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Fidelity Latin America Fund - Salto. Rückwärts.

20.09.13 16:57 Uhr

Fidelity Latin America Fund - Salto. Rückwärts. | finanzen.net

Der Kursrutsch der Schwellenländerwährungen, der durch die Angst der Investoren vor einer baldigen US-Zinswende ausgelöst wurde, ging auch an Lateinamerika nicht spurlos vorbei.

Gerade der brasilianische Real, der sich über die letzten Jahre sehr stark gegenüber US-Dollar und Euro gezeigt hatte, musste kräftige Kursverluste hinnehmen. Doch die jüngste Sitzung der US-Notenbank Fed brachte eine überraschende Wende: Entgegen der Ankündigung, das massive Liquiditätsprogramm zum Jahresende allmählich herunterzufahren und das Volumen der Anleihenkäufe einzudämmen, beließ Fed-Präsident Ben Bernanke alles beim Alten. Die US-Notenbank wird weiterhin jeden Monat rund 85 Milliarden US-Dollar in die Anleihemärkte pumpen und die Politik des billigen Geldes unverändert fortsetzen. Der Salto rückwärts in der Zinspolitik sorgte an den Aktienmärkten für Euphorie. Besonders die Börsen der Schwellenländer, die zuvor überproportional unter Druck geraten waren, legten kräftig zu. Auch die zuvor in Bedrängnis geratenen Emerging-Markets-Währungen vollführten eine Kehrtwende: Der brasilianische Real (BRL) löste sich von seinen Tiefständen und konnte sich bereits rund zehn Prozent von seinem Jahrestief entfernen. Doch nicht nur von der Währungsseite kommt Unterstützung für Brasilien, den größten Aktienmarkt Lateinamerikas. Auch die jüngst veröffentlichten Wachstumszahlen überraschten positiv. So wurde in Brasilien mit einem BIP-Anstieg von +1,5% im zweiten Quartal der stärkste Wert seit dem ersten Quartal 2010 verzeichnet. Während das Plus beim privaten Konsum mit +0,3 Prozent noch recht bescheiden ausfiel, überzeugten vor allem die Unternehmensinvestitionen mit einem Zuwachs von +3,6 Prozent. Die Stabilisierungstendenzen bei Wirtschaft und Währung Brasiliens machen für Anleger einen Fonds wie den Fidelity Latin America Fund A USD (WKN 973662, ISIN LU0050427557) attraktiv. Das aus Alex Duffy und Angel Ortiz bestehende FondsManagerduo verwaltet den am 9. Mai 1994 aufgelegten Lateinamerikafonds, der aktuell über ein Volumen von umgerechnet 1,31 Milliarden Euro verfügt. Neben Brasilien liegen die geographischen Schwerpunkte des Fonds in Mexiko und Chile. Die Aktienauswahl erfolgt aufgrund einer auf Fundamentalanalysen fußenden Bottom-up-Strategie, die vorrangig nach unterbewerteten Titeln Ausschau hält. Als Benchmark wird der MSCI EM Latin America verwendet, das FondsPortfolio umfasst derzeit 51 Positionen. Über die letzten fünf Jahre konnte der Fidelity Latin America Fund eine kumulierte Wertentwicklung von +58,68 Prozent in Euro erreichen und damit seinen Referenzindex weit hinter sich lassen, der es lediglich auf eine Performance von +13,69 Prozent bringt. Wie sieht die so erfolgreiche Anlagestrategie der beiden FondsManager Duffy und Ortiz im Detail aus?

FondsStrategie. Value-Titel. Gesucht.

