Bangkoks Börse in Aufruhr

von Christoph Platt, Euro am Sonntag

Abhisit Vejjajiva wusste sich nicht mehr anders zu helfen: Am Donnerstag verhängte Thailands Ministerpräsident den Ausnahmezustand über die Hauptstadt Bangkok und fünf umliegende Provinzen. Anschließend ließ er den Fernsehsender der Opposition schließen und einige Websites sperren. Zudem wurden Haftbefehle gegen sieben Oppositionsführer erlassen. Die Protestbewegung, deren Anhänger an ihren roten Hemden zu erkennen sind, ließ sich davon bislang nicht einschüchtern. Das Oppositionsbündnis UDD rief zu einer Ausweitung der Protestaktionen auch in den Provinzen Thailands auf.

Der Aktienmarkt, der sich bis zur Verhängung des Ausnahmezustands von den wochenlangen Protesten unbeeindruckt gezeigt hatte, brach am Donnerstag ein. Der thailändische Aktienindex SET gab um 3,5 Prozent nach. Noch am Tag zuvor hatte der Index seinen höchsten Stand seit Juni 2008 erklommen. Am Freitag verlor der SET weitere 0,3 Prozent. Thailands Börse gehörte bis zu diesen Rücksetzern zu den zehn besten Aktienmärkten im laufenden Jahr. „Es scheint, dass die Marktteilnehmer das Durchhaltevermögen und die Standhaftigkeit der oppositionellen Rothemden unterschätzt haben“, kommentiert Stuart Winchester, Fondsmanager des Allianz RCM Thailand, die aktuelle Entwicklung.

Trotz der zunehmenden Unsicherheit rät Winchester jedoch zur Besonnenheit: „Die jüngsten Kursrückgänge müssen im Zusammenhang mit den deutlichen Gewinnen der vergangenen vier Wochen betrachtet werden“, sagt er. Thailands Börse war seit Beginn der Proteste um mehr als zehn Prozent gestiegen. Als weiteres Zeichen, dass Panik unangebracht ist, wertet er die starke thailändische Währung: „Dass der Baht am Donnerstag zulegen konnte, ist ein Zeichen für die Widerstandskraft des Markts“, sagt er.

Anstatt die aktuellen politischen Risiken überzubewerten, verweist Winchester auf die guten Fundamentaldaten des Landes in Fernost. „Die Industrieproduktion wuchs im Jahresvergleich um 30,3 Prozent, der Leistungsbilanzüberschuss beträgt 1,5 Milliarden US-Dollar“, sagt er. Darüber hinaus verweist der Manager auf die günstigen Bewertungen thailändischer Aktien. So liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis des SET nach den jüngsten Gewinnschätzungen bei gerade einmal 11,7. Trotz der generellen Zuversicht konzentriert sich Winchester auf Unternehmen, die von der politischen Situation halbwegs unbeeinflusst sein sollten. Nicht leicht, wenn man bedenkt, dass das ganze Land von den Unruhen in Mitleidenschaft gezogen wird. Die thailändische Regierung schätzt, dass Geschäfte, Unternehmen und Hotels durch die Proteste schon Verluste von bis zu 330 Millionen Euro hinnehmen mussten. Damit bleibt Thailand derzeit eher ein Pflaster für mutige Investoren.

Ausgewählte Thailand-Aktienfonds

Allianz RCM Thailand - A - €
ISIN: LU0348798009
Wertentwicklung 1 Jahr: 110,7 %

Fidelity Thailand A USD
ISIN: LU0048621477
Wertentwicklung 1 Jahr: 90,3 %

Templeton Thailand A acc.
ISIN: LU0078275988
Wertentwicklung 1 Jahr: 97,0 %