Klimafonds: Im Sog des Tiefs
Die Idee, mit dem Kampf gegen die Erderwärmung reich zu werden, ist bestechend. Das Problem: Gutes tun und Geld verdienen geht bisher nur schwer zusammen.
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von Andreas Höß, €uro am Sonntag
Stärkere Stürme, heftigere Hitzeperioden, mehr Überschwemmungen: Eine alarmierende Prognose, die der Weltklimarat IPCC vor der Klimakonferenz im südafrikanischen Durban vorlegte. Dort treffen sich ab Montag die Vertragsstaaten der Klimarahmenkonferenz und des Kyoto-Protokolls und verhandeln ein weiteres Mal über die Zukunft des Klimaschutzes. Bundesumweltminister Röttgen dämpfte bereits die Erwartungen: „Durban wird weniger bringen, als notwendig ist“, sagte er im Oktober.
Die Großwetterlage deutet nicht auf einen Durchbruch im Klimaschutz hin. Vor allem die USA und China sperren sich gegen verbindliche Maßnahmen und Klimaziele. Schlechte Nachrichten für jene Staaten, die besonders stark unter steigenden Temperaturen leiden. Und schlechte Nachrichten für Anleger, die in Fonds investiert sind, die das Thema Klimaschutz spielen.
Denn die Idee, mit der Weltrettung reich zu werden, entpuppt sich als Luftschloss. Allein 2011 ist der HSBC Global Climate Change Index über 20 Prozent im Minus, seit seinem Hoch im Jahr 2007 ist er sogar um rund 50 Prozent abgestürzt. Zuvor, in den Boomjahren der Weltwirtschaft von 2003 bis 2007, war er um 170 Prozent gestiegen. Der Index bildet die Wertentwicklung jener Unternehmen ab, die am ehesten vom Kampf gegen die Erderwärmung profitieren. Ein schwammiger Begriff, der Konzerne, die zukunftsweisende Technologien entwickeln, ebenso umfasst wie Versorger, die etwas weniger Dreck in die Luft blasen als ihre Konkurrenten.
Ähnlich schlecht wie der Index haben sich viele Fonds entwickelt, die in diese Unternehmen investieren. Selbst auf längere Sicht ist ihre Bilanz meist mau. Ein Grund: Die fetten Jahre der Weltwirtschaft sind vorerst vorbei. Der wirtschaftliche Konkurrenzdruck verschärfte sich seit der Finanzkrise, die Begeisterung für den Klimaschutz flaute spätestens seit dem Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen 2009 ab. Verbindliche Emissionsgrenzen werden deshalb eher als Hemmschuh denn als Chance gesehen. Auch die Lust der leidgeprüften Anleger auf Aktien aus Branchen wie der Solarenergie sank, nachdem die überzogenen Erwartungen blasenähnliche Züge angenommen hatten. Nun werden dort Subventionen schrittweise abgezogen, die Konkurrenz ist groß, die Wettbewerbsfähigkeit aber oft noch gering.
Dennoch bleibt der Klimaschutz langfristig auch für Anleger ein spannendes Thema. Verziehen sich die dunklen Wolken über der Weltwirtschaft und den Börsen, sollte auch die klimapolitische Weitsicht zurückkehren. Das würde die Fantasie an den Börsen wieder beflügeln. Bis dahin sollten Anleger, die ein grünes Portfolio anpeilen, aber lieber auf breitere und flexiblere Nachhaltigkeitsfonds setzen. Diese waren in den vergangenen stürmischen Jahren oft erfolgreicher als die Klimafonds.