Der Fidelity Latin America Fund hat sich langfristiges Kapitalwachstum zum Ziel gesetzt und legt dazu mindestens 70 Prozent des FondsVermögens in Aktien von lateinamerikanischen Unternehmen an. Die Investitionen erfolgen in Titel unterschiedlichster Marktkapitalisierung und über verschiedene Branchen und Regionen hinweg. Die FondsManager Alex Duffy und Angel Ortiz betreiben aktives Stockpicking und stellen das Portfolio nach einem disziplinierten Bottom-up-Ansatz zusammen. Die Titelauswahl legt besonderen Wert auf fundamentale Researchergebnisse und sucht nach Value-Titeln, die vom Markt noch unentdeckt und günstig bewertet sind. Duffy und Ortiz bevorzugen Unternehmen mit einer starken Marktposition, gesunden Bilanzen sowie einem hohen freien Cash-Flow. Prinzipiell werden nur Aktien von Firmen ins Portfolio aufgenommen, von denen beide FondsManager gleichermaßen überzeugt sind. In den vergangenen Wochen entwickelten sich besonders die im Portfolio enthaltenen Telekommunikationstitel überdurchschnittlich, während Rohstoff- und Finanzwerte vergleichsweise schwach tendierten. Wie ist das FondsPortfolio im Einzelnen strukturiert?

FondsPortfolio. Brasilien. Führend.

In der Länderallokation des Fidelity Latin America Fund liegt Brasilien mit 45,8 Prozent Portfolioanteil unangefochten auf dem ersten Platz. Mit einigem Abstand folgt Mexiko auf Platz zwei, wo 28,8 Prozent des FondsVermögens investiert sind. Den dritten Platz belegt Chile mit 5,4 Prozent, die gleiche Gewichtung erfahren US-Titel mit starker Geschäftstätigkeit in Lateinamerika. Unterdurchschnittlich stark engagiert ist der Fonds in Kolumbien (4,9 Prozent) sowie in Peru (3,8 Prozent). Kleinere Bestände in Kanada (2,9 Prozent) sowie Panama (0,6 Prozent) runden das Portfolio ab. Gegenüber dem Vergleichsindex MSCI EM Latin America sind Aktien aus Brasilien und Chile tendenziell untergewichtet, während mexikanische Aktien eine leichte Übergewichtung erfahren. In der Branchenallokation des Lateinamerikafonds sind Finanzwerte mit 30,8 Prozent Portfolioanteil führend. Unter die Top-10-Holdings des Fonds schaffen es aus diesem Bereich die Itau Unibanco aus Brasilien sowie die mexikanische Credicorp. Den zweiten Platz in der Branchenstruktur des Fidelity-Fonds nehmen nicht zyklische Konsumgüter mit 27,8 Prozent ein. Unter den zehn größten Einzelpositionen wird der Sektor durch den Nahrungsmittelhersteller Brasil Foods sowie die brasilianische Brauerei Bebidas das Americas vertreten. Durchschnittlich stark gewichtet innerhalb des Fonds sind Rohstofftitel mit 9,6 Prozent sowie Industriewerte, die 7,8 Prozent Anteil am FondsVolumen besitzen. Zyklische Konsumgüter haben innerhalb der Branchenaufteilung einen Anteil von 7,2 Prozent. Kleinere Bestände im Bereich der Energieaktien (5,5 Prozent), bei Telekomtiteln (3,5 Prozent) sowie bei Versorgern (2,9 Prozent) runden die Portfoliostruktur ab. Die Cashquote des Fonds liegt per Ende August bei 2,4 Prozent.

FondsVergleichsindex. Korrelation. Ausgeprägt.

Für unsere unabhängige SJB FondsAnalyse haben wir den Fidelity Latin America Fund dem Dow Jones Latin America Stock Index als Benchmark gegenübergestellt. Das Ergebnis der Korrelationsanalyse mit dem Kursbarometer für den lateinamerikanischen Aktienmarkt zeigt eine ausgeprägte Übereinstimmung. Mit 0,94 liegt die Korrelation über drei Jahre auf einem hohen Niveau, für ein Jahr fällt sie mit 0,89 kaum geringer aus. Die Kursentwicklung von Fonds und Benchmark verläuft weitgehend parallel, wie auch der Blick auf die Kennzahl R² beweist. Diese liegt für drei Jahre bei 0,88, über ein Jahr nimmt sie einen Wert von 0,79 an. Damit haben sich mittelfristig 12 Prozent der FondsEntwicklung indexunabhängig vollzogen, kurzfristig sind es 21 Prozent. Hier zeigt sich, dass das FondsManagerteam kurzfristig eine stärker individuelle Länder- und Sektorengewichtung verfolgt. Der Tracking Error des Fidelity-Fonds liegt für drei Jahre bei moderaten 5,00 Prozent, auf ein Jahr geht die Spurabweichung auf 4,36 Prozent zurück. Prinzipiell besitzt der Fonds einen hohen Gleichlauf zum lateinamerikanischen Aktienmarkt. Welche Schwankungen hat er zu verzeichnen?

