Hedgefonds: Alternative Richtung
Unter dem Druck niedriger Zinsen suchen Investoren nach neuen Anlageklassen, die stabile Renditen versprechen.
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von Alexander Sturm, Euro am Sonntag
Was tun, wenn Anleihen kaum noch Erträge abwerfen? Wenn die Rendite zehnjähriger Bundesanleihen gar unter ein Prozent fällt und die Aktienkurse schon enorme Höhen erreicht haben? Und was, wenn zugleich die hoch verzinsten Renten aus den guten alten Zeiten auslaufen? Gerade Großanleger suchen angesichts dieser Fragen fieberhaft Auswege und wagen sich vermehrt an eine Anlageklasse, die hierzulande noch immer wenig verbreitet ist: Alternative Investments - also die Anlage jenseits traditioneller Formen wie Aktien oder Anleihen - sind auf dem Vormarsch.
Hinter dem Sammelbegriff verbergen sich neben Investments in Private Equity, Immobilien und Infrastruktur auch Absolute-Return-Fonds und Hedgefonds. Gerade Letztere, die in Deutschland keinen leichten Stand haben, legen in der Anlegergunst zu. Denn Hedgefondsstrategien haben ein Ziel: Sie sollen Investoren unabhängig von der Richtung der Börsen machen und stete Renditen bringen. Absicherung und Diversifizierung sind ihr Versprechen. Das kommt bei vielen Großanlegern gut an, aber auch bei vermögenden Privatpersonen, die Rendite suchen und zugleich die Risiken der Börse scheuen.
Rund 37 Milliarden Euro flossen in Europa im ersten Halbjahr neu in regulierte Fonds für alternative Investments, ein Plus von 20 Prozent. Auch wenn die Anlageklasse in vielen Depots kaum mehr als eine Nische besetzt: Nach Zahlen des Analysehauses Absolut Research war das der stärkste Anstieg seit 2010.
"Viele Investoren suchen seit Langem nach neuen Anlagen", sagt Marcus Storr, Hedgefondsexperte beim Vermögensverwalter Feri. Großanleger wie Versicherer, Pensionskassen und Versorgungswerke stünden unter Druck, weil sie ständig Renditen erwirtschaften müssten, während die klassische Anlage in Staatsanleihen kaum noch Geld bringe. "Je länger die Niedrigzinsphase anhält, desto schmerzhafter wird sie."
Regulierte Produkte
Allerdings investieren Profi-Anleger selbst unter Druck keinesfalls bedenkenlos in Fonds, die sich Hedgefondsstrategien bedienen. Zu sehr schrecken sie die Risiken kaum regulierter Vehikel ab, wie sie im angelsächsischen Raum weit verbreitet sind. Sie bevorzugen Produkte im Ucits-Mantel: Fonds, die in Europa aufgelegt werden und liquider sowie in Sachen Risikomanagement, Derivateeinsatz und Hebel strenger reguliert sind. Manche nennen sie flapsig "kastrierte Hedgefonds".
Die Anlagestrategien dieser Fonds sind vielfältig: Zu den weit verbreiteten zählen Long-Short-Ansätze, bei denen Manager bestimmte Aktien kaufen, zugleich andere verkaufen. So profitieren sie davon, wenn sich manche Firmen besser entwickeln als andere. Zu den besten Long-Short-Aktienfonds zählte im laufenden Jahr der F & C Real Estates Securities (ISIN: IE 00B 5N9 RL8 0), der mit Papieren von Immobilienfirmen handelt. Bei Anleihen kommt diese Strategie seltener vor, da dort Verkaufspositionen schwerer umzusetzen sind. Weit vorn lag hier etwa der Berenberg Duration Protect (DE 000 A1C ZUD 1). Er investiert in europäische Staatsanleihen und sichert sich über Derivate gegen Kursrisiken ab. Über die Haltedauer entscheidet ein quantitatives Modell.
