Wege aus der Krise
Nach all der Kritik an Immofonds – es gibt auch Positives: Strenge Kündigungsfristen für Institutionelle sollen die Anlageklasse wieder ins Lot bringen.
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von Jörg Billina, Euro fondsxpress
Normalerweise müssten Anleger die Anbieter Offener Immobilienfonds mit Geld überschütten. Schließlich nähren steigende Staatsverschuldung und anziehende Rohstoffpreise vielfach die Angst vor Inflation. Zudem sind nach der starken Aufwärtsbewegung an den Aktienmärkten Rückschläge nicht auszuschließen. Das macht Sachwerte interessant. Doch die Anleger sind nervös und ziehen Kapital ab: 81 Millionen Euro im September, 660 Millionen im Oktober.
Wer verkauft, bezweifelt, dass Immofonds der richtige Schutz gegen Geldentwertung sind. Fakt ist: Seit Oktober 2008 verweigern der DEGI Europa, der KanAm US-Grundinvest Fonds, der Morgan Stanley P2 Value und der TMW Immobilien Weltfonds die Rückgabe von Anteilen durchgängig. Zudem wurden der Degi International und der AXA Immoselect nach einer kurzen Öffnungsphase in diesem Jahr erneut dicht gemacht. Insgesamt sind neun Milliarden Euro eingefroren. Auslöser für die Schwierigkeiten der Fonds war die Finanzkrise. Sie hatte institutionelle Investoren zum Abzug hoher Summen veranlasst.
Das Ansehen leidet
Martin Stürner, Vorstand der Vermögensverwaltung PEH, bezeichnet die erneuten Schließungen als Super-GAU: "Der Imageschaden ist immens." Stürner rät zum Verkauf der betreffenden Fonds über die Börse, sofern sich der Preisabschlag in einem Rahmen von zwei bis fünf Prozent bewegt. "Die Fonds sind dicht, weil die Anbieter ernste Schwierigkeiten haben, die notwendige Liquidität sicherzustellen. Um die Anleger auszuzahlen, könnten sie zu Notverkäufen gezwungen sein, was angesichts der Lage am Immobilienmarkt zu Lasten der Rendite gehen dürfte."
Stürner rät bei Immofonds generell zur Vorsicht. "Ich will den Fonds ihre wertstabilisierende Wirkung nicht absprechen. Doch das Risiko, möglicherweise zwei Jahre nicht an mein Geld zu kommen und andere Investmentchancen zu verpassen, steht in keinem Verhältnis zum Ertrag." In den eigenen Strategien setzt Stürner als sicheren Baustein auf deutsche Staatsanleihen. "Deren Rendite liegt im Schnitt gerade mal einen Prozentpunkt unter jener der Immobilienfonds. Dafür sind sie jederzeit handelbar."
Anlegern wird zur Geduld geraten
Wolfgang Kubatzki ist hier ganz anderer Meinung: "Offene Immobilie nfonds sind immer noch das liquideste Immobilienprodukt", betont der Leiter Real Estate der Feri EuroRating Services AG. Sie seien nach wie vor das geeignete Vehikel, um das Auf und Ab anderer Anlageklassen auszubalancieren. Der Experte rät Anlegern, die ihr Geld nicht dringend benötigen, in den eingefrorenen Produkten investiert zu bleiben. Im kommenden Jahr will der Gesetzgeber für diese Investorengruppe klare Kündigungsfristen festschreiben. "Dann wird die Anlageklasse wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückfinden", glaubt Kubatzki.
Allerdings seien die Zeiten des stetigen Wachstums vorbei. Auch innerhalb der Branche werde es Veränderungen geben. "Die Fonds, die über einen starken Vertrieb verfügen und deren Immobilien überwiegend langfristig vermietet sind, werden sich am Markt durchsetzen." Und die Renditen? "Die dürften in den kommenden zwei Jahren im Schnitt zwischen drei und vier Prozent liegen."