FondsRisiko. Volatilität. Vergleichbar.

Der Fidelity Latin America Fund hat für den letzten Dreijahreszeitraum mit 17,96 Prozent eine etwas niedrigere Schwankungsbreite als der Referenzindex aufzuweisen, der es auf eine Volatilität von 18,57 Prozent bringt. Über ein Jahr fällt die Schwankungsneigung des aktiv gemanagten Aktienfonds hingegen rund 1,6 Prozentpunkte höher als bei der von der SJB gewählten Benchmark aus: Hier beträgt die „Vola“ des Fonds 16,89 Prozent, während der Dow Jones Latin America Stock Index eine Schwankungsbreite von 15,23 Prozent an den Tag legt. Eine insgesamt vergleichbare Risikostruktur, wobei die längerfristig leicht gedämpften Volatilitätswerte des Fonds als kleiner Vorteil für das Fidelity-Produkt ausgelegt werden können. Das Risikoprofil des Fidelity-Fonds macht durch das unter Marktniveau liegende Beta weitere Punkte, das über drei Jahre einen Wert von 0,93 aufweist. Für ein Jahr liegt die Kennzahl bei 1,07 und beweist damit, dass die jüngsten Kursturbulenzen sich überproportional auf den aktiv gemanagten Fonds ausgewirkt haben. Nun ist er etwas stärkeren Wertschwankungen ausgesetzt als der breite Markt. Der rollierende Zwölfmonatsvergleich der Beta-Werte zeigt, dass das günstigere Risikoprofil überwiegend auf FondsSeite zu finden ist. Die Risikokennziffer liegt in 23 der letzten 36 betrachteten Einzelzeiträume unter dem Marktrisikofixwert von 1,00 und nimmt dabei Werte von zutiefst 0,81 an. In 13 Fällen wurde hingegen eine höhere Schwankungssensitivität verzeichnet, die mit maximal 1,17 moderat ausfällt. Letztlich überwiegen in der Beta-Analyse die Vorteile für den Fidelity-Fonds, der sich in der Mehrheit der untersuchten Zeitperioden weniger volatil präsentiert. Wie sieht es mit den Renditeleistungen aus?

FondsRendite. Alpha. Attraktiv.

Per 13. September 2013 hat der Fidelity Latin America Fund über drei Jahre eine kumulierte Wertentwicklung von -14,19 Prozent in Euro aufzuweisen, die einer Rendite von -4,97 Prozent p.a. entspricht. Ein klar besserer Wert als beim Dow Jones Latin America Stock Index, der über drei Jahre mit einer Euro-Gesamtrendite von -25,81 Prozent aufwartet, was einem Ergebnis von -9,46 Prozent p.a. gleichkommt. Beim Wechsel auf die Jahresbetrachtung erhält sich der Renditevorsprung des Fidelity-Fonds zur Benchmark lateinamerikanischer Aktien: Mit einer Jahresrendite von -7,72 Prozent fällt die Performance des Fidelity-Produktes über sechs Prozentpunkte höher als die des Referenzindex aus (DJ Latin America Stock Index: -14,27 Prozent). In beiden untersuchten Zeiträumen können die FondsManager Duffy und Ortiz mit ihrer Stockpicking-Strategie damit eine attraktive Mehrrendite zum breiten Markt erzielen. Wie schlägt sich dies in den Alpha-Werten des Fidelity-Produktes nieder? Das Alpha des aktiv gemanagten Fonds gemessen am Referenzindex liegt über drei Jahre bei 0,35 und damit klar im grünen Bereich. Noch attraktiver präsentiert sich die Kennzahl auf Jahressicht mit 0,72. Im rollierenden Zwölfmonatsvergleich über drei Jahre zeigt sich, dass der Lateinamerika-Fonds von Fidelity fast durchweg erfolgreicher als die Benchmark agierte. In 35 der untersuchten 36 Perioden gab es ein positives Alpha bis 0,86 in der Spitze zu verzeichnen – eine überzeugende Leistung des FondsManagements. Der einzige ‚Ausreißer’ findet sich im Januar 2012, wo ein leicht negatives Alpha von -0,05 generiert wurde. Insgesamt bleibt der nachhaltige Performancevorsprung zur Benchmark beeindruckend, zumal er mit einer vergleichbaren Schwankungsneigung erzielt wird – das Rendite-Risiko-Profil des Fidelity-Fonds ist ausgezeichnet.