Einige Fonds zielen überdies auf Global-Macro-Strategien - Ansätze, die gesamtwirtschaftliche Entwicklungen früh erkennen sollen und oft auf Währungen, Rohstoffe, Zinsen und Renten setzen. Gut schnitt zuletzt der Natixis H2O Multibonds (FR 001 092 337 5) ab. Andere Fonds setzen auf Event-Strategien, um von Kurssprüngen bei Firmenübernahmen zu profitieren, oder sie versuchen mit Derivaten den Börsentrends zu folgen.
Im Idealfall sichern die Produkte so das Portfolio ab und bringen selbst in fallenden Märkten noch Rendite. Eckhard Sauren, Gründer des gleichnamigen Kölner Spezialisten für Dach- und Hedgefonds, hält einen Depotanteil alternativer Investments von 20 bis 30 Prozent zur Diversifizierung für angebracht.
Unter Hunderten Produkten mit teils komplexen Strategien gestaltet sich die Wahl des richtigen Fonds für Privatanleger schwierig. Ralf Lochmüller, Mitgründer des Absolute-Return-Spezialisten Lupus alpha, rät, auf die Historie zu schauen. Fonds sollten sich mindestens fünf Jahre am Markt bewährt haben. Wie gut das gelinge, zeige der Maximalverlust der Fonds: "2013 lag der auf Sicht von fünf Jahren bei durchschnittlich zehn Prozent, während der Euro Stoxx 50 bis zu 25 Prozent verlor", so Lochmüller.
Geringe Schwankungen
Zudem sollten die Fonds weitgehend unabhängig von den Märkten agieren und den Geldmarktzins übertreffen. Das klingt nach wenig, doch rund ein Viertel aller Fonds schafft das nicht. Die Qualitätsunterschiede am Markt seien beträchtlich, sagt Lochmüller. Während manche Fonds im Niedrigzinsumfeld kaum über Minirenditen hinauskämen, erreichten andere hohe zweistellige Zuwächse. Jedoch trenne sich zunehmend die Spreu vom Weizen: Vergangenes Jahr seien mehr als 100 enttäuschende und kleine Fonds geschlossen worden.
Zu große Renditehoffnungen sollten Anleger bei alternativen Investments aber nicht haben: Fonds, die vor Turbulenzen schützen, können nicht voll ins Risiko gehen. Und viele Vehikel zielen auf konservative Investoren, sie peilen in erster Linie geringe Schwankungen an. Zwei breit aufgestellte, für Privatanleger geeignete Produkte stellt €uro am Sonntag in der Investor-Info vor.
Investor-Info
Lupus Alpha Struct. Invest
Absicherung für Aktien
Der Fonds investiert sowohl in Aktien als auch in kurz laufende Anleihen hoher Bonität mit dem Ziel, auf Jahresbasis eine absolute positive Rendite zu erzielen. Dazu werden Derivate eingesetzt, um von einem Anstieg des europäischen Bluechip-Index Euro Stoxx 50 zu profitieren und den Fonds zugleich gegen fallende Kurse abzusichern. So sollen Investoren an starken Aktienmärkten teilhaben, ohne sich Börsenschwankungen völlig auszuliefern. Die maximale Verlustgrenze des Fonds liegt bei fünf Prozent, sie wurde seit Auflage 2003 noch nie überschritten. Allerdings wird eine erfolgsabhängige Gebühr fällig.
Sauren Absolute Return A
Dachfonds für Konservative
Der Kapitalerhalt, nicht eine möglichst hohe Rendite steht beim Produkt der Kölner Dachfondsspezialisten an erster Stelle. Angestrebt wird ein steter Wertzuwachs von jährlich drei Prozent bei geringen Schwankungen. Um das Risiko zu senken, investiert das Vehikel in mehrere Fonds, zudem kann in Krisenzeiten fast die Hälfte des Kapitals in liquiden Mitteln gehalten werden. Über 70 Prozent des Portfolios stecken in Aktien- und Rentenfonds, die auf eine absolute Rendite zielen. Der Rest entfällt auf weitere Hedgefondsstrategien, die unter anderem auf Währungen, Zinsen oder Firmenübernahmen setzen. Wer mehr Rendite sucht, greift zur dynamischeren Fondsvariante (ISIN: DE 000 A1W Z3Z 8), die beispielsweise stärker auf Aktienfonds setzt.
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