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Grüne Wärmewende: Warten ist keine Option

28.11.23 11:17 Uhr

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Grüne Wärmewende: Warten ist keine Option | finanzen.net

Autor: Prof. Dr. Michael Bauer, Partner der Drees & Sommer SE, verantwortlich für nachhaltige Energiekonzepte auf Gebäude- wie auch Quartiersebene

Noch immer schreitet die Wärmewende in Deutschland schleppend voran. Im Gegensatz zur regenerativen Stromerzeugung liegen die wirtschaftlich sinnvollen regenerativen Wärmeerzeugungslösungen für Bestandsliegenschaften nicht immer auf der Hand. Gute Ansätze gibt es bereits, doch das Wissen über tatsächlich realisierbare Lösungen zur grünen Wärmetransformation muss noch stärker ausgebaut werden.

Was die Klimaziele angeht, fehlt es nicht an ambitionierten Verkündungen: Die EU will mit dem Green Deal bis 2050 klimaneutral werden, Deutschland bis 2045, die Landesverwaltung Baden-Württemberg und die meisten Firmen bis spätestens 2030. Den wesentlichen Anteil an den Klimaemissionen verursacht der Gebäudebestand - von der Industrieproduktionshalle über die Logistikimmobilie bis zum Rathaus oder den Hochschulen. Und so wird die Energiewende, deren Fokus in den vergangenen Jahren vor allem auf der Stromerzeugung lag, nun auch für den Gebäudesektor immer dringlicher: Sektorübergreifend muss der Gebäudebestand schnellstmöglich klimaneutral werden, vor allem also bei der Wärmeerzeugung per saldo praktisch kein CO2 mehr ausstoßen. Somit spielt die grüne Wärmetransformation eine Schlüsselrolle auf dem Weg zur Klimaneutralität. Während wirtschaftliche Lösungen für die regenerative Stromerzeugung mit Photovoltaik und Windenergie zur Verfügung stehen, sind wirtschaftliche Lösungen für die grüne Wärmetransformation in Bestandsliegenschaften noch zu entwickeln.

Beitrag erneuerbarer Energieträger am deutschen Wärmeverbrauch noch viel zu gering

Mehr als die Hälfte des gesamten Endenergieverbrauchs macht in Deutschland die Wärmebereitstellung aus. Dazu zählen Raumwärme, Warmwasser, Prozesswärme oder auch die Wärme zur Kälteerzeugung. Neben Energieeffizienzmaßnahmen muss der Anteil erneuerbarer Energieträger eine viel größere Rolle einnehmen. Denn seit 2013 wächst der Beitrag erneuerbarer Energieträger am deutschen Wärmeverbrauch nur wenig. Derzeit beträgt er mit rund 17,4 Prozent nicht einmal ein Fünftel.1 Was allein das Heizen angeht, kommt bei der Hälfte der Privathaushalte in Deutschland Gas und bei etwa weiteren 20 Prozent Heizöl zum Einsatz.2

Mit dem modifizierten Gebäudeenergiegesetz, auch als GEG oder Heizungsgesetz bezeichnet, ist nun klar, dass über kurz oder lang das Aus für Öl- und Gasheizungen kommen wird. Zwar wurde deren generelles Verbot und eine direkte Verpflichtung zur Wärmepumpe aufgehoben, der Kernbestandteil bleibt jedoch bestehen: Gemäß dem GEG müssen ab 2024 neu installierte Heizungen zu 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Qual der Wahl? Kommunale Wärmeplanung schafft Klarheit

Im Rahmen des geplanten Gesetzes zur kommunalen Wärmeplanung müssen spätestens in fünf Jahren alle Kommunen in Deutschland Pläne vorgelegt haben, wie sie eine klimafreundliche Wärmeversorgung sicherstellen. Insbesondere geht es dabei um die Potenziale für den Anschluss von Gebäuden an Wärmenetze. Für Eigentümerinnen und Eigentümer dient das auch als eine Art Planungsgrundlage auf Basis derer sie entscheiden können, welcher Heizungstyp sich am besten für ihr Gebäude eignet. In Städten und dicht besiedelten Gegenden ist der Anschluss an in Zukunft zunehmend klimaneutrale Nah- und Fernwärme eine sehr gute Lösung, um von fossilen Heizungen wegzukommen.