SJB Fazit. Fidelity Latin America Fund.

Der vorübergehende Kurssturz der Schwellenländerwährungen hat auch an den lateinamerikanischen Börsen für eine Marktbereinigung gesorgt. Nach den jüngsten Kursabschlägen bieten Aktienmärkte wie Brasilien oder Mexiko wieder attraktiv bewertete Unternehmen und ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, da auch auf Seite der Fundamentaldaten Besserung in Sicht ist. Der Fidelity Latin America Fund ist genau das richtige Produkt, um von der langfristig weiter intakten Wachstumsstory der südamerikanischen Volkswirtschaften zu profitieren. Das ohne Risikoerhöhung erzielte dauerhafte Renditeplus zum breiten Markt spricht für sich.

Erläuterungen

Alpha

Ist die Kennziffer für die Renditechancen. Das Alpha beziffert jenen Teil der FondsRendite, der auf aktive Titelauswahl zurückzuführen ist. Je höher das Alpha, umso besser hat sich der Fonds im Verhältnis zum Markt entwickelt. Beispiel: Ein Alpha von 5,0 zeigt an, dass der Fonds im Vergleich zu seiner Benchmark in den gewählten Betrachtungszeiträumen einen durchschnittlichen Mehrertrag von 5,0 Prozent erzielt hat. Ein positives Alpha deutet darauf hin, dass durch aktives Portfoliomanagement eine Mehrrendite für den Investor erwirtschaftet wurde. Insofern ist die Kennziffer ein Leistungsindikator für erfolgreiches FondsManagement. Gerade im Wettbewerb mit passiven ETFs ist das Alpha das Aushängeschild für Fonds.

Beta

Gilt als Risikomaß. Das Beta ist ein Indikator dafür, wie stark die Erträge eines Fonds tendenziell auf Wertschwankungen am Markt reagieren. Die Kennzahl bemisst die relative Volatilität eines Investmentfonds in Bezug auf den Gesamtmarkt. Anders ausgedrückt: Beta ist das Resultat eines Risikovergleichs zwischen Fonds und Benchmark. Deshalb wird bei der Investmentanalyse einem Index als Repräsentant des Marktes der feste Wert Beta = 1 zugesprochen. Hat ein Fonds ein Beta von 1, ist sein Risiko identisch mit demjenigen des Index. Ein Beta > 1 bedeutet, das FondsRisiko ist überproportional, seine Wertschwankungen sind ausgeprägter. Ein unter 1 liegendes Beta lässt auf geringere Kursschwankungen eines Fonds schließen, er ist risikoärmer. Ein Beispiel: Weicht die Volatilität des Fonds um 15 Prozent nach unten ab, ist sein Beta 0,85, weicht sie 15 Prozent nach oben ab, ist es 1,15. Ein hohes Beta bedeutet potentiell höhere Erträge, aber auch ein gesteigertes Risiko. Ein niedriges Beta zeigt an, dass der Fonds potentiell geringere Erträge erzielt, dabei aber auch ein niedrigeres Risiko eingeht. Ein negatives Beta bedeutet, dass sich der Fonds gegenläufig zur Marktentwicklung verhält.

Dividendenrendite

Die Dividendenrendite ist eine klassische Kennzahl zur Bewertung einer Aktie und misst die Dividende einer Aktie im Verhältnis zum Aktienkurs zum Zeitpunkt der Ausschüttung. Sie wird in Prozent angegeben. Je höher der Wert, desto mehr Anteil an der Unternehmensleistung erhalten Aktionäre in Form der Dividende. Diese Erträge sind unabhängig von der Kursentwicklung an der Börse. Im Gegensatz zum Kurs-Gewinn-Verhältnis KGV werden hier die Erträge als Maßstab für die Rendite genommen, die tatsächlich den Anteilseignern zugute kommen. Hohe Dividendenrenditen können die starke Ertragskraft eines Unternehmens anzeigen, umgekehrt aber auch problematisch sein, da die ausgeschütteten Beträge nicht für Investitionen zur Verfügung stehen.

