Wasserfonds: Klares Megathema
Die Versorgung mit dem kühlen Nass ist weltweit ein Problem. Über Wasserfonds können Anleger in Unternehmen investieren, die Lösungen für dieses Problem anbieten und davon profitieren.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Hierzulande reicht der Gang in die Küche, um frisches Wasser aus dem Hahn zu zapfen. Global gesehen ist diese bequeme Verfügbarkeit jedoch Luxus. Rund 800 Millionen Menschen haben gar keinen Zugriff auf sauberes Wasser und fast zweieinhalb Milliarden Menschen fehlt der Zugang zu sanitären Anlagen. Dies sind zwei der Ergebnisse der letzten Untersuchung der Vereinten Nationen zu diesem Thema.
Die Missstände sind schon lange bekannt. Bereits seit 1993 findet jedes Jahr am 22. März der Weltwassertag statt, mit dem die Vereinten Nationen auf die Probleme aufmerksam machen. Am vergangenen Freitag jährte er sich zum 20. Mal.
In diesem Jahr gewinnt das Thema zusätzliche Bedeutung dadurch, dass die Vereinten Nationen 2013 zum Jahr der Wasserkooperation ausgerufen haben. In diesem soll die länderübergreifende Zusammenarbeit bei der Nutzung von grenzüberschreitenden Süßwasserreservoiren wie Flüssen im Fokus stehen.
Schon heute ist der Zugang zu Wasser für viele Menschen schwierig. Und das Problem wird weiter an Schärfe zunehmen. 2050 sollen 9,3 Milliarden Menschen auf der Erde leben, heute sind es etwas mehr als sieben Milliarden — ein Zuwachs von einem Drittel. Den Wasserverbrauch zusätzlich in die Höhe treiben wird auch der Wandel der Lebensgewohnheiten in den Schwellen- und Entwicklungsländern — vor allem der Essgewohnheiten. Denn die erwartete steigende Nachfrage nach Fleisch und Milchprodukten anstelle von stärkebasierter Nahrung erhöht den Wasserverbrauch. Während beispielsweise die Herstellung eines Kilogramms Reis etwa 3.500 Liter Wasser erfordert, sind es bei einem Kilogramm Fleisch 15.000 Liter.
Lukrative Wasserfonds
Die Wasserversorgung ist aber nicht nur in Schwellen- und Entwicklungsländern ein heißes Thema. Jüngst erregte eine Initiative des EU-Binnenmarktkommissars Michel Barnier zur Liberalisierung des Wassermarkts die Gemüter. Durch eine neue Richtlinie sollten Kommunen dazu gezwungen werden, beim Verkauf ihrer Wasserwerke eine europaweite Ausschreibung vorzunehmen. Unter dem Schlagwort „keine Privatisierung der Wasserversorgung“ formierte sich allerdings starker Widerstand. Ende Februar gab Barnier schließlich nach und entschärfte die geplante Regelung.
Angesichts der großen Bedeutung verwundert es nicht, dass auch die Investmentbranche das Thema Wasser für sich entdeckt hat. Etwa 15 Fonds werden hierzulande angeboten, die bis zu 100 Prozent Gewinn in den vergangenen zehn Jahren abgeworfen haben. Dazu zählen sowohl aktiv gemanagte Portfolios als auch ETFs auf spezielle Wasserindizes. Die zwei aussichtsreichsten Produkte stellen wir vor (siehe Investor-Info unten).
Die Fonds kaufen Aktien von Unternehmen, die zumindest einen Teil ihres Umsatzes im Geschäft mit dem lebensnotwendigen Nass machen. Die Bandbreite der Geschäftsfelder ist riesig. Wasserversorger zählen genauso zu der Sparte wie hoch spezialisierte Technologiefirmen, die Anlagen zur Wasseraufbereitung entwickeln. Auch Unternehmen, die Rohre und Pumpen oder Bewässerungssysteme herstellen, werden von den Fonds gekauft.
Kaum weniger groß ist die Bandbreite der Investmentgrundsätze, denen die Fonds folgen. Viele, aber nicht alle Produkte kombinieren das Thema Wasser mit einem Nachhaltigkeitsansatz. Anleger, die ein ausgesprochen ökologisches Produkt suchen, sind aber nicht mit jedem Wasserfonds gut bedient. Ein genauer Blick in die Anlagerichtlinien oder auch nur in das Portfolio ist nötig, um sich ein Bild davon zu machen.
Die Fonds sehen sich zudem mit dem Vorwurf konfrontiert, mit der Ressource Wasser Geld verdienen zu wollen. Die Manager der Fonds kontern, dass das Geld der Anleger über die Investition in diverse Unternehmen dabei hilft, Wasserinfrastruktur aufzubauen oder zu verbessern.
Fest steht: Nicht alle Wasserfonds sind lupenreine Öko-Investments. Schlimm ist das aber nicht. Am Erfolg von Firmen teilzuhaben, die Wasser reinigen oder den Verbrauch senken, ist ebenso wenig verwerflich wie die Investition in Rußfilterhersteller oder Recyclingfirmen. Die Versorgung mit Trinkwasser ist jedenfalls eine bedeutende Herausforderung für die nächsten Jahrzehnte, und Anleger können von Unternehmen profitieren, die in diesem Sektor ihr Geld verdienen.
Investor-Info
Pictet Water
Bewährter Klassiker
Der Pictet Water ist der älteste und größte Wasserfonds. Bereits seit 2000 ist das Produkt der Schweizer Privatbank Pictet auf dem Markt. Weil es fast durchgehend sehr erfolgreich war, ist sein Volumen trotz des Spezialthemas mittlerweile auf 2,3 Milliarden Euro angewachsen. Manager Hans Peter Portner investiert vor allem in Unternehmen aus den Sektoren Wasserversorgung und -technologie. Dazu zählen Hersteller von Pumpen oder von Wasseraufbereitungsanlagen. Den größten Anteil haben amerikanische Titel.
Lyxor ETF World Water
Konzentriertes Nass
Im Geschäftsfeld Wasser sind ETFs eine gute Alternative zu aktiv gemanagten Fonds, weil das Investmentuniversum begrenzt ist. Ein empfehlenswertes Produkt ist der Lyxor ETF World Water. Der zugrunde liegende Index ist relativ konzentriert: Er enthält 20 Unternehmen aus der ganzen Welt, die den Hauptteil ihrer Erträge im Wassersegment erwirtschaften. Dazu zählen Versorger, Hersteller von Ausstattung für die Wasseraufbereitung und Unternehmen, die die entsprechende Infrastruktur bereitstellen. Ein großes Gewicht haben Werte aus den USA, der Schweiz und Großbritannien.