Anleihen 2.0
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Mit sicheren Zinsanlagen lässt sich derzeit kaum noch eine reale Rendite erwirtschaften. Noch schlimmer: Nun drohen steigende Zinsen, die bei Anleihen zu Kursverlusten führen. Bondinvestoren sollten deshalb jetzt ihre Investmentstrategie anpassen und aktiv und global agieren.
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Von Giordano Lombardo, Group CIO, Pioneer Investments
In den vergangenen Jahren kannten die Renditen festverzinslicher Anlagen nur eine Richtung: nach unten. Denn auf die Finanzkrise im Jahr 2008 haben die Notenbanken der Industriestaaten angesichts von Leitzinsen nahe Null mit Maßnahmen der quantitativen Lockerung reagiert. Durch den Kauf von Staatspapieren verhinderten sie, dass deren Renditen stiegen.
Diese ‚Financial Repression‘ hat seitdem maßgeblich die Wertentwicklung von Anleihen beeinflusst. Deren Kurse stiegen, während die Renditen immer weiter zurückgingen. Zeitweise brachten Bundesanleihen nicht einmal mehr einen Ausgleich für die Inflation. Sie wiesen also eine negative Realverzinsung auf, was aus Sicht der dort investierten Anleger einen Kaufkraftverlust bedeutet.
Strukturelle Probleme ungelöst
Gelöst sind die Probleme mit den quantitativen Lockerungsmaßnahmen aber nicht. Das gilt zum Beispiel für die Eurozone. Zur Ankurbelung des langfristigen Wachstums in den Euro-Peripheriestaaten sind Strukturreformen erforderlich. Sie sind die Voraussetzung dafür, dass die Bemühungen der Europäischen Zentralbank zur Rettung der Gemeinschaftswährung und zur Wiederbelebung des Investorenvertrauens auch nachhaltig sind.
Das gilt gleichermaßen für die USA. Diese haben weiterhin mit einer hartnäckig hohen Staatsverschuldung zu kämpfen. Dazu kommt, wenn sich dort die Konjunkturerholung verfestigen sollte, die Gefahr von Zinserhöhungen. Auch wenn es sich angesichts der nach wie vor vorhandenen Probleme um einen allmählichen Prozess handeln dürfte, so will die US-Notenbank doch ihre extrem lockere Geldpolitik durch eine Verlangsamung ihrer Wertpapierkäufe, das so genannte Tapering, normalisieren.
Für Anleger ergeben sich also aktuell zwei Herausforderungen: Wie können sie in diesem Niedrigzinsumfeld ausreichende reale Erträge erwirtschaften? Schließlich befinden sich die Renditen von US-Treasuries als Referenzanlagen für kreditrisikofreie Anleihen auch nach ihrem jüngsten Anstieg noch auf historisch niedrigen Niveaus. Und wie können sie mit der Gefahr eines möglichen Zinsanstiegs umgehen?
Anleger sollten das ganze Bonduniversum nutzen
Die Lösung liegt für Investoren nach unserer Auffassung darin, im Bondbereich einen Ansatz mit möglichst wenigen Restriktionen zu wählen. Das heißt, sie sollten ihre Chancen in einem breiten Anlageuniversum suchen. Und zudem einen aktiven Ansatz im Portfolio-Management wählen, mit dem es möglich ist, auch auf einen Ausstieg aus den quantitativen Maßnahmen und eine Erhöhung der Leitzinsen durch die Notenbanken zu reagieren. Das gilt vor allem für die Steuerung des Zinsbindungsrisikos, der so genannten Duration. Die Laufzeitenstruktur richtig, dem Umfeld entsprechend, zu managen, ist entscheidend, um auch in einem Zinserhöhungszyklus keine oder nur geringe Verluste zu erleiden.
Hochzinspapiere bieten selektiv noch Chancen
Bei der Suche nach einer positiven realen Rendite bietet zum Beispiel der Sektor der hoch rentierlichen Unternehmensanleihen, so genannte High-Yield-Papiere, noch Chancen. Zwar sind diese, gemessen an den Marktchancen, als Assetklasse insgesamt inzwischen weniger attraktiv. Selektiv aber ergeben sich durch eine gründliche Einzeltitelauswahl noch immer Gelegenheiten. Und sie können bei der Steuerung des Zinsbindungsrisikos hilfreich sein – und damit eine Antwort auf die Sorge der Anleiheinvestoren bezüglich eines möglichen Ausstiegs aus der extrem lockeren Geldpolitik geben.
Aber auch die Emerging Markets sind nach wie vor attraktiv, vor allem im Bereich der Unternehmensanleihen. Für diese spricht unter anderem, dass Investoren bei gründlicher Analyse auch hier noch attraktive Titel finden können, und dass sich derzeit die fundamentalen Wirtschaftsdaten in vielen Schwellenändern verbessern. Dazu kommt, dass diese Anlageklasse in den Portfolios der meisten Investoren noch unterrepräsentiert ist.
Selbstläufer sind diese Investments allerdings nicht. Vor allem kurzfristig sollten Investoren einen vorsichtigen Ansatz fahren, da die Kursschwankungen vorerst noch hoch bleiben dürften. Doch spricht gerade auch das dafür, dass derzeit ein flexibler und aktiver Ansatz, der Chancen im gesamten Spektrum des Anleihesektors sucht, zu besseren Resultaten führt.
Seit 85 Jahren ist Pioneer Investments ein Vorreiter in der Investmentbranche. Das Unternehmen ist weltweit in 26 Ländern präsent, hat über 2.000 Mitarbeiter und verwaltet in seinen Fonds ein Vermögen von rund 160 Milliarden Euro. Pioneer Investments deckt die attraktivsten Anlagemärkte der Welt ab und bietet Investmentlösungen für Privatkunden, institutionelle Investoren, Versicherungen, Pensionsfonds, Banken und Sparkassen. Das Unternehmen ist eine Tochtergesellschaft der europäischen Bankengruppe UniCredit.
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Bildquellen: Pioneer Investments