Pioneer Investments-Kolumne

Die neue Investmentwelt: Chancen und Risiken

10.12.13 08:00 Uhr

Die neue Investmentwelt: Chancen und Risiken | finanzen.net

Jahrzehntelang sorgten die Notenbanken für ein liquiditäts- und kreditgetriebenes Wachstum. Diese Zeiten sind vorbei.

Von Giordano Lombardo, Group Chief Investment Officer, Pioneer Investments

Giordano Lombardo

Die neue Investmentwelt bietet zwar nach wie vor Anlagechancen. Aber Anleger müssen sich darauf einstellen und unter anderem sehr viel stärker auf Portfoliorisiken achten. Sonst drohen Verluste.

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Wussten Sie, dass die Rendite für zehnjährige US-Staatsanleihen 1981 noch 15,8 Prozent betrug? Seitdem haben wir einen beispiellosen Rückgang gesehen – in der Spitze bis auf 1,4 Prozent. Dieser Rückgang ging einher mit steigenden Anleihekursen. Viel weiter nach unten kann es für die Renditen nun aber nicht mehr gehen. Damit ist auch das Potenzial für weitere Kursgewinne ausgeschöpft – ein 30 Jahre anhaltender Bullenmarkt bei sicheren Staatsanleihen und damit auch im Bondsegment insgesamt geht zu Ende.

Aber nicht nur auf den Anleihemarkt hatte dieser Renditerückgang Auswirkungen. Die Ausweitung der Liquidität und der Kredite durch die expansive Geldpolitik der Notenbanken hat auch die Wirtschaft stimuliert und die Aktienkurse auf immer neue Höchststände getrieben. Für Anleger bedeutet das, dass sie nun mit einem ganz neuen Investmentumfeld konfrontiert sind.

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Schwellenländer-Bonds bieten selektiv Chancen
Wie, so stellt sich die Frage, können sie in diesem Umfeld laufende reale Erträge generieren, ohne dabei zu große Risiken einzugehen? Keine Frage, Anlagemöglichkeiten gibt es. Im Anleihebereich zum Beispiel gilt es, das Blickfeld zu erweitern. Anleger sollten weltweit und in allen Anleihesegmenten nach Chancen suchen. Zum Beispiel selektiv in den Emerging Markets. Deren Staatshaushalte haben sich im vergangenen Jahrzehnt zum Teil stark verbessert. Allerdings, das hat sich im Frühjahr diesen Jahres gezeigt, sind die Risiken in den einzelnen Ländern unterschiedlich hoch.

Um die Risiken besser abschätzen zu können, haben die Emerging-Market-Experten von Pioneer Investments einen Vulnerability-Index entwickelt, der ihnen sagt, wie anfällig ein Land für Krisen ist. Aktuell sehen sie basierend darauf und auf ihrem fundamentalen Research bei Brasilien-Anleihen kurzfristig Einstiegschancen, langfristig halten sie Mexiko-Bonds für attraktiv. Im Rentenbereich lohnt zudem ein Blick auf die andere Seite des Atlantiks. Dort haben die Firmen in den vergangenen Jahren ihre Effizienz verbessert und ihre Finanzen auf solide Beine gestellt. Zudem profitiert die US-Wirtschaft von der fortschreitenden Entschuldung des Privatsektors, der allmählichen Stabilisierung des Immobilienmarktes und von niedrigeren Energiepreisen. Das macht Bonds einzelner US-Firmen noch immer attraktiv.

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Drei Szenarien für die Weltwirtschaft
Für reale Einkommen lohnt zudem ein Blick auf die Firmenlandschaft des alten Kontinents. Diesem kommt die langsame konjunkturelle Erholung, vor allem in den Euro-Krisenstaaten, zugute. Europäische Aktien sind zwar nicht mehr so günstig wie vor einem Jahr, aber sie verfügen über solide und gesunde Bilanzen und verfolgen zum Teil eine stabile und nachhaltige Ausschüttungspolitik. Darüber hinaus sind viele Firmen in ihren Bereichen Weltmarktführer, so dass sie von globalen Wachstumstrends profitieren.

Natürlich gilt es, in all diesen Bereichen sehr genau hinzusehen. Aber fast noch wichtiger ist es, bei der Portfoliokonstruktion die Transformation des Investmentumfeldes zu berücksichtigen. Denn wie es wirtschaftlich weitergeht, ist alles andere als klar. Wir bei Pioneer Investments halten drei Szenarien für denkbar. Zunächst die Rückkehr zu normalem Wachstum. Dies würde zu leicht steigenden Zinsen führen - ein Zinsanstieg aus gutem Grund. Ein Szenario, das für risikoreichere Anlagen wie Aktien positiv wäre.

Der zweite Fall ist eine fortgesetzte Instabilität. Die laxe Geldpolitik würde zu phasenweise höheren Inflationsraten führen und die Anleiherenditen und Zinsen müssten steigen. In der Folge würde eine restriktivere Geldpolitik das Wachstum abwürgen und es könnte zu einer deflationären Krise führen. Dies wäre schlecht für Aktien, aber auch für Anleihen. Die dritte Möglichkeit: Ein Szenario zwischen diesen beiden. Das Wachstum bleibt global schwach, die Inflation aber unter Kontrolle. Anleger müssten dann weiter mit hohen Kursschwankungen rechnen, der Ausblick für die Anlageklassen wäre unsicher.

Niemand weiß, wann die Zinsen steigen

Klar scheint also nur, dass das freundliche Zinsumfeld zu einem Ende kommen wird. Niemand aber weiß, wann genau und auf welche Art und Weise. Und welches der drei Szenarien daraus folgt. Es gilt deshalb für Investoren ihre Portfolios vor den daraus resultierenden möglichen Risiken zu schützen, zugleich aber flexibel genug zu bleiben, um rasch in risiko- und ertragreichere Assets wechseln zu können, wenn sich die ökonomischen Bedingungen verbessern. Anleger sollten deshalb aus unserer Sicht bei ihrer Portfoliokonstruktion bestimmte Kriterien beachten. Natürlich vor allem eine breite globale Streuung, auch unter Einbeziehung alternativer Anlageklassen. Sie sollten im Anleihebereich die gesamte Bandbreite der Anlagemöglichkeiten nutzen und bei Aktien ihr Augenmerk auf die Beachtung der Risiken, also das Management von Kursschwankungen, richten. Etwas, was Anleger zum Beispiel durch die Fokussierung auf die Ertragsseite von Dividendentiteln erreichen können.

Seit 85 Jahren ist Pioneer Investments ein Vorreiter in der Investmentbranche. Das Unternehmen ist weltweit in 26 Ländern präsent, hat über 2.000 Mitarbeiter und verwaltet in seinen Fonds ein Vermögen von rund 160 Milliarden Euro. Pioneer Investments deckt die attraktivsten Anlagemärkte der Welt ab und bietet Investmentlösungen für Privatkunden, institutionelle Investoren, Versicherungen, Pensionsfonds, Banken und Sparkassen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der europäischen Bankengruppe UniCredit.

Der obige Text spiegelt die Meinung des jeweiligen Kolumnisten wider. Die finanzen.net GmbH übernimmt für dessen Richtigkeit keine Verantwortung und schließt jegliche Regressansprüche aus.

Bildquellen: Pioneer Investments