Die Last der Schulden
Die globale Verschuldung ist ab 2007 weiter gewachsen. Droht eine weitere Schuldenkrise?
Die gute Nachricht zuerst: Die Weltwirtschaft befindet sich auf solidem Kurs, das Wachstum dürfte 2016 gegenüber 2015 noch einmal anziehen. Die schlechte Nachricht: Die Konsensprognosen für das Wachstum sind rückläufig. Sorgen bereitet, dass sich das Wachstum in den Schwellenländern abflacht. Und China, das lange als Konjunkturlokomotive für die Weltwirtschaft galt, verliert vorerst weiter an Dampf. Zudem wachsen die Industrieländer zwar stabil, aber nur moderat.
Der Internationale Währungsfonds (IWF) nannte bei der Vorstellung seines neuen globalen Ausblicks im Oktober 2015 auch gleich fundamentale Gründe für die Wachstumsabschwächung. So brachte der Verfall der Rohstoffpreise die rohstoffexportierenden Länder wie Brasilien und Russland unter Druck. Weitere Länder leiden unter Fehlinvestitionen, die in der Vergangenheit getätigt wurden. Ein Beispiel dafür ist China. Hohe Schulden und Konsolidierungsbemühungen bremsen die Wirtschaft im Reich der Mitte. Dies sorgte auch für einen kräftigen Kursrückgang an Chinas Börsen.
Wachsende Schulden
Das Beispiel zeigt auch, dass bei Anlageentscheidungen ein Blick auf die Schuldensituation in den einzelnen Ländern und Regionen wichtig ist. Eine neue Datenbank der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) über die Verschuldungslage bietet jetzt die Möglichkeit, die Länder unter die Lupe zu nehmen. Erfasst werden derzeit 21 Schwellenländer, die Euroländer und zwölf weitere Industrieländer. In diesen Ländern sind in US-Dollar gerechnet die Schulden der Regierungen, Unternehmen und Privathaushalte von Ende 2007 bis Ende 2014 um immerhin 49,4 Prozent gestiegen. Die Tatsache, dass sich auch das nominale Bruttoinlandsprodukt (BIP) dieser Länder um rund 31,5 Prozent erhöht hat, sorgt jedoch für eine Relativierung des Schuldenanstiegs.
In den Industrieländern stiegen die Schulden von Ende 2007 bis Ende 2014 um 28,9 und das nominale BIP um 13,5 Prozent. In den Schwellenländern stiegen die Schulden dagegen in dieser Zeitperiode um 200,1 Prozent und das nominale BIP um 92,5 Prozent. Die Differenzierung der Länder nach Entwicklungsgrad zeigt, dass sich in den Industrieländern die Schulden in Relation zum Preisanstieg und zur Leistungskraft der Wirtschaft nur gering erhöht haben. In den Schwellenländern stiegen dagegen die Schulden auch in Relation zum BIP kräftig an. Das könnte ein Gefahrensignal sein.
Tragfähigkeit der Schulden
Doch der Blick auf die Schulden in Relation zum BIP ist ebenfalls nur bedingt aussagekräftig. Wichtig ist, dass die Verschuldungsquote auch in Relation zum BIP pro Kopf gesetzt wird. Der Grund: Liegt der Wert der produzierten Güter pro Kopf in einem Land nur wenig über dem Existenzminimum, ist die Sparquote entsprechend gering. Entsprechend gering ist auch die Schuldenaufnahmefähigkeit des Landes. Unsere Untersuchung1 zeigt, dass in Schwellenländern mit zunehmendem Wohlstand die Schuldenaufnahmefähigkeit enorm zunimmt.
Der Anstieg des Wohlstands wiederum - also des BIP und der Einkommen - beruht in Schwellenländern auf Investitionen, die das Wirtschaftswachstum beflügeln. Mit wachsendem Kapitalstock nimmt der Ertragszuwachs aus den zusätzlichen Investitionen ab. Aufgrund des abnehmenden Grenzertrags aus Investitionen sollten ab einem bestimmten Wohlstandsniveau die Schulden langsamer zunehmen. Auch dies bestätigte sich in unserer Untersuchung.
Der Vergleich von Verschuldungsquote mit dem BIP pro Kopf liefert eine neue Perspektive, in welchen Ländern die Gefahr einer Schuldenkrise höher und in welchen Ländern die Gefahr einer Schuldenkrise niedriger sein könnte. Länder, die sich in Relation zu ihrem Wohlstand höher verschuldet haben, sind Japan und einige Peripherieländer (siehe Chart 1). China ist nach dieser Modellbetrachtung ebenfalls hoch verschuldet. Es gibt aber auch Länder, die basierend auf dieser Analyse noch Spielraum für neue Schulden haben. Nutzen die Länder diesen Kreditspielraum für sinnvolle Investitionen, könnte dies zu einem höheren nationalen und globalen Wachstumstrend führen.
Wichtige Relation
Je höher die Güterproduktion pro Kopf und damit der Wohlstand, umso höher auch die Schuldentragfähigkeit eines Landes. Anhand einer Trendlinie zeigt sich zudem, dass die Schuldentragfähigkeit in Schwellenländern schnell steigt, wenn der Wohlstand zunimmt. Mit zunehmendem Wohlstand flacht sich die Trendlinie ab.
Blick auf Wirtschaftssubjekte
In den Industrieländern fand von 2007 bis 2014 ein leichter Schuldenaufbau statt. Gleichzeitig war eine Schuldenverlagerung in Richtung der Regierungen zu beobachten. In den Schwellenländern fand dagegen ein massiver Schuldenaufbau statt. Verantwortlich für diese Entwicklung sind die Unternehmen, die ihre Schulden deutlich erhöhten.
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*Quelle: BVI, Stand 31. Mai 2013, inkl. DB-Produkte
**Stand: 30. Juni 2013