Gewinne für Querdenker

Contrarian-Strategie: Was dran ist

25.02.15 16:00 Uhr

Contrarian-Strategie: Was dran ist | finanzen.net

Große Gewinne erzielen, indem man anders als die Masse agiert - das klingt gut. Einfach ist es aber nicht und Gewinne sind nicht garantiert.

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von Andreas Höß, Euro am Sonntag

Wie macht man in 35 Jahren aus nur 10.000 Euro ganze 17 Millionen? Glaubt man einer neuen Studie des Finanzdienstleister SJB, ist das Rezept simpel: Man investiert in den weltweit schlechtesten Aktienmarkt des Vorjahres und lässt das Geld dort fünf Jahre liegen, um erneut in den größten Verlierer des vorangegangenen Jahres umzuschichten. Hätte man diese Strategie von 1979 bis Ende 2014 durchgezogen, hätte man ein gigantisches Plus von 17.000 Prozent erzielt, kalkuliert SJB.

Mit 10.000 Euro Startkapital in dreieinhalb Jahrzehnten zum Multimillionär - hinter solche Rechnungen muss man viele Fragezeichen setzen. Die zugrunde liegende antizyklische Strategie ist aber bekannt: Man nennt sie Contrarian-Ansatz. "Am besten kauft man, wenn Blut auf der Straße klebt", hat Fondsmanager Mark Mobius sie einmal umschrieben. Das klingt geschmacklos und nach Wahnsinn, folgt aber einer Logik: Sind Lage und Stimmung richtig schlecht, kann es eigentlich nur noch aufwärts gehen.

Besonders Hedgefonds spekulieren mit Vorliebe so gegen die Marktmeinung. In den vergangenen Jahren machten ihre Manager allerdings eher mit markigen Sprüchen als mit exorbitanten Gewinnen auf sich aufmerksam. Aber auch immer mehr Fondsgesellschaften versuchen, Anlegern Produkte schmackhaft zu machen, die auf einen Con­trarian-Ansatz bauen.

Probleme der Contrarian-Fonds

So kam vor Kurzem der Deutsche Invest II Global Contra Strategy auf den Markt, der die globalen Börsen nach besonders stark abgestürzten Aktien absucht (siehe rechts). Sind diese aufgespürt, filtert ein Computermodell jene Unternehmen heraus, deren Geschäftsdaten es nahelegen, dass sich die Aktien besonders stark erholen. Derzeit ist das etwa das Minenunternehmen Randgold Resources, das in Afrika nach Gold schürft. Weil er neu ist, muss der Fonds aber erst beweisen, dass das Computermodell funktioniert.

Länger am Markt sind der Contrarian-Fonds von Threadneedle, der in US-Aktien investiert, und ein Produkt von Fidecum, das auf europäische Aktien setzt. Allerdings laufen beide Fonds erstaunlich ähnlich wie der breite Markt, obwohl zu­mindest das Fidecum-Portfolio von der Zusammensetzung klassischer Europa-Fonds abweicht, die häufig recht stark am Vergleichsindex kleben. Ein möglicher Grund: Der Vormarsch der physisch replizierenden ETFs. Weil diese alle Papiere aus einem Index kaufen, entwickeln sich die Aktien eines Marktes tendenziell immer ähnlicher. Das erschwert die Arbeit für Contrarians.

Dass man den Markt über Jahre schlagen kann, indem man Papiere kauft, die sonst niemand will, beweist jedoch Michael Hasenstab von Franklin Templeton. Er investierte in der Schuldenkrise in Anleihen aus Irland und Portugal, er stützte Ungarn mit Krediten und ist nun dessen größter Gläubiger und vor Kurzem hat er Anleihen aus Ghana ­gekauft, obwohl das Land massive Finanzprobleme hat. Seine Fonds hängen die Konkurrenz fast jedes Jahr ab, Fantasierenditen wie in der SJB-Kalkulation erwirtschaftet aber auch Hasenstab nicht.

Anleger, die auf besonders große Gewinne schielen, müssen ihr Schicksal also selbst in die Hand nehmen. Faustformeln können ihnen helfen, Investitionsziele aufzuspüren. So legt die Fünfjahresregel von SJB nahe, trotz Ölpreisabsturz, EU-Sanktionen, Währungseinbruch und Wirtschaftskrise Aktien aus Russland zu kaufen, dem weltweit schlechtesten Markt 2014. Möglich ist das zum Beispiel mit einem Fonds von Parvest (ISIN: LU 026 526 868 9).

Querdenken ist nicht alles
Wer solche Wetten eingeht, sollte sich aber klarmachen: Sie können schiefgehen. Auch Hasenstab verzockte sich zuletzt mit dem Kauf ukrainischer Anleihen, die im Zuge der dortigen Krise abstürzten. Und die Statistik sollte man nicht zu sehr auf seiner Seite wähnen. Hätte man anders als im Eingangsbeispiel seine antizyklische Strategie erst 1981 statt 1979 gestartet, wäre man heute kein Multimillionär. Aus 10.000 Euro wären zwar 93.000 geworden, ein Investment in den globalen Aktienindex MSCI World hätte aber etwa den doppelten Ertrag abgeworfen.

Wer gegen den breiten Markt wettet, schlägt diesen also nicht zwangsläufig. Contrarian-Strategien sollten deshalb immer nur kleine Teile des Portfolios einnehmen. Gehen sie schief, schmerzt das dann nicht weiter. Gehen sie auf, sorgen sie hingegen für ein paar Extraprozente.

Investor-Info

Templeton Gl. Total Return
Echter Querdenker

Obwohl seine Fonds das Wort Contrarian nicht im Namen tragen, gehört Michael Hasenstab zu den ­erfolgreichsten und konsequentesten Querdenkern. Vor allem mit Wetten auf Anleihen aus Irland und Portugal hat er in den vergangenen Jahren kräftig verdient. Obwohl die Ukraine-Bonds im Fonds zuletzt abstürzten, hat Hasenstabs Global Total Return Fund in den vergangenen zwölf Monaten über 20 Prozent Plus gemacht. Top-Positionen im Fonds: derzeit Südkorea, Mexiko, Uruguay und Ungarn.

Contrarian-Fonds
Kaum Mehrwert zum Markt

Auch wenn die Wertentwicklung in Ordnung ist, der Threadneedle US Contrarian Core Equities (ISIN: LU 075 743 327 0) schwimmt eher mit als gegen den Strom. Unter den zehn größten Aktien im Portfolio finden sich mit Apple, Chevron, Berkshire Hathaway und JP Morgan gleich vier Top-Ten-Werte des US-Aktienindex S & P 500. Kein Wunder, dass sich der Threadneedle-Fonds mit rund 60 Prozent Plus in zwei Jahren fast exakt so entwickelt hat wie der Vergleichsindex. Weiter vom Index weicht das Portfolio des Fidecum Contrarian Value Euroland (LU 037 021 768 8) ab. Hier machen französische Aktien fast 40 Prozent des Vermögens aus, im Stoxx 600 sind es 15 Prozent - in den vergangenen zwei Jahren war das Plus mit jeweils rund 35 Prozent jedoch fast identisch. Neu ist der Deutsche Invest II Global Contra Strategy (LU 109 246 433 5) der Deutschen AWM, der sich aber erst noch beweisen muss.

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