie wieder anzieht, dürfte das auch die Exporte Vietnams nach Europa beflügeln. Dazu gehören auch Agrarerzeugnisse. Die Landwirtschaft macht noch elf Prozent des Landes-BIPs aus. Vor allem Kaffee, Reis, Cashewnüsse, Litschis, Obst und Meeresfrüchte führt das Land aus.

Ein anderer wichtiger Wirtschaftszweig, der Tourismus, welcher 12,5 Prozent des BIPs ausmacht, liegt dagegen wegen Corona darnieder, obwohl die Regierung in Hanoi frühzeitig reagierte und so das Virus erfolgreich eindämmen konnte. Nur 37 Menschen starben bisher daran. Die Konjunktur nahm trotz der Pandemie rasch wieder Fahrt auf. Vietnam ist daher eine der wenigen Volkswirtschaften weltweit, die selbst im Krisenjahr 2020 Wachstum erzielt haben, das Plus lag bei 2,9 Prozent. "Die Reaktion der Regierung war pragmatisch und weitsichtig zugleich", lobt die Weltbank in einem Statement. Die staatlichen Corona-Hilfen liegen bislang nur bei knapp einem Prozent des BIPs.

"Abgesehen vom Tourismus haben sich so gut wie alle Sektoren von der Krise gut erholt", pflichtet auch Gerhard Heinrich, Schwellen- länderexperte beim Informationsdienst Emerging Markets Trader, dem bei.

Die Konjunktur brummt

2021 werden sogar mindestens 6,5 Prozent Wachstum erwartet. Voraussetzung dafür ist, dass Inflation und Leitzins (aktuell vier Prozent) niedrig bleiben. Vor acht Jahren war das noch anders. Die Zinsen lagen damals bei 15 Prozent. Zinssenkungen und fallende Preissteigerungsraten trugen stark zum "vietnamesischen Wirtschaftswunder" bei.

Das sieht Heinrich ähnlich. "Positiv ist, dass sich die Kerninflation im April mit plus 0,9 Prozent im Jahresvergleich in Grenzen hielt. Es ist wichtig, dass diese eingedämmt bleibt, denn in einem global inflationären Umfeld werden Frontier Markets wie Vietnam eher gemieden", erläutert der Emerging-Markets-Spezialist.

Zumal es noch andere Risiken gibt: Zuletzt stieg die Zahl der Corona-Fälle nämlich wieder an. Zudem geht die Privatisierung der Staatsbetriebe nur schleppend voran. Den Anlegern bereitet das bisher keine Sorgen. Das in Ho-Chi-Minh-Stadt notierte Leitbarometer VN-Index, das mehr als 300 Firmen umfasst, ist auf einem Allzeithoch. In einem Jahr kletterte es um 52 Prozent. Der Index ist breit diversifiziert. Die wichtigsten Sektoren sind Finanzdienstleister, Industrie, Immobilien- und Infrastruktur-Titel sowie Konsumgüterhersteller.

Der Markt scheint derzeit etwas heiß gelaufen zu sein. Investoren sollten vor dem Einstieg deswegen auf eine Korrektur warten. Für Langfristanleger ist Vietnam aber eine hochinteressante Portfoliodiversifikation.


INVESTOR-INFO

Lumen Vietnam Fund

Auf mittlere Werte setzen

Manager Mario Timpanaro konzentriert sich bei dem Fonds vor allem auf vietnamesische Mid und Small Caps. Er wird dabei von einem lokalen Team in Vietnam unterstützt. Die Strategie war in den vergangenen Jahren erfolgreich, der Fonds erzielte eine gute Performance. Anleger müssen jedoch mit starken Schwankungen rechnen. Auch das Risiko der Landeswährung Dong ist zu beachten. Gebührenmäßig kein Schnäppchen.










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