Reich mit ETFs - so investieren Sie erfolgreich!
Breit streuend, kostengünstig, bequem zu handeln: Börsennotierte Indexfonds sind die ideale Basis für ein Depot und öffnen Anlegern die Tür zum langfristigen Vermögenszuwachs. Wie es geht.
von C. Platt und A. Hohenadl, Euro am Sonntag
Einmal in einem Schloss wohnen - wer hätte dagegen schon etwas einzuwenden? Edles Mobiliar, große hohe Räume und elegante Kassettentüren mit goldfarbenen Türklinken vermitteln althergebrachten Luxus.
Eigentümer eines Schlosses zu sein, wird für die meisten vermutlich ein Traum bleiben. Aber zu etwas Wohlstand lässt es sich im Lauf des Lebens bringen - sofern man das Thema Vermögensaufbau mit Ausdauer verfolgt und auf die richtigen Investments setzt.
Doch die Vielfalt der Angebote ist verwirrend. Zahllose Produkte wetteifern um den Zuspruch der Anleger und behaupten, der Schlüssel zum Erfolg zu sein. Natürlich sind längst nicht alle Investments dazu gleich gut geeignet. €uro am Sonntag will dabei helfen, den passenden Schlüssel zu finden.
Wer sich nicht mit Einzelwerten wie Aktien oder Anleihen beschäftigen möchte, sondern breit diversifizierte Produkte sucht, kommt an Investmentfonds nicht vorbei. Bei diesen gibt es zwei Gruppen: die aktiv gelenkten Fonds, bei denen ein Manager die Anlageentscheidungen trifft, und die passiven Indexfonds, kurz: ETFs. Warum Letztere sich besonders gut zur Geldanlage eignen und wie Sie in die Produkte einsteigen, erfahren Sie auf den folgenden Seiten.
Was sind ETFs?
ETFs sind Investmentfonds, die an der Börse gehandelt werden und ohne aktives Management auskommen. Sie folgen stattdessen einem Index und entwickeln sich nahezu exakt so wie das zugrundeliegende Kursbarometer. Die Abkürzung ETF steht für Exchange Traded Fund, also börsengehandelter Fonds.
Knapp 1.200 ETFs sind hierzulande verfügbar. Insgesamt bilden sie mehrere 100 verschiedene Indizes ab. Die Auswahl reicht von gängigen Kursbarometern wie dem Weltaktienindex MSCI World über spezielle Indizes für einzelne Regionen, Branchen, Anlagethemen oder Laufzeiten bis hin zu komplexen regelbasierten Kursbarometern. Für Einsteiger bieten ETFs also genauso etwas wie für Profianleger.
Wo liegen die Vorteile?
ETFs sind aus mehreren Gründen zur Geldanlage hervorragend geeignet. So wie auch aktiv gemanagte Fonds streuen sie das Risiko, indem sie ihr Vermögen auf viele Titel aufteilen. Zudem haben sie den Status eines Sondervermögens: Bei einer Pleite des Anbieters fällt das Fondsvermögen nicht in die Insolvenzmasse, sondern bleibt davon getrennt, ist also geschützt.
Daneben haben ETFs eine Reihe weiterer Vorteile. So sind Produkte auf bekannte Indizes leicht durchschaubar: Sie entwickeln sich im Gleichschritt mit dem Kursbarometer. Dessen Zusammensetzung ist allzeit bekannt und verändert sich nur in Einzelfällen, wenn Titel den Index verlassen oder aufgenommen werden. Zudem sind ETFs leicht handelbar, da sie per definitionem an der Börse gelistet sind.
Ihr größter Pluspunkt sind die niedrigen Kosten. Zum einen erheben sie keinen Ausgabeaufschlag, zum anderen sind die jährlichen Gebühren extrem niedrig. ETFs auf gängige Kursbarometer verlangen weniger als 0,2 Prozent pro Jahr und selbst speziellere Indexfonds kosten selten mehr als 0,7 Prozent. Dieser Kostenvorteil wirkt sich im Vergleich mit aktiv gemanagten Fonds beträchtlich aus.
Jahr für Jahr werden ein bis zwei Prozent Gebühren eingespart, die sich für die Anleger unmittelbar als Renditeplus bemerkbar machen. Gerade für die langfristige Geldanlage ergibt sich daraus ein gewaltiger Vorsprung.
Gibt es Nachteile?
