Altersvorsorge

Fondspolicen: Mehr schlecht als recht

23.05.15 16:00 Uhr

Fondspolicen: Mehr schlecht als recht | finanzen.net

Auf der Suche nach Rendite setzen Anleger auf fondsgebundene Lebensversicherungen. Deren Qualität ist oft mäßig.

von A. Zehbe und M. Reim, Euro am Sonntag

Das Niedrigzinsumfeld nagt an den Renditen und macht nicht nur Privat­anlegern zu schaffen. Auch Lebensversicherer leiden unter dem Anlagenotstand. Die Überschuss­beteiligungen sinken seit Jahren, und so wird es angesichts verringerter Zinsgarantien immer schwerer, Kunden zu gewinnen.

Ein Ausweg sind fonds­gebundene Lebensversicherungen. Diese Policen sind eine Kombination aus privater Rentenversicherung und fonds­basierter Altersvorsorge. Im Gegensatz zu klassischen Lebensversicherungen mit Garantiezins wird bei diesen Fondspolicen üblicherweise keine Mindestrendite und oft auch keine Beitragsgarantie versprochen. Dafür haben Kunden die Chance, am Laufzeitende von einer überdurchschnittlichen Rendite zu profitieren, günstige Kursentwicklung des Fonds vorausgesetzt.

Doch genau daran hakt es, wie eine Studie des Ratinghauses Feri zeigt. Die Fonds, mit denen viele Versicherer ihre Policen bestücken, ­erhalten oft nur durchschnittliche oder schwache Ratings, so die Analysten. Sie haben das aktuelle Fonds­angebot von 51 Versicherungen mit rund 2.800 Fonds sowie den Bestand an Fonds in bereits bestehenden Versicherungspolicen von 71 Versicherungen mit rund 7.100 Fonds unter die Lupe genommen.

Die Untersuchung ist die einzige zu diesem Thema, die öffentlich ­zugänglich ist. Mit ernüchterndem Ergebnis: Nur rund 46 Prozent der zurzeit angebotenen Fonds verfügen über eine mindestens gute Einschätzung von Feri. Im Bestand der Versicherungen ist der Anteil der von Feri als gut erachteten Fonds mit 41 Prozent noch geringer. Legt man statt der Feri-Bewertung die €uro FondsNote zugrunde, ergibt sich ein ähnliches Bild. Unter den zehn bei Versicherungen beliebtesten Fonds der Vergangenheit weisen nur zwei die €uro FondsNote 2 auf, die FondsNote 1 taucht in den Top Ten gar nicht auf. Ebenso sieht es bei den Fonds des aktuellen Angebots aus (siehe Tabelle). Auch hier sind mit dem Templeton Growth Fund und dem Ethna-Akiv nur zwei Fonds mit Note 2 bewertet.

Große Namen, kleines Volumen

Zwar investieren Versicherer auch in große, bekannte Fonds wie Carmignac Patrimoine oder DWS Top Dividende, die oft seit Jahren solide Renditen aufweisen. Doch das sind eben nicht immer die besten. "Viele Versicherer schenken der Qualität der von ihnen angebotenen Fonds zu wenig Beachtung. Dabei ist diese für die langfristig erzielbare Rendite des Versicherungsnehmers von zentraler Bedeutung", sagt Feri-Chef Tobias Schmidt. Immerhin, so die Studie, habe sich der Anteil der als gut erachteten Fonds im Bestand gegenüber der letzten Untersuchung 2013 um fünf Prozentpunkte verbessert.

Die Gründe für die Auswahl teils schwacher Fonds sind vielfältig. Vertriebsvereinbarungen zwischen Versicherern und Fondsanbietern spielen etwa eine Rolle, Anleger haben dann kaum Mitspracherecht bei der Produktauswahl. Auch scheuen Versicherer sich, große Namen auszusortieren, wenn die Qualität nachlässt, da dies Kunden kosten könnte.

Kritisiert wird in der Feri-Studie zudem der im aktuellen Angebot mit über elf Prozent recht hohe Anteil von Fonds mit einem Volumen von weniger als 50 Millionen Euro. "Kleinere Fonds müssen per se nicht schlecht sein. Das Risiko, dass sie wegen mangelnder Profitabilität geschlossen werden, ist allerdings nicht zu vernachlässigen", sagt Feri-Analystin Sabrina Barth. Immerhin ein Drittel aller Fonds, die 2013 im Bestand waren und ein Volumen von weniger als 50 Millionen Euro hatten, wurde geschlossen oder mit ­anderen Fonds verschmolzen. Das bedeutet Verwaltungsaufwand und Kosten, die man durch die Auswahl größerer Fonds vermeiden könnte.

Für Anleger, die über den Abschluss einer fondsgebundenen Police nachdenken, empfiehlt es sich, einen Anbieter auszuwählen, bei dem sie die Fonds für die Sparbeiträge selbst bestimmen oder zumindest aus einem großen Spektrum wählen können. Intransparente Produkte ohne Angabe der Fonds, in die investiert wird, gilt es zu meiden.

Generell gilt bei Fondspolicen: Sie sind zumeist teurer als Fondssparpläne. Denn bei Rentenpolicen fallen Kosten für Fonds, Verrentung und Versicherungsmantel an. Auf Fondsebene beeinträchtigen meist nur Ausgabeaufschlag plus laufende Verwaltungskosten die mögliche Rendite.

Am häufigsten angebotene Fonds
Rang (2015) Fonds ISIN EuroFondsNote
1 Templeton Growth LU0114760746 2
2 Carmign. Patrimoine FR0010135103 3
3 Fidelity Eur. Growth LU0048578792 3
4 BGF World Mining LU0075056555 4
4 Carmign. Investissem. FR0010148981 3
6 Ethna-Aktiv LU0136412771 2
7 M & G Global Basics GB0030932676 4
7 DWS Top Dividende DE0009848119 3
9 Pioneer Global Ecology LU0271656133 3
10 DWS Vermögensbildung DE0008476524 3

Quelle: Feri EuroRating Services

Investor-Info

Templeton Growth Fund
Langfristig orientiert

Der Templeton Growth Fund ist einer der traditionsreichsten Fonds des US-Vermögensverwalters Franklin Templeton. Er investiert vorwiegend in ­Aktien globaler Unternehmen, die nach gründlicher Einzeltitelselektion, dem sogenannten Bottom-up-Ansatz, ausgewählt werden. In den vergangenen fünf Jahren hat der Fonds um fast 100 Prozent zugelegt. Die breite Streuung auf Länder und ­Branchen macht den Fonds insbesondere für ­langfristig orientierte Anleger interessant.

BGF World Mining Fund
Zu konjunkturabhängig

Wer sein Geld vor gut fünf Jahren in den BGF World Mining Fund investiert hat, musste herbe Verluste in Kauf nehmen. Rund die Hälfte hat der Fonds, der in Aktien von Bergbau- und Metallgesellschaften investiert, an Wert verloren. Grund sind vor allem gesunkene Rohstoffpreise, die den Unternehmen zu schaffen machen. Zwar ist der Abwärtstrend seit Jahresbeginn gestoppt, als Langfristinvestment in einer Police taugt der Fonds dennoch nicht. Zu hoch sind die Risiken: Minen­unternehmen sind extrem konjunkturabhängig.

Bildquellen: Franklin Templeton Investments, Fariz Alikishibayov / Shutterstock.com