Drees & Sommer

"Allerhöchste Zeit für die Bauwende"

05.05.23 14:12 Uhr

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"Allerhöchste Zeit für die Bauwende" | finanzen.net

Blockaden vor Braunkohlekraftwerken, Proteste auf den Stadtautobahnen oder freiwilliger Flugverzicht. Alle wissen um die klimaschädliche Tragweite der fossilen Energieträger und unserer Verkehrsmittel. Der Bausektor als Klimakiller ist noch bei zu wenigen auf dem Schirm: Dabei gehen rund 40 Prozent des weltweiten Treibhausgases auf sein Konto. Auch die Hälfte des globalen Abfallaufkommens entsteht durch den Bau oder Rückbau von Gebäuden.

Was sich schleunigst ändern muss - und welche Chancen sich dadurch bieten, darüber diskutierte im März der Klimaforscher Prof. Hans Joachim Schellnhuber auf einem Drees & Sommer-Inhouse-Event "Earth for all" in Köln.

Bauen ohne später Abfall zu verursachen? Mit dem Holzhybrid-Bürogebäude The Cradle zeigt der Projektentwickler Interboden, was beim Neubau bereits alles geht: ein Kern aus Recycling-Beton, ein modular gefertigtes Holztragewerk und eine markante Holzfassade. So weit wie möglich kommen im Düsseldorfer Medienhafen natürliche, wiederverwertbare Materialien zum Einsatz. Das verbraucht nicht nur rund 40 Prozent weniger CO2 als der Bau herkömmlicher Gebäude, sondern später soll das energieeffiziente Gebäude auch als wertvolles Materiallager dienen. Den Bauherrn begleitet das Umweltberatungsinstitut EPEA, eine Tochter des Bau- und Immobilienberatungsunternehmens Drees & Sommer SE. Mit einem digitalen Ressourcenpass, eine Art Klimaführerschein fürs Gebäude, wie ihn auch Bundesbauministerin Klara Geywitz fordert, greifen sie der Zukunft vor: Denn die in Europa und Deutschland geplante Regulierung wird die Branche früher oder später zu Materialkreisläufen zwingen. Und damit dazu, beim späteren Abriss, ein Gebäude als Rohstofflager für neue Bauten zu nutzen.

"Im Neubau haben wir als Branche beispielsweise mit Plusenergiehäusern und vielen weiteren energetischen Standards und Maßnahmen bereits einen sehr guten Stand erreicht. Dazu treiben wir auch den Cradle to Cradle-Ansatz voran, ein kreislauffähiges Materialkonzept für sämtliche Branchen, für das wir im Bausektor sicherlich als Pionier stehen. Unser Sorgenkind ist der Bestand. Hier darf Umbau kein Synonym für Abriss sein", erklärt Stefan Heselschwerdt, verantwortlicher Drees & Sommer-Partner am Standort Nordrhein-Westfalen beim Drees & Sommer-Event "Earth for all" in Köln.

"Sehr viele Bestandsbauten sind energetisch nicht zukunftsfähig. Das kommt den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht nur aufgrund der Preissprünge von Energie- und Gaspreisen teuer zu stehen. Richtig schmerzhaft wird es dann, wenn die verheerenden Folgen für das Klima offenbar werden. Jetzt ist es allerhöchste Zeit, eine umfassende Bauwende einzuleiten", sagt Prof. Hans Joachim Schellnhuber, Gründungsdirektor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung und Gründer der Bauhaus Erde gGmbH.

Reaktivieren will er die Idee des Bauhauses - und setzt ganz auf kreislauffähiges Bauen. "Ohne eine radikale Bauwende auf Basis einer bio-basierten Kreislaufwirtschaft scheitern unsere Klimaziele", warnt Schellnhuber. Um die Erderwärmung zu stoppen und langfristig sogar wieder rückgängig zu machen, müsse CO2 aus der Atmosphäre entfernt werden - vor allem durch großflächige Aufforstung, nachhaltige Landnutzung und nicht zuletzt auch den massiven Einsatz von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen als CO2-Speicher im Städtebau.

Produkte, Gebäude und Infrastruktur als Rohstofflager betrachten

Der erste Schritt hin zu einer echten Kreislaufwirtschaft in der Bau- und Immobilienbranche besteht darin, beim Bau als auch bei der Sanierung die geplanten oder vorhandenen Materialien der jeweiligen Gebäude zu identifizieren und auf ihre Wiederverwendbarkeit zu überprüfen - und sich von der herkömmlichen Denkweise des Abrisses zu lösen.

So ist der Name des innovative Düsseldorfer Bürogebäudes The Cradle auch Programm, angelehnt an das das Konzept "Cradle to Cradle". Wörtlich übersetzt bedeutet es "von der Wiege zur Wiege". Auf die Baubranche bezogen: Schon beim Errichten des Gebäudes sollten Bauherrn an den späteren Abriss denken. Vereinfacht ausgedrückt geht es also darum, Abfälle zu vermeiden und verbaute Rohstoffe nach Ende des Immobilien-Lebenszyklus möglichst gleichwertig für neue Bauvorhaben einzusetzen. Dafür müssen alle verbauten Materialien weitestgehend sortenrein trennbar, rückbaubar und schadstofffrei wiederverwertbar sein. "Dadurch schonen wir Ressourcen und sparen Entsorgungskosten - nicht nur am Ende des Lebenszyklus. Das Gebäude wird so zu einer Art Materiallager und damit zum Rohstoffdepot", sagt Bau- und Immobilienexperte Stefan Heselschwerdt.

Über den Autor:

Stefan Heselschwerdt gehört seit 2005 zu den Partnern von Drees & Sommer und ist als Experte am Standort Köln im Projektmanagement tätig. Zuvor verantwortete er alle öffentlichen Projekte am Standort Stuttgart und übernahm diesen Aufgabenbereich 2010 im Bereich der Infrastrukturprojekte bei der Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH. Von der Projektidee über die Realisierung bis hin zur Inbetriebnahme verfügt er über weitreichende Erfahrungen in der Betreuung von Großbauvorhaben im Hochbau und in der Infrastruktur. Beispielsweise gehören der Neubau des Schwarzwald-Baar-Klinikums oder der Neubau des Südwestrundfunks in Stuttgart zu seinen Referenzprojekten. Am Standort Köln liegt sein Fokus auf der Vernetzung aller Leistungsbereiche von Drees & Sommer für den Markt in Nordrhein-Westfahlen. Bereits 1992 startete Stefan Heselschwerdt seine berufliche Karriere bei Drees & Sommer. Zuvor studierte er Bauingenieurwesen an der Universität Stuttgart, wo er heute als Lehrbeauftragter für Projektmanagement ist.

Drees & Sommer: Innovativer Partner für Beraten, Planen, Bauen und Betreiben.

Als führendes international tätiges Planungs- und Beratungsunternehmen mit Hauptsitz in Stuttgart begleitet Drees & Sommer private und öffentliche Bauherren sowie Investoren seit über 50 Jahren in allen Fragen rund um Immobilien und Infrastruktur – analog und digital. Durch zukunftsweisende Beratung bietet das Unternehmen Lösungen für erfolgreiche Gebäude, renditestarke Portfolios, leistungsfähige Infrastruktur und lebenswerte Städte an. In interdisziplinären Teams unterstützen 4.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an weltweit 51 Standorten Auftraggeber unterschiedlichster Branchen. Alle Leistungen erbringt das partnergeführte Unternehmen unter der Prämisse, Ökonomie und Ökologie zu vereinen. Diese ganzheitliche Herangehensweise heißt bei Drees & Sommer „the blue way“.


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