Echte Nachteile haben ETFs nicht. Eine Sache müssen sich Anleger aber klarmachen: Mit ETFs lässt sich nicht mehr verdienen als mit dem breiten Markt, den sie in Form eines Index abbilden. Es ist also unwahrscheinlich, dass ein ETF in den Renditeranglisten ganz oben steht - meist gibt es den einen oder anderen Fondsmanager, der mit seinem Produkt durch geschickte Titelauswahl mehr herausgeholt hat als der Vergleichsindex. Diese "Langeweile" muss aber kein Nachteil sein: Denn ebenso wenig ist eine Underperformance möglich. Fondsmanager können ihre Benchmark ja auch deutlich unterbieten, bei ETFs ist das ausgeschlossen.
Ein Problem liegt nicht im Produkt ETF selbst begründet, sondern im Wesen seiner Nutzer. Anleger, die ETFs kaufen, neigen dazu, häufiger zu handeln. Und das mindert via Transaktionskosten den Anlageerfolg. Untersuchungen zeigen, dass Käufer aktiv gemanagter Fonds ihrem Produkt länger treu bleiben - unter Renditegesichtspunkten eine schlaue Wahl. Denn ein ständiger Wechsel öffnet nicht nur Fehlentscheidungen beim Markttiming Tür und Tor, sondern minimiert auch schleichend die Anlagesumme, weil Transaktionskosten fällig werden.
Wie finde ich passende ETFs?
Welcher ETF für einen Anleger geeignet ist, richtet sich zunächst nach der bisherigen Aufteilung des Vermögens. Wer zum Beispiel keine oder nur wenige Aktien besitzt und einen langen Anlagehorizont hat, sollte sein Depot mit Aktien-ETFs aufpolieren. Wer nur europäische Wertpapiere hält, sollte sein Depot um andere Regionen erweitern. Die Reihe an Beispielen ließe sich beliebig fortsetzen. Wichtig ist stets eine breite Streuung des Kapitals, um nicht vom Wohl und Wehe einzelner Investments, Anlageklassen, Regionen oder Branchen abhängig zu sein.
Wer keine Meinung zu einzelnen Ländern oder Branchen hat, die er im Depot umsetzen möchte, fährt mit stark diversifizierten Produkten am besten. ETFs auf den MSCI World etwa folgen der Entwicklung von mehr als 1.600 Aktien aus Industrieländern weltweit. Besonders US-Werte sind hoch gewichtet, weil die USA den mit Abstand größten Aktienmarkt der Welt haben. Um in aufstrebende Staaten zu investieren, empfehlen sich ETFs auf den MSCI Emerging Markets. Rund 800 Aktien aus Schwellenländern sind in diesem Index versammelt. In der PDF-Tabelle (siehe unten) finden Sie empfehlenswerte Basis-ETFs mit breiter Streuung sowie einige regelbasierte Indexfonds.
Wie wähle ich konkret aus?
Hat man sich für ein Anlagesegment entschieden, muss ein ETF ausgesucht werden. Bei gängigen Kursbarometern buhlen rund ein Dutzend Anbieter um die Gunst der Anleger. Die erste Entscheidung, die zu fällen ist, betrifft die Replikationsmethode. Einige ETFs kaufen sämtliche Wertpapiere eines Index in exakt der gleichen Zusammensetzung - dies wird als physische oder direkte Replikation bezeichnet.
Andere ETFs nutzen Swaps, um die Entwicklung des Index wiederzugeben. Dabei vereinbaren die ETF-Anbieter mit einer Bank, meist dem Mutterkonzern, dass diese dem ETF die exakte Wertentwicklung gewährleistet. Im Portfolio des ETFs stecken dann ähnliche, aber nicht die identischen Papiere wie im Index. Sicherungsgeschäfte garantieren, dass diese Vereinbarungen nicht das Vermögen des ETFs gefährden.
Beide Methoden haben Vor- und Nachteile. Swap-basierte ETFs haben es etwas leichter, die Indexentwicklung wiederzugeben, da nicht jeder kleine Titel bei Veränderungen des Börsenbarometers ge- oder verkauft werden muss. Physisch replizierende ETFs haben dagegen das "reinere" Portfolio. Beide Arten gelten als gleich sicher. Ob es unbedingt eine bestimmte Replikationsart sein muss, ist deshalb mehr eine emotionale Entscheidung.
Weiteres Kriterium bei der ETF-Wahl ist das verwaltete Vermögen. Kleine Indexfonds sollten gemieden werden, denn sie haben zwei Nachteile. Zum einen besteht bei ihnen stets eine gewisse Gefahr, dass der Anbieter sie einstellt, weil sie sich nicht rentabel bewirtschaften lassen. Das ist für die betroffenen Anleger zwar kein Beinbruch, doch allemal lästig. Denn ein neues Anlageprodukt muss gesucht werden und das zu einem Zeitpunkt, der möglicherweise nicht geplant war.
