Euro am Sonntag-Analyse

Mischfonds: Herausforderung Brexit

22.07.16 09:30 Uhr

Mischfonds: Herausforderung Brexit | finanzen.net

Wie sich die schwergewichtigen JP Morgan Global Income und M & G Optimal Income in der schwierigen Zeit um das Brexit-Votum ­geschlagen haben.

Werte in diesem Artikel

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Der erste Schreck über das ­Brexit-Votum ist verdaut, doch wohin Großbritannien steuern wird, ist völlig offen. Wird es eine Fahrt in eine strahlende Zukunft - so wie es sich die Befürworter des ­Brexit erträumen? Oder wird der Austritt aus der EU zu einem Desaster?

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Fürs Erste gilt es, Ruhe zu bewahren. Das zeigen die aktuelle Erholung an den Aktienmärkten und die Empfehlungen vieler Finanzprofis. Vorsichtig agieren? Ja! Den Kopf verlieren? Nein! Nach diesem Motto handeln auch Richard Woolnough und Michael Schoenhaut, die beide jeweils milliardenschwere ­Mischfonds lenken. Woolnough ist verantwortlich für den M & G Optimal Income, Schoenhaut für den JP Morgan Global Income.

Auch wenn sich die Namen der Fonds ähneln, sind sie unterschiedlich aufgestellt. Woolnough hält in seinem Fonds überwiegend Anleihen und kann maximal 20 Prozent Aktien beimischen. Schoenhaut kann beide Anlageklassen flexibel gewichten. Sein vorrangiges Ziel ist es, hohe regelmäßige Erträge zu erwirtschaften (siehe Investor-­Info unten).
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Woolnough hatte bereits in den Wochen vor dem Referendum begonnen, das Risiko im M & G Optimal Income ­zu reduzieren. "Wir haben den Anteil ­risikoloser Positionen, also Cash und Staatsanleihen mit Toprating, auf 15,5  Prozent erhöht", berichtet er. Mitte Mai lag diese Quote noch bei nur 10,5  Prozent. Zudem hatte der Manager sein Engagement im Finanzsektor zurückgeschraubt aus Sorge vor Problemen der Branche in Europa.

Beide Maßnahmen setzte Woolnough fort, nachdem der Ausgang des Referendums feststand. Zudem erhöhte er die Anleihelaufzeiten in seinem Fonds, um von möglicherweise fallenden Zinsen bei Bonds profitieren zu können. ­Zusätzlich baute er seine Position in ­inflationsgebundenen Anleihen aus, die in Britischen Pfund notieren. "Durch das schwächere Pfund rechne ich mit ­einer höheren Inflation", sagt er.
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Mittelfristig plant der Manager keine gravierenden Änderungen infolge des Brexit-Votums. Er will allerdings das ­erhöhte Gewicht risikoloser Positionen beibehalten, um gegen Schwierigkeiten gewappnet zu sein, die während des Austrittsprozesses auftreten könnten.

Festverzinsliches bevorzugt

Auch Fondsmanager Michael Schoenhaut hat bei seinem JP Morgan Global ­Income Vorsicht walten lassen. "Im Lauf des Jahres haben wir aktiv Risiko re­duziert, indem wir den Aktienanteil ­verringert haben und gleichzeitig ­Positionen in Hochzinsanleihen und US-Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating aufgebaut haben", sagt er. Vor dem Referendum hat der Manager insbesondere die Aktienpositionen in Europa und Großbritannien reduziert. Mittlerweile liegt die Aktienquote bei nur einem Drittel.

Seine Zurückhaltung bei Aktien will Schoenhaut in nächster Zeit nicht aufgeben. "Die weiterhin politische und makroökonomische Unsicherheit spricht für eine defensive Ausrichtung", sagt er. Eine Rezession erwartet er jedoch nicht. In diesem Umfeld rechnet er damit, dass sich die Anleihemärkte bei geringerem Risiko besser als die Aktienmärkte entwickeln werden.

Investor-Info

M & G Optimal Income
Fokus auf Renten

Wer momentan in den M & G Optimal Income einsteigt, erhält einen reinen Rentenfonds. Von der Möglichkeit, Aktien beizumischen, macht Manager Richard Woolnough ohnehin nur zurückhaltend Gebrauch. Doch zurzeit liegt die Quote, die maximal 20 Prozent betragen darf, sogar bei null. Bei der Auswahl der Titel hat Woolnough freie Hand: Im Portfolio finden sich sowohl Staats- als auch Unternehmensanleihen von verlässlichen und weniger verlässlichen Schuldnern.

JP Morgan Global Income
Fokus auf Ertrag

Aktien, hoch verzinste Unternehmensanleihen, Staatsanleihen, REITs - aus welcher Anlageklasse ein Titel stammt, ist Fondsmanager Michael Schoenhaut (fast) egal. Hauptsache, der Titel liefert einen hohen Ertrag und hat ein gutes Rendite-Risiko-Verhältnis. Der JP Morgan Global Income streut sein Vermögen über 1.600 Emittenten aus der ganzen Welt. Die Ausschüttungsquote lag bei den letzten Auszahlungsterminen im Februar und Mai annualisiert bei über fünf Prozent.

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