Nachholbedarf ist da

Infrastruktur-Fonds: Branche wieder unter Strom

04.04.14 15:00 Uhr

Fonds mit Infrastrukturaktien haben wieder den Schalter umgelegt und entwickeln sich bestens. Wo der Einstieg lohnt.

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

In Deutschland wird heftig darum gerungen, wo die neue Stromtrasse gebaut werden soll, die Nord und Süd mit­einander verbindet. Ebenso heiß diskutiert wird die flächendeckende Versorgung mit Breitbandanschlüssen, die auch auf dem Land schnelles Internet garantieren sollen.

Damit steht Deutschland unter den Industrieländern nicht allein da: Beim Thema Infrastruktur geht es für diese meist um eine intelligente Energieversorgung und den Ausbau der Kommunikationsnetze. Gleichzeitig jedoch muss die vorhandene Infrastruktur erhalten werden, die je nach Land und Sektor in die Jahre gekommen ist.

Anderswo auf der Welt sind die Anforderungen an Infrastruktur grundlegender. In vielen Schwellen- und Entwicklungsländern geht es zunächst darum, Straßen und Schienen zu bauen, die den Warenverkehr erst möglich machen. Für den weiteren wirtschaftlichen Aufschwung ist das unabdingbar.

Infrastrukturmaßnahmen sind ein weites Betätigungsfeld und ein riesiger Wirtschaftssektor. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) geht davon aus, dass bis 2030 weltweit mehr als 40 Billionen US-Dollar in den Ausbau der Infrastruktur gesteckt werden müssen. Es geht dabei um Wasserversorgung, Öl- und Gaspipelines, Mobilfunkmasten oder den Betrieb von Flug- und Seehäfen - um nur einige Felder zu nennen.

Seit einigen Monaten sprechen die Anleger dem Thema wieder mehr zu als 2013. Die Gruppe der Aktienfonds, die sich auf den Sektor Infrastruktur konzentrieren, führt in diesem Jahr die Rangliste der global investierenden Produkte an. Unter den 30 besten Welt-Aktienfonds seit Jahresanfang sind alle zehn globalen Infrastrukturprodukte zu finden, die hierzulande angeboten werden. Bei rund 430 globalen Aktienfonds ist das eine extrem gute Bilanz.

Für diesen Aufschwung gibt es mehrere Ursachen. Das Team des First State Global Listed Infrastructure Fund nennt erfreuliche Unternehmenszahlen aus dem gesamten Sektor im Februar als einen Grund. Auch die Suche der Anleger nach defensiven Investments aufgrund der Sorgen um die weitere Entwicklung in den Schwellenländern habe Infrastrukturtiteln geholfen. Der Sektor gilt als defensiv, weil er nicht sehr konjunktursensibel ist.

Lohnende Gegenbewegung
Werner Richli, Manager des CS Equity Infrastructure, sieht in dem jüngsten Aufschwung eine Gegenbewegung zu der relativ schwachen Wertentwicklung 2013. "Im vergangenen Jahr blieben Infrastruktur­aktien hinter dem breiten Markt des MSCI World zurück, jetzt ist es umgekehrt", sagt er. Die Anleger hätten erkannt, dass die relative Schwäche 2013 wohl etwas zu stark ausgeprägt gewesen sei und kauften jetzt nach.

Auch das Thema Inflation hebt Richli als Grund für das Interesse vieler Investoren hervor. Investments in Infrastruktur bieten einen relativ guten Schutz gegen eine steigende Teuerungsrate, weil viele Unternehmen ihre Preise gut anpassen können.

Bei den Fonds, die im laufenden Jahr weit vorn mit dabei sind, zeigt sich eine überraschende Einigkeit von aktiv gemanagten Fonds und ETFs. Die Wertentwicklung der besten aktiven Produkte unterscheidet sich kaum von der der passiven Indexfonds. Spitzenreiter ist der First State Global Listed Infrastructure Fund mit einem Plus seit Jahresbeginn von 6,1 Prozent (siehe Investor-Info). Es folgen der DWS Invest Global Infrastructure mit 5,2 Prozent und der CS Equity Infrastructure mit 3,9 Prozent Zuwachs. Die Infrastruktur-ETFs von iShares, db X-trackers und EasyETF ordnen sich mit Wertentwicklungen zwischen 5,5 und 4,0 Prozent dazwischen ein.

Unter den zehn größten Titeln dieser Fonds finden sich einige Doppelungen. Beliebtester Titel ist der britische Strom- und Gasnetzbetreiber National Grid, der sich in allen sechs Portfolios findet. Ein hohes Gewicht in mehreren Fonds haben außerdem der US-Konzern American Tower und das kanadische Unternehmen Enbridge. Während American Tower Mobilfunkmasten betreibt, unterhält Enbridge das weltgrößte Pipelinesystem für Öl und Flüssigkeiten.

Die gute Entwicklung des Sektors dürfte sich fortsetzen - kurz- wie langfristig. "Die Investmentstory ist stabil, die Aussichten sind gut", meint Richli. Zudem sind die Bewertungen noch akzeptabel. Der Streit über den Verlauf der Stromtrasse in Deutschland wird den Megatrend jedenfalls nicht bremsen.

Investor-Info

First State global Infrastr.
Führungsposition

Der First State Global Listed Infrastructure Fund überzeugt sowohl kurz- als auch langfristig. In diesem Jahr führt er die Rangliste der global anlegenden Infrastrukturfonds an, und auch auf Fünfjahressicht ist kein Produkt besser. Weil zudem die Volatilität in den vergangenen Jahren niedrig war, trägt er als einziger Infrastrukturfonds die Note 1. Die Eurotranche (ISIN: GB 00B 2PD R28 6) entwickelte sich dank der starken Währung noch besser als die (ältere) Tranche in Britischen Pfund.

EasyETF NMX 30 Infrastruct.
Monopolstellung

Der EasyETF NMX 30 Infrastructure Global folgt der Entwicklung des gleichnamigen Index. Dieser bildet die Wertentwicklung von 30 der weltweit größten Infrastrukturunternehmen ab und ist damit relativ konzentriert. In den Index werden nur solche Firmen aufgenommen, die am Markt über eine gesicherte Monopolstellung verfügen. Nach Ansicht des ETF-Anbieters repräsentieren diese Unternehmen den Sektor am besten, da sie sich bei der Durchführung ihres Kerngeschäfts auf die Entwicklung und Kon­struktion von Infrastruktur konzentrieren.

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