Zum anderen sind kleinvolumige ETFs oft nicht besonders liquide. Es kann also dauern, bis sich an der Börse ein Käufer findet. Hinzu kommt, dass bei weniger liquiden Investments die Differenz zwischen Kauf- und Verkaufskurs (Spread) höher ist als bei den häufig gehandelten Pendants.
Wichtiges Auswahlkriterium sind zudem die Gebühren. Der harte Wettbewerb in der ETF-Branche hat zwar mittlerweile dazu geführt, dass die Kosten bei vielen Anbietern ähnlich niedrig sind, doch manchmal gibt es noch Gebührenunterschiede, die Anleger zu ihren Gunsten ausnutzen sollten.
Wie steige ich ein?
Um in ETFs einzusteigen, ist lediglich ein Wertpapierdepot erforderlich. Der Kauf der Indexfonds erfolgt über die Börse. Anleger erteilen über ihre Filial- oder Direktbank eine Order, wie viele Anteile eines ETFs zu welchem Preis gekauft werden sollen. Nach der Ausführung der Order wandern die Anteile des ETFs in das Depot des Anlegers. Auch der Verkauf findet an der Börse statt. Ausgabe- oder Rücknahmeaufschläge entfallen, neben den Transaktionskosten wirkt sich nur der Spread kapitalmindernd aus.
Was sind Smart-Beta-ETFs?
ETF-Einsteiger sind gut beraten, mit Indexfonds erst einmal auf etablierte, breit gestreute Börsenbarometer zu setzen. Das können Aktienindizes wie der Stoxx Europe 600 oder der S & P 500 sein, aber auch Anleihebarometer wie der Barclays Global Aggregate Bond, der rund 17.000 Papiere aus mehr als 70 Ländern umfasst (siehe PDF-Tabelle unten).
Neben den klassischen Indexfonds bietet die ETF-Industrie jedoch in zunehmendem Maße auch sogenannte Smart-Beta-Produkte an. Diese können unter Umständen eine sinnvolle Ergänzung zu einem bestehenden Portfolio sein. Wie herkömmliche ETFs folgen die "smarten" Vertreter der Spezies einem Aktien-, Anleihe- oder Rohstoffindex. Allerdings ist der jeweilige Index anders zusammengesetzt als üblich.
Traditionell werden zum Beispiel bei einem Aktienindex die enthaltenen Titel nach ihrem Börsenwert gewichtet: Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung haben ein größeres Gewicht als solche mit niedriger. So soll die Bedeutung großer Konzerne für die Gesamtwirtschaft auch im Index adäquat abgebildet werden. Das klingt schlüssig, hat aber einen Haken. Denn auf diese Weise kommt Aktien, die bereits gut gelaufen sind, regelmäßig eine größere Bedeutung zu als solchen mit schwacher Entwicklung. Anders ausgedrückt: Teure Aktien werden in Indizes, die nach Börsenwert gewichten, bevorzugt.
Das ist nicht zwangsläufig schlecht, solange die Rally in diesen Titeln anhält. Sollte sich jedoch eine Blase gebildet haben (wie etwa bei Technologie- und Telekomwerten um die Jahrtausendwende) und die Märkte korrigieren, sind die Verluste entsprechend groß. Eine Möglichkeit, solchen Risiken entgegenzuwirken, sind alternativ gewichtete Indizes. Mit ihnen sollen mittel- bis langfristig bessere Erträge und/oder eine schwankungsärmere Wertentwicklung möglich sein.
Eine Strategie ist es beispielsweise, alle Titel eines Index gleich zu gewichten. So wird eine Konzentration von Kapital auf wenige Aktien vermieden und damit die Streuung und das Risikoprofil verbessert. Andere Smart-Beta-Ansätze filtern das Wertpapieruniversum breiter Indizes nach gewissen Eigenschaften der Titel und setzen es auf dieser Grundlage neu zusammen.
Ein beliebter Filter ist die Dividendenrendite von Unternehmen, ein anderer die historische Schwankungsbreite von Aktien. Am Ende erhalten dann jene Papiere das größte Gewicht im Index, deren Unternehmen hohe und nachhaltige Dividenden zahlen beziehungsweise die in der Vergangenheit am wenigsten schwankungsfreudig waren.
Ob Smart-Beta-ETFs ins Depot passen, muss letztlich jeder Anleger für sich entscheiden. Zum einen sind ihre Verwaltungsgebühren höher als bei herkömmlichen ETFs (gleichwohl immer noch deutlich niedriger als bei aktiv gemanagten Fonds), und zum anderen gibt es immer wieder Phasen, in denen eine Smart-Beta-Strategie dem Gesamtmarkt hinterherhinkt. Langfristig bieten sie jedoch gute Chancen, die Rendite eines Depots zu erhöhen.
