Kolumne

Worin investieren professionelle Anleger heutzutage?

13.10.20 15:56 Uhr

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Worin investieren professionelle Anleger heutzutage? | finanzen.net

Rekorde trotz der Pandemie

Die Aktienmärkte scheinen auf Rekordjagd. Die Höchststände vor dem Corona-Crash sind in greifbarer Nähe, wenn nicht gar schon übertroffen. Doch Nachrichten aus der Realwirtschaft zeichnen ein anderes Bild: Die Arbeitslosigkeit sinkt nur langsam und die Welt befindet sich inmitten einer Rezession. Das lässt die Frage aufkommen: haben wir aktuell überbewertete Aktienmärkte oder befinden wir uns gar in einer Blase?

Neue Höchststände aufgrund von wenigen (Tech-)Aktien

Das Ergebnis vorweg: Der Schein hoher Börsenindizes trügt, denn so gut stehen die meisten Aktienpreise gar nicht. Zwar drehten die Aktienmärkte im März nach dem schnellsten Bärenmarkt aller Zeiten recht schnell wieder nach oben. Die große Mehrheit der weltweiten Börsen hat sich noch ganz und gar nicht erholt. Die europäischen Märkte verzeichnen im Schnitt immer noch ein Minus von ca. 12 % für das laufende Jahr.

Einzig die USA sind, wie so oft, eine Ausnahme: Der breite S&P 500 verzeichnet ein Plus von 1,77 % gegenüber dem Jahresbeginn (Stand 22.9.2020).

Aber auch hier hilft ein Blick in die Details, denn selbst in den USA können nur die wenigsten Unternehmen auf eine positive Performance für dieses Jahr blicken. Dass der S&P 500 trotzdem positiv steht, liegt an einer noch nie dagewesenen Konzentrierung der Indexgewichtung auf wenige einzelne Titel, die allesamt dieses Jahr eine Rally machten. Die fünf Werte Facebook, Apple, Amazon, Microsoft und Google (FAAMG) haben mittlerweile ein Gewicht von 23 % im S&P 500. So hätte der S&P 500 ohne die FAAMG-Aktien gar eine negative Performance von -6 % seit Jahresbeginn. Viele Anleger fragen sich daher: wie sollte ich investieren? Kann man von diesem stark verzerrten Marktumfeld vielleicht sogar profitieren?

Die große Chance - Value-Aktien

Das aktuelle Marktumfeld bietet bei genauerem Hinblick sogar eine einmalige Chance: Value Aktien sind so günstig wie selten bewertet. Denn hoch bewertete Aktien, darunter vor allem amerikanische Tech-Unternehmen wurden in der Rally der vergangenen Monate noch teurer, während günstig bewertete Unternehmen, sogenannte Value Aktien, immer günstiger wurden. Um diese Diskrepanz der Bewertung genauer zu betrachten, werfen wir einen Blick auf den MSCI World Index und den MSCI World Enhanced Value Index.

Beide Indizes bilden Aktien aus 23 Industrieländer ab, mit dem Unterschied, dass der MSCI World Enhanced Value Index Unternehmen erfasst, die als Value Aktien kategorisiert werden. Das bedeutet, dass die Aktien besonders günstige Preise im Vergleich zu Ihren Buchwerten und Gewinnen aufweisen. So haben die Unternehmen im MSCI World Enhanced Value Index ein durchschnittliches Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,4. Im Gegensatz weist der Durchschnitt im viel breiten MSCI World Index einen KGV von 24,6 auf. Auf ein noch viel höheres KGV kommen die Aktien im MSCI World Information Technology Index, der Tech-Aktien abbildet, mit 33,5.

Value-Aktien in der Langzeitbetrachtung mit besseren Renditen - im wirtschaftlichen Aufschwung lassen Sie alle anderen stehen

1992 entdeckten der Nobelpreisträger Prof. Eugene Fama und Prof. Kenneth French, dass Value-Aktien langfristig eine höhere Rendite erzielen als höher bewertete Aktien. Diese Outperformance gegenüber dem Rest des Marktes wird auch als Value Premium oder auch Factor Premium bezeichnet. Insbesondere in bestimmten Phasen der Konjunktur ist dieses Premium besonders hoch. So schlagen sich Value-Aktien im Aufschwung nach einer Wirtschaftskrise vielfach besser als bereits höher bewertete Aktien. Dem vorangegangen ist eben genau das Muster, das auch in dieser Krise erkennbar ist: Value Aktien werden zu Beginn einer Rezession von Investoren abgestraft. Letzteres ist im Zuge der Coronakrise geschehen. Vertraut man den Nobelpreis-gekrönten Anlagestrategien der professionellen Anleger, bieten darum Value-Aktien zurzeit eine große Chance.

Professionelle Investoren schichten bereits um

Eine Umfrage der Bank of America (die bis zum 10.09.2020 andauerte) unter Fondsmanagern ergab, dass die Mehrheit der professionellen Investoren die Weltwirtschaft bereits im Beginn des Aufschwungs sieht und nicht mehr in einer Rezession sieht. Die Befragten schichten daher bereits die Portfolios Ihrer Fonds und Kunden entsprechend um. Die größte Umschichtung nahmen die Investoren hierbei in Richtung von Value-Aktien vor.

Wie Sie jetzt optimal in Value investieren

Investoren sollten sich nicht von Schlagzeilen verunsichern, welche suggerieren, dass Höchststände bereits erreicht sind. Nicht die weltweiten Aktienmärkte sind auf Rekordkurs, sondern nur wenige Tech-Werte aus den USA.

Investments in Value-Aktien versprechen attraktive Renditen, da diese noch günstig bewertet sind. Darüber hinaus wurden Value-Aktien durch den Corona-Crash noch günstiger, weil Value-Unternehmen konjunktursensibel sind. Es ist daher empfehlenswert auf Factor Investing und damit auch auf Value Investing zu setzen. Sie sollten sich jedoch nie auf einen einzigen Faktor fokussieren, sondern in verschiedene Anlageklassen und Sektoren investieren, um eine hohe Diversifikation zu erreichen.

Als Chief Investment Officer leitet Fabian Knigge den Bereich Investment & Wealth Management bei Ginmon. Zuvor war er im Portfolio Management im Bereich Aktien Europa bei Union Investment tätig. Er hält einen Masterabschluss in Finance von der Bocconi-Universität Mailand und ist CFA Charterholder.

Bildquellen: Ginmon, Ginmon