Gutes aus Holland: Warum europäische Aktien hip sind
Der Wahlsieg von Premier Mark Rutte ist ein wichtiges Zeichen für Europa - von denen auch die Aktienmärkte des Kontinents profitieren dürften.
von Astrid Zehbe, Euro am Sonntag
Zum Schluss ging es im Wahlkampf in den Niederlanden noch einmal heiß her. Der Streit um die Ausweisung türkischer Politiker und die Provokationen aus Ankara waren geradezu eine Steilvorlage sowohl für den amtierenden Ministerpräsidenten Mark Rutte als auch für den an die Macht strebenden Islam-Gegner Geert Wilders.
Ersterer zog alle politischen Register als Premier, Letzterer polterte wie üblich drauflos - und hatte am Ende doch das Nachsehen. Der befürchtete Triumph des Rechtspopulisten blieb aus. Rutte geht, wenn auch mit Verlusten, als Sieger aus den Wahlen hervor. Ein "Nexit" ist damit vom Tisch - für die EU und die Eurozone ist der Wahlausgang ein wichtiges Signal.
Dass der rechtsliberale Rutte so deutlich das Rennen machte, hat viele überrascht. Nach den vorläufigen Ergebnissen kommt seine VVD auf etwa 21 Prozent. Rund acht Prozentpunkte dahinter folgt Geert Wilders PVV, nur knapp auf Platz 3 liegt die christdemokratische CDA, die auf etwas mehr als zwölf Prozent der Stimmen kommt.
Positives Signal für Europa
"Die niederländischen Wähler stimmten eindeutig für die etablierten proeuropäischen Parteien, und die neue niederländische Koalitionsregierung wird höchstwahrscheinlich aus der Mitte-rechts-gerichteten VVD, den konservativen Christdemokraten und der linksgerichteten liberalen D66 bestehen", kommentiert Robeco-Chefökonom Léon Cornelissen den Ausgang der Wahl. Als Vierter im Regierungsbündnis werden der bisherige Partner - die mit 5,7 Prozent abgestrafte sozialdemokratische PvdA - oder die Grünen gehandelt. Die Zusammenarbeit mit Wilders’ PVV hatten die Parteien im Vorfeld ausgeschlossen.
Ruttes Wahlsieg wurde europaweit mit Erleichterung aufgenommen. Der niederländische Aktienindex AEX kletterte zwischenzeitlich auf den höchsten Stand seit 2008, der Euro gewann gegenüber dem Dollar an Fahrt, die Risikoaufschläge europäischer Staatsanleihen sanken. Sein Erfolg wird aber auch als ermutigendes Signal für die weiteren Urnengänge in Europas Superwahljahr gewertet. "Das Ergebnis der Niederlande ist eine Vorgabe für die Präsidentschaftswahl in Frankreich, wenngleich Le Pen sich geschickter als Wilders positioniert und damit das größere Risiko bleibt", sagt Martin Lück, Anlagestratege bei BlackRock.
Die Analysten des Investmentunternehmens rechnen dennoch mit einem Sieg von Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron. "Dann wären die politischen Hürden beseitigt und für Investoren würde sich der Blick auf die bewertungsmäßige Attraktivität europäischer Assets eröffnen", sagt Lück. Tatsächlich profitieren viele europäische Titel von steigenden Gewinnen der Unternehmen. Gleichzeitig könnten die von Macron angekündigten Arbeitsmarktreformen der wirtschaftlichen Entwicklung Europas zu weiterem Auftrieb verhelfen.
Attraktive europäische Aktien
Ohnehin stehen die Zeichen aus makroökonomischer Sicht auf Wachstum. Die Zinsen sind niedrig, was Investitionen fördert. Der Euro ist gegenüber dem Dollar relativ schwach, wovon vor allem Exporteure profitieren. Und auch die Stimmung bei Konsumenten verbessert sich, was die Binnennachfrage steigert. Kurzum: Die Voraussetzungen für Investments in europäische Aktien waren lange nicht mehr so gut und die Nachfrage steigt. Nach hohen Abflüssen 2016 liegen die Nettozuflüsse in europäische Aktienfonds dieses Jahr bereits bei 1,3 Milliarden Dollar.
Allerdings sollten Anleger gute Nerven haben. Noch immer sind die Märkte empfindlich für Erschütterungen. Vor allem bei riskanteren Anlagen, aber auch bei europäischen Staatsanleihen ist angesichts der bevorstehenden Wahlen eine erhöhte Volatilität zu erwarten.
Umso wichtiger ist es, dass die Politik ihre Hausaufgaben macht, Reformen auf den Weg bringt und die Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen nicht aus den Augen verliert. Denn die Populisten werden auch in Zukunft um die Gunst der Menschen buhlen. Bei seinem Urnengang in Den Haag kündige Geert Wilders das bereits an: "Egal wie diese Wahl heute ausgeht, der Geist wird nicht wieder zurück in die Flasche gehen."
Investor-Info
Jupiter European Growth
Weltklasse aus Europa
Von der Erleichterung nach der Wahl sollte ein Aktienfonds wie der Jupiter Euopean Growth profitieren. Das Portfolio haben wir bereits vergangene Woche als Investment für Europa-Optimisten vorgestellt. Mit aktuell mehr als zehn Prozent ist der Anteil niederländischer Aktien im Fonds recht hoch. Der European Growth zählt langfristig zu den ertragsstärksten Fonds in seiner Kategorie. Sein Anlageschwerpunkt sind global ausgerichtete, margenstarke Unternehmen aus Europa.
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