Irritationen in Istanbul
Die Spannungen zwischen Militär und Politik belasten die türkische Börse. Ercan Güner, Manager des HSBC Turkey Equity, wittert jedoch keine schwere Krise.
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Im Vergleich zu vielen EU-Staaten, speziell zum Nachbarland Griechenland, schneidet die Türkei gut ab: Das Defizit in der Staatskasse beträgt gerade mal 5,5 Prozent und mit nur 38 Prozent des Bruttoinlandsprodukts fällt die Gesamtverschuldung deutlich geringer aus als etwa die der Bundesrepublik. „Die solide Haushaltspolitik ermöglichte es der Regierung im Krisenjahr 2009 auf Finanzspritzen des Internationalen Währungsfonds zu verzichten“, sagt Ercan Güner, Fondsmanager des HSBC Turkey Equity. „Die Stimulierung der Konjunktur mit eigenen Mitteln, Zinssenkungen sowie positive Kommentare der Ratingagenturen sorgten im vergangenen Jahr für hohe Kursgewinne“, sagt Güner.
Tatsächlich legte der türkische Leitindex 91 Prozent zu. Um satte elf Prozentpunkte schnitt Güners Fonds besser ab. „Wir konzentrieren uns auf die Aktienauswahl. Das heißt, wir analysieren die Unternehmen sehr sorgfältig, weichen von der Benchmark ab und steigen bisweilen auch bei kleineren Werten ein wie etwa beim Automobilkonzern Tofas“, erklärt der Manager die klare Outperformance.
Auf Erholungskurs
Die ökonomischen Voraussetzungen für ein weiteres gutes Börsenjahr sind eigentlich gegeben. Die Wirtschaft erholt sich zusehends und das Bruttoinlandsprodukt dürfte 2010 um über drei Prozent zulegen. „Vor allem die Exportindustrie meldet wieder gute Zahlen“, sagt Güner.
Politische Unsicherheit
Doch trotz der guten Aussichten entschlossen sich jüngst zahlreiche Anleger zum Verkauf. Auslöser waren die wieder aufgeflammten Spannungen zwischen der islamistisch-konservativen Regierungspartei AKP und dem Militär. Die Behörden hatten in den vergangenen Tagen hochrangige Offiziere verhaftet. Sie sollen im Jahr 2003 Putschpläne gegen Ministerpräsident Tayipp Erdogan geschmiedet haben. Teile der Armee wiederum verdächtigen Erdogan, der die jüngsten Wahlen mit großer Mehrheit gewinnen konnte, die verfassungsrechtlich garantierte Trennung von Politik und Religion abschaffen und den Einfluss des Militärs begrenzen zu wollen .
Güner glaubt jedoch nicht, dass der Machtkampf eskalieren könnte. „Die Demokratie in der Türkei ist nicht in Gefahr. Im Gegenteil: Die Lösung der Probleme wird die demokratischen Strukturen in unserem Land weiter stärken.“ Die Schwächephase an der Börse sollten Anleger seiner Meinung nach zum Einstieg nutzen. Die Kursgewinne dürften in diesem Jahr zwar nicht so hoch ausfallen wie 2009. Doch die Türkei sollte auch künftig zu den gewinnstärksten Schwellenländermärkten gehören.
Fazit: Wirtschaftliche Reformen, solide Haushaltszahlen, gesunde Banken, global wettbewerbsfähige Unternehmen und die EUBeitrittsverhandlungen machen türkische Aktien generell attraktiv. Mit dem HSBC Turkey Equity haben Anleger gute Chancen auf deutlich über der Benchmark liegende Renditen. Große Schwankungen sind jedoch nicht ausgeschlossen.
Fondsdaten
ISIN: LU 021 396 168 2
Verwaltungsgebühr: 1,75 %
Ausgabeaufschlag: bis zu 5,5 %
Kontakt: www.assetmanagement.hsbc.com