In der Tabelle unten haben wir zwei Smart-Beta-Produkte aufgenommen, die sich auch für Einsteiger eignen.
Empfehlenswerte Indexfondsfür den Einstieg (pdf)
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ETF-Namen entschlüsselt
Lang und verwirrend - so sehen die Namen von ETFs häufig aus. Doch Anleger sollten sich nicht abschrecken lassen. Denn hinter den Bezeichnungen steckt eine Logik, die sich entschlüsseln lässt. Diese Seite bietet anhand eines Beispiels Hilfestellung. Sie kann jedoch nur grundsätzlicher Natur sein, denn jeder Anbieter hat seine eigene Diktion. Zudem können weitere Angaben dazu- kommen wie etwa "Core", wenn es sich um ein günstiges Produkt auf einen besonders beliebten Index wie DAX oder S & P 500 handelt, oder "EUR hedged", wenn ein ETF währungsgesichert ist.
Anbieter
An erster Stelle einer ETF-Bezeichnung steht der Markenname des Anbieters. Die Anbieter von Indexfonds sind häufig Tochtergesellschaften von großen Banken oder Vermögensverwaltern. Die weltweite Nummer 1 bei ETFs ist iShares, eine Tochter des US-Fondsriesen BlackRock. Eine starke Position auf dem europäischen Markt nimmt daneben der ETF-Ableger der Deutschen Bank ein. Die ehemalige Marke db X-trackers wurde vor einigen Monaten zu Xtrackers vereinfacht. Künftig sollen auch die Namen der ETFs dergestalt angepasst werden. Auf Rang 3 der größten ETF-Anbieter in Europa folgt Lyxor, eine Tochter der französischen Großbank Société Générale. Neben den Indexfonds-Riesen gibt es kleinere Anbieter wie Ossiam oder Wisdom Tree, die sich vor allem auf ETFs mit alternativen Indizes (Smart Beta) spezialisiert haben.
Nach dem Anbieter folgt bei den meisten ETFs der Name des Index, in den investiert wird. In unserem Fall ist es der Stoxx Europe 600. Er bildet die Wertentwicklung der 600 bedeutendsten Unternehmen in ganz Europa ab, also inklusive Schweiz und Großbritannien. Nicht zu verwechseln ist dieser Index mit dem bekannteren Euro Stoxx 50. Denn der bezieht sich ausschließlich auf die 50 größten Unternehmen der Eurozone. Berechnet werden beide Kursbarometer vom Indexanbieter Stoxx, der zur Deutschen Börse gehört. Weitere wichtige Indexfamilien für ETFs werden von MSCI und Standard & Poor’s (S & P) berechnet.
Indexnachbildung
Das Kürzel DR steht für "direct replication" und bedeutet, dass der ETF die Aktien des jeweiligen Index tatsächlich im Portfolio hat. Die Angabe findet sich meist nur, wenn der Anbieter diese Eigenschaft besonders hervorheben will. So gab es bei Xtrackers lange nur synthetisch replizierende ETFs. Aufgrund der hohen Nachfrage bot man zunehmend auch direkt replizierende Produkte an - und machte dies auch im ETF-Namen kenntlich.
Regulierung
In zahlreichen ETF-Namen taucht die Bezeichnung UCITS auf. Das Kürzel steht für "Undertakings for Collective Investments in Transferable Securities". Die deutsche Entsprechung lautet "Organismus für gemeinsame Anlage in Wertpapieren" (OGAW). Dahinter verbirgt sich eine EU-Richtlinie, die dem Schutz der Privatanleger dienen soll. So ist in UCITS eine Reihe von Anforderungen festgelegt, an die sich Investmentfonds in Europa halten müssen. Das betrifft etwa die Bereitstellung von Informationen oder die Diversifikation des Portfolios - ETFs dürfen höchstens 20 Prozent ihres Nettovermögens in Wertpapiere eines einzelnen Unternehmens investieren.
Anteilsklasse
Bei manchen ETF-Namen befinden sich am Ende kryptische Kürzel. Sie bezeichnen die Anteilsklasse oder Tranche eines Produkts und sind (leider) von Anbieter zu Anbieter unterschiedlich. In unserem Beispiel hat der ETF Anteilsklasse 1 (es gibt hier nur eine). Daneben erfährt der Anleger, dass der ETF die Erträge wieder anlegt. Denn das C steht für "capitalisation". Andere Anbieter verwenden dafür das Kürzel Acc ("accumulating"). Ausschüttende ETFs sind oft mit den Zusätzen D, Dis oder Dist für englisch "distributing" versehen.
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