Information Ratio

Die Information Ratio ist eine Kennziffer zur Beurteilung der Managementqualität eines Fonds. Sie wird errechnet, indem man die Überrendite (aktive Rendite) durch das aktive Risiko teilt. Insofern ist sie das Barometer für den risikobereinigten Ertrag. Die aktive Rendite wird hierbei mit Alpha gemessen, das aktive Risiko anhand des Tracking Errors. Die Kennzahl liefert eine Aussage, ob das eingegangene Risiko durch die erzielte Mehrrendite gerechtfertigt ist. Ist die Information Ratio positiv, ist dies der Fall. Je höher der Wert, desto besser ist das Management von Rendite und Risiko des untersuchten Fonds.

Korrelation

Die Korrelation ist die Kennziffer für die wechselseitige Abhängigkeit zweier Investments. Die Korrelationskennziffer gibt Richtung und Stärke des Zusammenhangs an und liegt dabei in einer Bandbreite zwischen 1,0 für Investitionen, deren Wertentwicklung absolut gleich verläuft, und -1,0 für Investments, deren Wertentwicklung sich genau entgegengesetzt darstellt. Bei einer Korrelation von 0,0 besteht keinerlei Übereinstimmung. Die Kennzahl macht eine Aussage zur strukturellen Abhängigkeit der Wertentwicklung eines Fonds von seinem Vergleichsindex. Weisen Fonds und Index eine hohe Korrelation auf, werden sie auf dieselben Marktrisiken und -entwicklungen ähnlich reagieren. Die Korrelation sollte im Zusammenhang mit dem Beta-Faktor betrachtet werden und gibt dessen Güte an. Je höher die Korrelationskennziffer an 1 oder -1 heranreicht, desto größer ist die Aussagekraft des Beta-Faktors.

Kurs-Buch-Verhältnis (KBV)

Das KBV ist eine Kennzahl für den Substanzwert eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Buchwert je Aktie teilt. Der Buchwert der Aktiengesellschaft ergibt sich durch den Abzug der Verbindlichkeiten von der Summe der Aktiva. Die Aussagekraft der Bücher kann je nach Branche variieren und ist bei Industriefirmen beispielsweise höher als im IT-Sektor. Der Buchwert der Aktie ist das Ergebnis der Division des Unternehmensbuchwerts durch die Anzahl der Aktien. Je niedriger der Wert ist, desto preiswerter ist die Aktie. Wenn der Aktienkurs dem Buchwert entspricht, wird die Aktie zu ihrem „fairen Wert“ gehandelt.

Kurs-Cashflow-Verhältnis (KCV)

Das KCV ist eine Kennzahl der Liquidität eines Unternehmens. Man erhält es, indem man den Aktienkurs durch den Cashflow je Aktie teilt. Der Cashflow eines Unternehmens bildet die wirklichen Zahlungsflüsse in einer bestimmten Zeitperiode ab. Sein Wert gibt das Volumen der im Unternehmen für Investitionen und das Begleichen von Verbindlichkeiten vorhandenen liquiden Mittel an. Mit dem KCV kann die Entwicklung der Ertragskraft einer Aktiengesellschaft bewertet werden. Dabei gilt eine Aktie als umso preiswerter, je niedriger ihr KCV ist.

Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV)

Das KGV ist die Kennzahl der Ertragskraft eines Unternehmens. Es wird errechnet, indem man den Aktienkurs durch den Gewinn je Aktie teilt. Hier gilt: Je niedriger die Kennzahl, desto preiswerter ist die Aktie. Ein niedriges KGV wird an der Börse als Einstiegssignal in die Aktie interpretiert. Sie gilt als unterbewertet und hat Aufwärtspotenzial. Liegt das KGV eines Titels hingegen über dem Marktdurchschnitt, kann dies als Ausstiegssignal gewertet werden. Die Aktie gilt als überbewertet, die Wahrscheinlichkeit, dass ihr Kurs fällt, ist hoch. Im Falle korrigierter Gewinnerwartungen kann das KGV zu Fehlinterpretationen führen, da optisch niedrige Kennzahlen die Ertragssituation des Unternehmens nicht mehr richtig wiedergeben.

