"Long oder short", Johannes Müller?
Sechs Markteinschätzungen von unserem Chief Investment Officer für Wealth Management in Deutschland
Deutschlands Perspektiven werden derzeit unterschätzt.
Long: Die Konjunktureuphorie zu Jahresbeginn war zu groß,
was dem milden Winter geschuldet war. In den Sommer- und
Herbstmonaten dagegen kam zu großer Pessimismus auf. Die
Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Fakt ist: Die Geldpolitik der
EZB ist für Deutschland zu expansiv, das Zinsniveau ist zu niedrig, und der Wechselkurs ist wahrscheinlich deutlich schwächer
als wenn es die D-Mark noch gäbe. Das wird sich positiv auf die
Binnennachfrage und auf die Konjunktur auswirken.
Wer Rendite haben möchte, kommt an Aktien weiterhin nicht
vorbei.
Long: Aktien sind Renditebringer im Portfolio, genauso wie
Fremdwährungen. Anleihen tragen aus Renditeperspektive weniger zum Portfolio bei, dienen im Portfoliokontext aber als Stabilisatoren. Deshalb ist es in diesem Umfeld besonders wichtig, ein
sauber strukturiertes und diversifiziertes Portfolio aufzubauen.
Die Hoffnung auf gute Unternehmensergebnisse könnte 2015
getrübt werden.
Short: Die Konjunktur läuft de facto besser als der Markt es
derzeit wahrhaben will. Das sollte stützen. Außerdem kommt
deutliche Entlastung vom Euro-Dollar-Wechselkurs. Das sollte
sich im laufenden Quartal, spätestens im ersten Quartal 2015,
in den Gewinnen europäischer Unternehmen spiegeln. Was
Rückenwind für die europäischen Unternehmen ist, ist allerdings
Gegenwind für die US-Unternehmen.
Eine zweite Eurokrise ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.
Long: Aber mit Einschränkung. Die Frage lautet: Was ist eine Eurokrise? Die Eurokrise, die wir erlebt haben, war eine Zahlungsbilanzkrise. Die Leistungsbilanzsalden sind mittlerweile repariert,
das ist spektakulär positiv gelaufen; eine erneute Zahlungsbilanzkrise ist insofern unwahrscheinlich. Genauer hinschauen
muss man in den nächsten Quartalen und Jahren auf die Politik.
Sie wird darüber entscheiden, wie stabil der Euro sein wird. In
Spanien und Portugal wird 2015 gewählt. In Griechenland sind
Neuwahlen sowieso jederzeit möglich.
Die Aussichten für Schwellenländer sind besser als am Jahresanfang.
Short: Die Aussichten haben sich per saldo nicht verändert. Zu
Jahresbeginn war der Pessimismus gegenüber Schwellenländern groß, geprägt durch die kräftige Korrektur im Jahr 2013. Die
asiatischen Schwellenländer sind in diesem Jahr beispielsweise
ganz gut gelaufen und ich würde da auch weiterhin Potenzial
sehen. Die Bewertungen sind interessant, andererseits könnten
die Diskussionen über den Beginn eines neuen Zinserhöhungszyklus in den USA belasten.
Gold und andere in US-Dollar gehandelte Edelmetalle sind derzeit keine Alternativen.
Long: Die Währungskomponente ist spannend, aber Gold hat
wahrscheinlich nicht viel Kurspotenzial. Insofern würde ich mir
bei Fremdwährungen andere Anlagen als Edelmetalle anschauen. Typischerweise heißt es: Ein stärkerer Dollar führt zu schwächeren Rohstoffpreisen. Meine Gleichung lautet: Eine steigende
Realrendite von US-Staatsanleihen reflektiert eine robustere
Konjunktur und damit höheren Appetit nach Risiko und eine
sinkende Nachfrage nach Gold. Der Goldpreis profitiert eher von
sinkenden Realrenditen.
Wertentwicklungen in der Vergangenheit sind kein verlässlicher Indikator für zukünftige Wertentwicklungen. Es kann keine Gewähr übernommen werden, dass Anlageziele erreicht oder Ertragserwartungen erfüllt werden. Prognosen basieren auf Annahmen, Schätzungen, Ansichten und hypothetischen Modellen, die sich als falsch herausstellen können.
Deutsche Asset & Wealth Management
Mit 923 Milliarden Euro verwaltetem Vermögen (Stand 31. Dezember 2013) ist Deutsche Asset & Wealth Management¹ einer der führenden Vermögensverwalter weltweit. Deutsche Asset & Wealth Management bietet Privatanlegern und Institutionen weltweit eine breite Palette an traditionellen und alternativen Investmentlösungen über alle Anlageklassen. Deutsche Asset & Wealth Management steht zudem für maßgeschneiderte Wealth Management-Lösungen und eine ganzheitliche Betreuung wohlhabender Privatanleger und Family Offices.
¹ Deutsche Asset & Wealth Management ist der Markenname für den Asset-Management- und Wealth-Management-Geschäftsbereich der Deutsche Bank AG und ihrer Tochtergesellschaften. Die jeweils verantwortlichen rechtlichen Einheiten, die Kunden Produkte oder Dienstleistungen der Deutsche Asset & Wealth Management anbieten, werden in den entsprechenden Verträgen, Verkaufsunterlagen oder sonstigen Produktinformationen benannt.
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