M & G Global Basics: Neuer Chef, neues Glück?
Graham French, Chef des milliardenschweren Aktienfonds M & G Global Basics, tritt ab. Was sein Nachfolger künftig anders machen will, verrät er im Interview.
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von Christoph Platt, Euro am Sonntag
Zum Charakter, den ein Mitarbeiter bei der Fondsgesellschaft M & G haben sollte, hat Graham French eine klare Meinung: „Falls einer mit dem Ferrari zur Arbeit kommt, fliegt er raus.“ Damit drückte der langjährige Manager des M & G Global Basics einst aus, dass sein Arbeitgeber, aber auch er ganz persönlich, keine Menschen mögen, die mit ihrem Reichtum protzen. Frenchs Nachfolger, Randeep Somel, scheint in dieses Schema zu passen: Er besitzt überhaupt kein Auto. Der Brite mit indischen Wurzeln lenkt seit Montag die Geschicke des fünf Milliarden Euro schweren Fonds.
Der Fonds, eines der Flaggschiffe von M & G, zählte lange zu den Spitzenprodukten für globale Aktien (siehe Investor-Info). Vor allem sein Fokus auf den Rohstoffsektor bescherte ihm von 2003 bis 2007 enorme Wertzuwächse. Vom tiefen Sturz 2008 erholte er sich bis Ende 2010 zwar wieder. Doch seitdem tritt er auf der Stelle. In den vergangenen drei Jahren gewann er nur 2,4 Prozent an Wert.
Der Abgang von French dürfte für viele Anleger des Fonds ein Schock sein. Denn der groß gewachsene Brite war nicht nur wegen seiner Leistung als Fondsmanager geschätzt, sondern auch wegen seiner überzeugenden und ehrlichen Art. Viele Investoren blieben ihm auch während der Schwächephase der vergangenen drei Jahre treu.
Warum French nun das Handtuch wirft, ist unklar. Die Fondsgesellschaft betont, dass French die Entscheidung allein getroffen habe. In einer Videobotschaft verkündet der 47-Jährige, dass er sehr lange bei M & G gewesen und nun die Zeit gekommen sei, die Verantwortung an die nächste Generation zu übergeben. Neben dem Hinweis auf seine Familie, mit der er mehr Zeit verbringen wolle, gibt French auch Defizite zu. Für die neuen Themen, die die Schwellenländer bewegten, sei er nicht der richtige Mann. Somel, seit drei Jahren stellvertretender Fondsmanager des M & G Global Basics, kenne sich hingegen in Sektoren wie Technologie, Pharma und Finanzwerten besser aus.
Somel muss nun bei den Investoren um Vertrauen werben. Das tut der 31-Jährige wortgewandt und enthusiastisch. Doch immer wieder muss er sich auch rechtfertigen, der Richtige für die großen Fußstapfen von Graham French zu sein. In einer Telefonkonferenz erklärte er seine Strategie. Anschließend gab er €uro am Sonntag ein Interview.
€uro am Sonntag: Was wollen Sie künftig anders machen als Ihr Vorgänger, was wollen Sie beibehalten?
Randeep Somel: Die Philosophie des Fonds und der Investmentprozess werden sich nicht ändern. Wir werden weiterhin ein konzentriertes Portfolio mit etwa 50 Titeln halten. Wir werden auch künftig auf Unternehmen setzen, die vom starken Wachstum der Schwellenländer profitieren. Und wir werden wie bisher in Firmen investieren, die eine starke Marktstellung haben.
Aber einige Dinge werden Sie ändern müssen, wenn Sie den Fonds wieder flottkriegen wollen.
Es wird sicher einige Verschiebungen bei der Aufteilung des Fondsvermögens auf die verschiedenen Sektoren geben. Wir werden uns wie bisher an der Kurve der Wirtschaftsentwicklung orientieren, die Graham French vor 13 Jahren zur Grundlage des Fonds gemacht hat. Doch wir werden auf dieser Kurve etwas mehr nach oben rutschen, um mit der fortschreitenden Entwicklung der Schwellenländer Schritt zu halten.
Was bedeutet das genau?
In den ersten Jahren des Fonds hat sich French auf Sektoren wie Bergbau und Energie konzentriert, die für den Aufstieg der Schwellenländer eine wesentliche Bedeutung hatten. Zurzeit liegt der Schwerpunkt auf den Sektoren Nahrungsmittel, Industrie und Konsumgüter. Künftig werden die Branchen Gesundheitswesen, Technologie und Umwelt in den Schwellenländern eine größere Rolle spielen. Auf diese Entwicklung wollen wir auch setzen.