Wenn der Anteil erneuerbarer Energieträger bei Fern- und Nahwärmenetze möglichst hoch ist, gelten sie nicht nur als umweltfreundlich, sondern lohnen sich oft auch in wirtschaftlicher Hinsicht. Zum Beispiel entfallen die Kosten für die Anschaffung und Wartung der Heizungstechnik in einzelnen Gebäuden und die Investition in die zentrale Heizanlage verteilt sich auf alle angeschlossene Haushalte. Durch die gemeinsame Nutzung werden zudem die Anlagen besser genutzt und Potenziale voll ausgeschöpft. Wenn jedoch kein Anschluss an Fernwärme- oder Nahwärmenetze mit wesentlicher regenerativer Energieerzeugung möglich ist, ist meistens die Wärmepumpe mit wirtschaftlichen und effektiven Wärmequellen und möglichst niedrigen Betriebstemperaturen die sinnvollste und zukunftsfähigste Lösung.

Auch Industrie steht vor gewaltigen Herausforderungen

Nicht nur den privaten Haushalten und der Öffentlichen Hand stehen enorme Herausforderungen bevor: Auch die Industrie steht bei der grünen Wärmetransformation ganz am Anfang. Großwärmepumpen, Nah- und Fernwärmenetze, die Tiefengeothermie oder Abwärme aus Industrieprozessen und Abwasserkanälen werden die Wärmeinfrastruktur der Zukunft prägen. Ein effektiver Schlüssel zum Erfolg von Zero Carbon besteht auch in der Sektorkopplung. Hier werden Industrie, Mobilität, Wärme und Strom werden nicht mehr isoliert betrachtet, sondern interagieren miteinander.

Beispielsweise begleitet Drees & Sommer bereits mehrere Industrieunternehmen mit sogenannten Zero Carbon Transformationsplänen. Der Fokus liegt dabei darauf, Maßnahmen zur Energieeffizienz und Dekarbonisierung zu identifizieren und einen entsprechenden Handlungspfad zu erstellen. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf allen zur Verfügung stehenden energiesparenden und regenerativen Technologien: ob energetische Sanierung von Gebäuden, E-Ladeinfrastruktur, Photovoltaik an Fassaden und auf dem Dach, Wärmepumpen, Nahwärme, Fernwärme, Windkraft, Wasserstoff-Technologie, Gebäudetechnik, Digitalisierungstechnik, Batteriezellen und Smart Grids oder möglichen Schnittstellen zur Produktion, wie zum Beispiel die Abwärmenutzung für Heizzwecke. Für Unternehmen bilden die Daten des Zero Carbon Transformationsplans außerdem eine hervorragende Grundlage für ein ESG-Reporting.

Sektorkopplung für die Wärmewende

Die für unsere Gesellschaft so wichtige Wärmewende können wir nur sektorübergreifend realisieren. Verschiedenen Industriezweige und alle an Bau und Infrastruktur beteiligten Akteurinnen und Akteure müssen sich intensiv austauschen, von ihren Strategien und Maßnahmen lernen und beginnen, sie idealerweise sinnvoll aufeinander abzustimmen. Nur gemeinsam können wir für die Klimaziele durch den Einsatz von regenerativer Energie etwa aus Sonne, Wind, Geothermie und künftigen grünem Wasserstoff viel bewirken.

Autor: Prof. Dr. Michael Bauer ist seit 1999 bei der Drees & Sommer SE, seit 2005 als Partner. Er verantwortet den Bereich nachhaltige Energiekonzepte auf Gebäude- wie auch Quartiersebene. Michael Bauer absolvierte sein Studium mit Schwerpunkt energiesparende Gebäudetechnik an der Universität Stuttgart, an der er auch über die Simulation von energiesparenden Heizanlagen promovierte. Heute lehrt er dort selbst als Honorarprofessor am Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung und am Institut für Baubetriebslehre. Sein Wissen hat er als Mitautor in dem Buch »Green Building« und in vielen anderen Veröffentlichungen publiziert. Ehrenamtlich wirkt Michael Bauer in Richtlinien und Fachausschüssen des VDI und beim DGNB mit.

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Nachhaltige, innovative und wirtschaftliche Lösungen für Immobilien, Industrie, Energie und Infrastruktur zu beraten, umzusetzen – oder den Kunden sogar beides aus einer Hand zu bieten – das zeichnet das partnergeführte Beratungsunternehmen Drees & Sommer SE aus. Im Jahr 1970 gegründet und seitdem als Nachhaltigkeitspionier und Digitalisierungstreiber der Real Estate Branche bekannt, beschäftigt das Unternehmen mehr als 5.100 Mitarbeitende an 59 Standorten. Interdisziplinär zusammengesetzte Teams arbeiten in mehr als 5.000 Projekten weltweit daran, eine lebenswerte Zukunft zu schaffen und scheinbare Gegensätze zu vereinen: Tradition und Zukunft, Analog und Digital, Effizienz und Wohlbefinden. Als Unternehmer im Unternehmen steht dafür eine persönlich verantwortliche Partnerschaft ein.


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Bildquellen: Drees & Sommer