Türkei-Fonds: Starker Markt, schwierige Politik
Die Türkei hat immer wieder mit politischen Unsicherheiten zu kämpfen. Doch die wirtschaftlichen Aussichten sind gut.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Das Votum fiel eindeutig aus: Dervis Eroglu, Kandidat der Nationalen Einheitspartei, gewann am vergangenen Sonntag die Wahl zum Präsidenten des türkischen Nordteils von Zypern. Er erhielt 50,4 Prozent der Stimmen. Der derzeitige Amtsinhaber Mehmet Ali Talat kam nur auf 42,3 Prozent. Anders als Talat, der als gemäßigt gilt, steht der künftige Präsident Eroglu für eine harte Linie in der Zypern-Frage: Seine Partei fordert eine Zwei-Staaten-Lösung für die seit 1974 geteilte Mittelmeerinsel. Talat hatte sich hingegen seit 2008 um eine Wiedervereinigung bemüht.
Mit der Wahl des Hardliners Eroglu ist deshalb die Sorge um den Friedensprozess auf der Mittelmeerinsel gewachsen. Eine Lösung der Zypern-Frage ist unter anderem für Frankreich und Deutschland eine Bedingung für eine engere Zusammenarbeit der EU mit der Türkei. Die Börse in Istanbul blieb indes von der Wahl unbeeindruckt. Sie verlor zwar am vergangenen Montag um 0,1 Prozent, legte aber im Verlauf der Woche wieder zu. Einen deutlichen Effekt hatten hingegen die Spannungen zwischen der Regierungspartei AKP und dem Militär vor einigen Wochen: Der Leitindex ISE National 100 verlor damals fast neun Prozent, nachdem die Behörden hochrangige Offiziere verhaftet hatten. Sie sollen im Jahr 2003 Putschpläne gegen den türkischen Ministerpräsident Erdogan geschmiedet haben.
Sorgen ausländischer Investoren hinsichtlich der politischen Stabilität des Landes kann Ercan Güner, Chef der Aktienabteilung von HSBC Asset Management in der Türkei, zwar nachvollziehen, doch begründet seien sie nicht. Güner glaubt nicht, dass der immer wieder aufflammende Machtkampf zwischen der Regierung und dem Militär eskalieren wird. Er sieht in den Auseinandersetzungen sogar etwas Gutes: „Durch ihre ständigen Versuche, sich in die Politik einzumischen, hat die Armee an Ansehen in der Bevölkerung verloren. Die Spannungen tragen dazu bei, die Demokratie in der Türkei zu stärken“, sagt er.
Der türkische Markt hat 2009 eine famose Rally hingelegt: Um 97 Prozent legte der ISE 100 zu. Trotz des steilen Anstiegs sind türkische Aktien noch nicht teuer. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis liegt bei 12,3. Dank positiver wirtschaftlicher Aussichten ist eine Fortsetzung des Aufschwungs wahrscheinlich. Der Internationale Währungsfonds rechnet mit einem Wachstum der türkischen Wirtschaft um 5,2 Prozent in diesem Jahr. Auch 2011 sollen es Schätzungen der US-Bank JP Morgan zufolge über fünf Prozent sein. Auftrieb erhält die Wirtschaft auch durch den historisch niedrigen Leitzinssatz von 6,5 Prozent. Erst im dritten Quartal rechnet Güner mit einer leichten Erhöhung. Hinzu kommt die geringe Verschuldung des Landes. „Die Staatsschulden sollten dieses Jahr nur 49 Prozent des Bruttoinlandsprodukts ausmachen, die Schulden der privaten Haushalte nur 13 Prozent“, weiß Güner.
Ausgewählte Türkei-Aktienfonds:
DWS Türkei Aktienfonds
ISIN: LU0209404259
Wertentwicklung 1 Jahr: 119,1 %
HSBC GIF Turkey AC Aktien
ISIN: LU0213961682
Wertentwicklung 1 Jahr: 127,2 %
Magna Turkey Fund A Aktienfonds
ISIN: IE00B04R3968
Wertentwicklung 1 Jahr: 122,6 %