Gleichzeitig wollen Sie sich auf den Bergbau zurückbesinnen: Sie haben angekündigt, Aktien des Minenbetreibers BHP Billiton zu kaufen.
Wir schrecken nicht davor zurück, in den unteren Teil der Kurve der Wirtschaftsentwicklung zu investieren, wenn die Bewertungen stimmen. BHP Billiton ist ein Paradebeispiel für einen Marktführer, der vom Wachstum der Schwellenländer profitiert. Der Konzern ist an der Börse extrem niedrig bewertet, und der neue Chef setzt darauf, Geld für die Anleger zu verdienen. So etwas lieben wir. Am oberen Ende der Kurve finden wir übrigens ein Unternehmen mit ähnlichen Merkmalen, allerdings aus einer völlig anderen Branche: Microsoft.
Wie bitte, Sie kaufen Microsoft
in das Portfolio eines Fonds, der „Global Basics“ heißt?
Die Aktie passt ausgezeichnet zu unserem Fonds: An Microsoft kommt so gut wie kein Unternehmen vorbei, das Software braucht. Und der Konzern macht viel Umsatz in den Schwellenländern.
Mit dem ursprünglichen Konzept des Fonds von Graham French hat das aber nicht mehr viel zu tun.
Ich gebe zu, dass es für Graham French hart war, meiner Empfehlung zu folgen und die Aktie zu kaufen, da er seine Schwierigkeiten mit dem Technologiesektor hatte. Doch wie gesagt: Wir müssen uns weiterentwickeln. Sektoren wie Technologie, Pharma oder Umwelt, die früher im Fonds keine Rolle spielten, werden künftig stärker vertreten sein. Den Sektor Konsumgüter werden wir wohl leicht reduzieren. Insgesamt wird der Fonds etwas breiter aufgestellt sein, um die Weiterentwicklung der Schwellenländer ausgewogener abzubilden.
Wie sehr wollen Sie Graham French nacheifern, der bei den Anlegern ja sehr beliebt war?
Uns eint, dass wir an das glauben, was wir tun. Doch wir sind sehr verschiedene Menschen. Graham French nahm die Menschen für sich ein, liebte es, vor Publikum seine Ideen zu präsentieren. Für mich sind Präsentationen hingegen der schwierigste Teil meiner Arbeit. Von Graham French habe ich aber gelernt, dass es nie um dich, sondern immer um den Anleger geht. Das ist meine Richtschnur.
Investor-Info
Der Alte
Graham French
Seit fast 25 Jahren arbeitet French für die britische Fondsgesellschaft M & G. Der studierte Geograf übernahm 2000 die Leitung des M & G Global Basics, der damals nach seinen Vorstellungen umgestaltet wurde. Er erkannte frühzeitig den Aufstieg der Schwellenländer und antizipierte den damit einhergehenden Rohstoffboom. Nach seinem Rücktritt als Fondsmanager wird der 47-Jährige für sechs Monate Berater des M & G Global Basics bleiben und anschließend der Finanzindustrie den Rücken kehren.
Der Neue
Randeep Somel
Der Brite mit indischen Wurzeln kam 2005 zu M & G. Dort war er zunächst Fondsmanager-Assistent, seit 2008 dann Analyst für die Fonds M & G Global Basics, M & G Managed Growth und Vanguard Precious Metals & Mining. 2010 wurde Somel stellvertretender Fondsmanager für die beiden erstgenannten Fonds. Im Juli übernahm er die Leitung des M & G Managed Growth, am Montag die des M & G Global Basics. Der 31-Jährige ist studierter Wirtschaftswissenschaftler und ausgebildeter Finanzanalyst (CFA).
Der Fonds
M & G Global Basics
Der Fonds investiert weltweit in Unternehmen, die Güter oder Dienstleistungen in den Schwellenländern anbieten. Das Portfolio enthält rund 50 Aktien, die durchschnittlich drei bis fünf Jahre gehalten werden. Der Fokus auf Rohstofftitel bescherte dem Fonds zwischen 2003 und 2007 hohe Zugewinne. Seit 2010 entwickelt er sich jedoch seitwärts. Nun sollen ihm Sektoren wie Technologie und Finanzwerte neuen Schub geben. Anleger sollten die Entwicklung aber erst einmal beobachten.
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