Die Kennzahl R² baut auf der Korrelation auf. Sie drückt den Prozentsatz der Bewegungen eines Fonds aus, die durch Bewegungen in seinem Referenzindex erklärt werden können. R² ist das Quadrat der Korrelation. Ein R² von 0,7 bedeutet, dass 70,0 Prozent der Entwicklung des Fonds das Ergebnis der Entwicklung des Referenzindex ist bzw. 30,0 Prozent auf die aktive Auswahl von Aktien zurückgeführt werden können. Je deutlicher die Zahl unterhalb von 1 liegt, umso unabhängiger ist der Ertrag des Fonds vom Referenzindex. R² wird genutzt, um die Aussagekraft von Beta zu bestimmen. Je höher das R², desto signifikanter das Beta, weil klar wird, wie sehr dieses auf aktivem FondsManagement basiert. R² hilft also, den Grad sowie die Qualität der FondsManageraktivität einzuordnen.

Sharpe Ratio

Die Sharpe Ratio ist ein Maß für das Gesamtrisiko eines Fonds, da sie die Rendite ins Verhältnis zum absoluten Risiko des Fonds setzt. Die nach dem Nobelpreisträger William Sharpe benannte Kennziffer misst die Überschussrendite eines Fonds pro Risikoeinheit. Dabei wird der Fonds mit dem risikolosen Geldmarkt konfrontiert. Liegt die Sharpe Ratio eines Fonds bei 0,40 und damit im positiven Bereich, ist dies ein Indiz dafür, dass die FondsInvestition rentabler ist als die Platzierung des Kapitals am Geldmarkt. Ein negativer Wert bedeutet: Der Fonds ist schlechter als der Geldmarkt. Zu beachten bei der Interpretation dieser Kennzahl ist, dass sich die Definition eines „risikolosen“ Zinses im Zuge der Finanzkrise massiv gewandelt hat. Streng genommen sind risikolose Investments gar nicht mehr existent.

Tracking Error

Der Tracking Error ist die Kennziffer für die Spurabweichung des Fonds vom Index. Sie misst, wie stark die Positionen und ihre Gewichtung im Portfolio des Fonds prozentual von denen des Index abweichen. Zur Berechnung wird die Standardabweichung der Differenzrendite zwischen dem Fonds und seiner Benchmark ermittelt. Insofern wird der Tracking Error auch als Indikator für aktives Risiko verstanden und dient neben Alpha als Grundlage für die Berechnung der Information Ratio. Je niedriger der Tracking Error, desto stärker orientiert sich der FondsManager am Vergleichsindex. Je höher der Wert ist, desto unabhängiger bewegt sich der FondsManager in seinem Markt.

Value-at-risk (VAR)

Der Begriff bezeichnet ein Risikomaß für die Wahrscheinlichkeit und den Umfang von Verlusten einer bestimmten Risikoposition (z. B. eines Portfolios von Wertpapieren) in einem gegebenen Zeithorizont. Ein VAR von 10 Mio. Euro bei einer Haltedauer von 1 Tag und einer als Konfidenzniveau bezeichneten Eintrittssicherheit von 97,5 Prozent bedeutet, dass der potenzielle Verlust der betrachteten Risikoposition von einem Tag auf den nächsten mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,5 Prozent den Betrag von 10 Mio. Euro nicht überschreiten wird. VAR wurde von J.P. Morgan entwickelt und ist heute ein Standardrisikomaß im Finanzsektor.

Gerd Bennewirtz ist als geschäftsführender Gründungsgesellschafter der SJB FondsSkyline OHG 1989 Herausgeber speziell auf Privatinvestoren zugeschnittener Newsletter. Die täglich, wöchentlich und monatlich erscheinenden Publikationen können gratis angefordert werden unter FondsEcho@sjb.de oder www.sjb.de.

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